Allein die Personalkosten für den Großeinsatz der Polizei bei der Facebook-Party in Backnang werden auf mehr als 100.000 Euro geschätzt. Jetzt wird nach den Verantwortlichen gefahndet.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Die Facebook-Party am Wochenende in Backnang soll ein Nachspiel haben. Wie berichtet, hatten sich am Samstagabend rund 1000 Jugendliche am Bahnhof getroffen und waren trotz eines Verbots der Stadt in Richtung des verabredeten Treffpunkts, ein Grillplatz im örtlichen Plattenwald, gezogen. Angesagt hatten sich über die Internetplattform mehr als 20.000 Partygäste. Zwar hat ein Großaufgebot von Polizei, Ordnungs- und Rettungskräften eine Eskalation des Treffens von zum Teil stark alkoholisierten Jugendlichen verhindert, doch genau dieser Aufwand soll den Verursachern jetzt in Rechnung gestellt werden. Eine genaue Kalkulation gibt es noch nicht, doch der Waiblinger Polizeisprecher Klaus Hinderer ist sicher, dass unter dem Strich eine Eurozahl „jenseits der 100.000“ stehen wird. Allein die Polizei hatte gut 300 Kräfte bereitgehalten.

 

Noch ist jener Anonymus nicht identifiziert, der unter dem Pseudonym „Project X Stuttgart“ auch noch für die Massenparty geworben hatte, als diese per Allgemeinverfügung von der Stadt Backnang längst untersagt worden war. Doch die Polizei ist „guter Dinge“, dass man ihm auf die Schliche kommen wird. Ein Ermittlungsersuchen in die USA, wo Facebook die Nutzerdaten gespeichert hat, ist gestellt. Die Waiblinger Polizeidirektion hat nach dem Amoklauf von Winnenden bereits Erfahrung mit derlei Verfahren gemacht. Inwieweit der Verursacher dann tatsächlich in Regress genommen werden kann, müsse freilich noch geprüft werden.

16 Straftaten angezeigt

Im Vergleich zu dem, was zu befürchten war, klingt die Schadensbilanz nach der Party, die auch durch ein heftiges Unwetter gegen 21 Uhr abrupt beendet wurde, noch recht harmlos. Insgesamt 16 Straftaten wurden bisher angezeigt, vier Körperverletzungen und zwölf Sachbeschädigungen. Der materielle Gesamtschaden der gemeldeten Vorfälle liegt bei etwa 2000 Euro.

Klaus Hinderer ist ein erfahrener Polizeibeamter. Doch eine solche Veranstaltung hat er zum ersten Mal erleben müssen. Natürlich sei die Altersgruppe schon lange nicht mehr seine Generation, aber er sei doch ein wenig entsetzt gewesen, wie stark die Teenager zum Teil angetrunken gewesen seien. Ein Kollege vom Backnanger Revier bekam dies bei einer vorübergehenden Festnahme unangenehm zu spüren. Statt Antwort zu geben, habe sich ein Jugendlicher bei seiner Vernehmung völlig unkontrolliert übergeben.

Während die Partypropageure noch am selben Abend überlegten, eine Wiederauflage am gleichen Ort – Arbeitstitel Backnang-2.0 – zu initiieren, haben sie ihre Seite am Dienstag doch lieber aus dem Verkehr gezogen. Geblieben vom „Project X Plattenwald“ ist in Facebook derweil eine knapp 70-köpfige Gruppe, die zusammengeführt hat, nicht dabei gewesen zu sein – und in der Mehrheit auch froh darüber zu sein scheint. Ein Eintrag von Esther: „Ich möchte keine dieser Jugendlichen sein, die unsere Generation, ich sag jetzt einfach mal etwas krass‚ in den Dreck zieht’“.