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Filder-Zeitung

Wahrheit und Legenden von Plattenhardt

In der langen Geschichte von Plattenhardt gibt es viele Sagen und echte Verbrechen.

Wahrheit und Legenden von Plattenhardt

Der Schnecken ist das wohl älteste Gebäude in Plattenhardt. Das Haupthaus wurde laut Jahresringuntersuchung der Holzbalken im Jahr 1553 errichtet. Foto: Stadtarchiv Filderstadt

Der Ursprung des kernigen Spitznamens für "Messerstecher" die Plattenhardter, erklärte Filderstadts Stadthistoriker Nikolaus Back anlässlich seiner Recherchen für die Ortschronik zum 750-Jahr-Jubiläum 2019, sei kaum zu ergründen. Aber den Dorfbewohnern sei der ,,Ruch der Gewalttätigkeit" angehangen, sagt Back. ,,1913 haben zwei Wilderer einen Förster umgebracht. Das hat Aufsehen erregt."

Während dieses Verbrechen tatsächlich geschah, hat Martin Bürkle aus Plattenhardt, der 1890 in die USA auswanderte, mehrere Legenden und Sagen in Erinnerung an seine Zeit in Plattenhardt niedergeschrieben. Etwa die vom ,,Bösen Mann vom Schnecken".

Der Schnecken ist das wohl älteste Gebäude in Plattenhardt, das Haupthaus wurde laut Jahresringuntersuchung der Holzbalken im Jahr 1553 errichtet. Seinen Namen verdankt das denkmalgeschützte Haus einer spiralförmigen Wendeltreppe, schwäbisch Schnecken, in einem angrenzenden Turm.

Der Legende nach soll dort vor mehreren Jahrhunderten ein Tyrann gelebt haben, den die Dorfbewohner aufgrund seiner Hartherzigkeit und Brutalität schlicht den „bösen Mann vom Schnecken" nannten.

Immerhin gibt es ein schluchtartiges Waldstück zwischen Häfner-Neuhausen und Burkhardsmühle, das ,,Bösemann-Biegel" heißt, weil der Ritter hier besonders oft gejagt habe. Um ihn rankt sich die Geschichte, dass die Dorfbewohner während einer Hungersnot ihn angefleht haben, etwas aus seinen reichlich gefüllten Kammern und Scheunen herauszugeben.

Doch der Ritter verhöhnte die Bittenden: Er ließ die Menschen an einem gedeckten Tisch Platz nehmen, setzte ihnen aber einen alten Ritterhelm mit fixiertem, herabgelassenem Visier auf, sodass sie die Speisen zwar sehen, aber nicht essen konnten. Anschließend ließ er die kraftlosen Dorfbewohner von blutrünstigen Hunden hinausjagen.

Ein alter Mann, der von den Hunden zu Tode gebissen wurde, verwünschte den herzlosen Ritter. Und deshalb verwandelte sich laut Sage zur Strafe sämtliches Essen, das der Ritter verspeisen wollte, in Stein. In seiner Verzweiflung biss der ,,böse Mann" ein Stück vom steinernen Brot ab und erstickte daran. Eine weitere Sage kreist um die steinernen Sühnekreuze an der alten Straße nach Bernhausen. Demnach soll im frühen Mittelalter, so um das Jahr 1100 in Plattenhardt ein Schloss gestanden sein, in dem ein Edelmann mit sechs Söhnen gehaust haben soll, von denen fünf ein gottvergessenes Leben führten, wie es heißt.

Auf dem Heimweg von einem Turnier, bei dem der gutmütige brave Junker den silbernen Siegeskranz errang, soll es am Platz der heutigen Linde zur offenen Fehde unter den Brüdern gekommen sein. Sie hätten ihre Schwerter gezogen und sich bekämpft, bis einer um den anderen ,,totwund zusammensank".

Der Vater sei aus Gram darüber ,,am Schlagfluss" gestorben, das Schloss spurlos zerfallen. Auf dem Kampfplatz aber seien sechs Kreuze errichtet worden zur ewigen Erinnerung an diesen traurigen Vorgang. Eva Herschmann

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