Friedrich Schiller hat in seinen Stuttgarter Jahren das Bildungsbürgertum der Stadt um sich versammelt, daraus wurde vor 200 Jahren der Stuttgarter Liederkranz gegründet. Das wird jetzt gefeiert, zunächst mit mehreren Stadtrundgängen in diesem Jahr.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Es gibt einen neuen Stadtrundgang durch Stuttgart: „Schiller – Der Liederkranz – Die Stadt“ heißt der und seine Premiere ist an diesem Samstag, dem 24. Februar um 14 Uhr. Das ist natürlich ein kultureller Spaziergang kompakt zum Anlass der Jubiläumsfeierlichkeiten des Stuttgarter Liederkranzes, der vor 200 Jahren gegründet wurde. Da gibt es noch einige Gelegenheiten zum Feiern im Lauf dieses Jahres, doch zuerst will die Stadt zu Fuß erobert werden.

 

Die Liederhalle als Heimstätte

Und das findet naheliegenderweise zwischen den zwei großen Fixsternen des Stuttgarter Konzertlebens statt: Der Oper, wo die Führung beginnt, und schließlich der Liederhalle, von Anfang an die Heimstätte des Liederkranzes. Und dazwischen gibt es jede Menge Friedrich Schiller. Denn dessen Aktivitäten als junger Carlsschüler kann man ruhig als Vorbereitung für jene Initiative werten, die 1824 in die Gründung des Stuttgarter Liederkranzes mündete. „Er hat das Bildungsbürgertum der Stadt in regelmäßigen Treffs zusammengebracht“, so Stephan Oehler, Geschäftsführer des Liederkranzes, der die Stadtrundgänge leiten wird.

Die weiteren Stationen sind also naheliegenderweise der Akademiegarten hinter dem Neue Schloss, wo einst die Carlsschule stand, der Schlossplatz, der Schillerplatz mit dem Schiller-Denkmal, der Wilhelmsbau, wo Schiller einst wohnte. Was es da alles zu erzählen gibt, wird hier nicht verraten. Es ist auf jeden Fall höchst interessant. Und Oehler legt Wert darauf, dass seine Erläuterungen auch bestens verstanden werden von den Teilnehmern. „Wir haben einen Testlauf gemacht und festgestellt: Samstags auf der Königstraße, das geht gar nicht als Stadtführung“, so Oehler. Also geht es als Alternative die Kronprinzstraße entlang.

150 Jahre Sinfonieorchester des Liederkranzes

Und nach zwei bis zweieinhalb Stunden Führung dann schließlich das Finale und der Ruhepunkt im Schubertsaal der Liederhalle. Die Liederhalle war von Anfang an die feste Heimstätte des Liederkranzes, 1864 war diese erste Liederhalle bezugsfertig, ungefähr auf dem Areal von heute. Mehr als 2000 Besucher hatten darin Platz, so viel wie im aktuellen Festspielhaus in Baden-Baden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Gelände und Ruine an die Stadt verkauft, einen Wiederaufbau konnte der Liederkranz damals nicht stemmen aus eigener Kraft. Das hat dann die Stadt übernommen in der heute vertrauten Form, doch die Liederhalle ist die Heimstatt des Liederkranzes geblieben mit dem Schubertsaal im Zentrum. Dies alles und noch viel mehr erfahren die Teilnehmer zum Abschluss des Rundgangs in der Liederhalle. Das Sinfonieorchester des Liederkranzes gibt es zwar noch nicht seit 200 Jahren, aber auf eine Geschichte von 150 Jahren kann es auch schon zurückblicken. Seit 1995 wird es von Ulrich Walddörfer geleitet, der zunächst die komplette musikalische Leitung des Stuttgarter Liederkranzes hatte. Da hat er große Opern- und Konzertprogramme erarbeitet mit Publikumslieblingen wie die Verdi-Oper „Nabucco“, dessen „Messa da Requiem“, „Norma“ von Bellini, „Fausts Verdammnis“ von Berlioz, das „Deutsche Requiem“ von Brahms, „Mosé“ von Rossini oder „Mefistofele“ von Boito.

Auf dem Programmzettel zum Jubiläumskonzert am Sonntag, den 3. März, um 19 Uhr im Mozartsaal der Liederhalle stehen wieder zwei Publikumslieblinge: Tschaikowskys fünfte Sinfonie sowie dessen Erstes Klavierkonzert mit dem Solisten Alexander Sonderegger.