Beim HBW Balingen-Weilstetten kann der neue Trainer Jens Bürkle den Aufstieg fast schon abhaken. Sein Kollege Hartmut Mayerhoffer von der SG BBM Bietigheim hofft dagegen auf einen traumhaften Abschied am Saisonende.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Acht Punkte Rückstand sind eine Menge Holz. So viele Zähler trennen den Absteiger HBW Balingen-Weilstetten in der Zweiten Handball-Bundesliga vom zweiten Aufstiegsplatz. Den belegt der württembergische Rivale SG BBM Bietigheim – die Überraschungsmannschaft der bisherigen Saison.

 

HBW Balingen-Weilstetten
Zumindest die nackten Zahlen lassen den Schluss zu: Bei diesem Trainerwechsel ging der Schuss nach hinten los. Als der HBW den Isländer Runar Sigtryggsson samt Assistent Eckard Nothdurft feuerte, hatte das Team von der Zollernalb 15:5 Zähler auf dem Konto. Unter Nachfolger Jens Bürkle (Vertrag bis 2020) gab es danach nur magere 8:12 Punkte. Zuletzt setzte es vier (extrem knappe) Niederlagen hintereinander. Was Bürkle zu der Erkenntnis kommen lässt: „Wir sind nicht stressresistent.“ Es ist ein Mischung aus Pech und Unvermögen, die den HBW auf den neunten Platz abrutschen ließ. „In den entscheidenden Phasen machen wir einfach zu viele Fehler“, hat auch Geschäftsführer Wolfgang Strobel festgestellt.

Den Trainer nimmt er in Schutz. „Man muss das Gesamtgebilde HBW sehen“, blickt Strobel über den Tellerrand hinaus. Es herrsche Aufbruchstimmung, da Bürkle auch den Nachwuchs immer im Blick hat: „Da ist sein Rat gefragt. Es gibt ungemein viele positive Rückmeldungen aus unserer Jugendspielgemeinschaft.“ Doch das Wohl und Wehe des Clubs hängt nun mal vom Erfolg des Aushängeschilds erste Mannschaft ab. Und da ist das Saisonziel sofortiger Wiederaufstieg in sehr weite Ferne gerückt. Strobel: „Bei acht Punkten Rückstand wäre es vermessen und unglaubwürdig, vom Aufstieg zu sprechen.“

SG BBM Bietigheim
Ganz anders stellt sich die Lage rund 100 Kilometer weiter nördlich dar. Mit 31:9 Punkten belegt das Team von Trainer Hartmut Mayerhoffer hinter Spitzenreiter Bergischer HC (38:2) und vor dem VfL Lübeck-Schwartau (28:12) Platz zwei. Der Coach schwärmt in Superlativen von seiner Mannschaft: „Wir haben eine bombastische Hinrunde gespielt. Absolut gigantisch. Nachdem wir vor der Saison einige erfahrene Kräfte verloren haben, hat damit kein Mensch gerechnet." Dem Coach gelingt es offenbar, das Maximale aus dem Team ohne überragende Einzelspieler herauszuholen. „Wir funktionieren als Mannschaft, der Teamspirit steht über allem“, sagt Mayerhoffer.

Bereits im November hat er seinen Abschied bekannt gegeben. Dass der Verein in Ralf Bader vom Drittligisten TSV Neuhausen schnell einen Nachfolger präsentierte, freut auch Mayerhoffer: „Jetzt weiß jeder, woran er ist.“ Warum der 49-Jährige nach fünf Jahren eine neue Herausforderung sucht? „Es ist einfach Zeit, etwas Neues zu machen.“ Er führe Gespräche mit Vereinen, „nicht aber mit Frisch Auf oder dem TVB Stuttgart“, wie er auf Nachfrage versichert.

Er sieht die (finanziell) eingeschränkten Möglichkeiten in Bietigheim, wo aufgrund des eigenen Frauen-Bundesliga-Starensembles nicht alle Kräfte gebündelt werden. Anders etwas als beim TVB, dem HC Erlangen oder dem TuS N-Lübbecke. Und selbst diese Clubs, die weitaus professionellere Strukturen vorweisen, tun sich schwer, sich in der Bundesliga zu halten. Wie sollte dies dann der SG BBM gelingen? 2015 stiegen die Bietigheimer als weit abgeschlagenes Schlusslicht sofort wieder ab. Mayerhoffer will den Club zum zweiten Mal nach oben führen. Mit der dann folgenden Herkulesaufgabe Klassenverbleib müsste er sich nicht mehr auseinandersetzen.