Die Deutschen trinken immer weniger Wein. Dennoch bleibt die Möglinger Weingärtner-Zentralgenossenschaft zuversichtlich. Sie konnte Absatz und Umsatz erhöhen. Ein Problem ist aber die jüngere Generation.

Möglingen - Die Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG) aus Möglingen kann nach den Rückgängen der vergangenen Jahre für 2018 wieder Wachstum bei Absatz und Umsatz verzeichnen. Mehr als 28 Millionen Liter Wein verkaufte die WZG, eine Steigerung um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz stieg um 2,6 Prozent auf knapp 88,5 Millionen Euro. Diese Zahlen stimmen den Vorstandsvorsitzenden Dieter Weidmann optimistisch, wie er jetzt bei der Vorstellung der Bilanz sagte. Ende dieses Jahres wird er nach dann 26 Jahren im Vorstand der WZG in den Ruhestand gehen. Seinen Nachfolger Uwe Kämpfer erwartet ein heftig bewegter Markt.

 

„Die Perspektiven für Winzer sind bei Weitem nicht rosig“, sagt Weidmann. Das liege vor allem am Preisdruck: Wichtigster Abnehmer der WZG seien große Supermarktketten, die aber die Preise drückten. Gleichzeitig verzeichne Deutschland zwar 16 Prozent des EU-weiten Weinkonsums, aber nur 6 Prozent der Produktion. Die Württemberger müssten daher mit Weinen aus der ganzen Welt konkurrieren. Das führe zu einem harten Verdrängungskampf, erklärt Weidmann. Eine weitere Schwierigkeit bei der Weinvermarktung ist der veränderte Umgang der Verbraucher mit Alkohol: Die Weintrinker werden weniger, da „Alkohol politisch und gesellschaftlich in der Kritik steht“, sagt Weidmann. Insbesondere die jüngere Generation unter 40 verzichte immer häufiger auf Alkohol. In ihr sieht die WZG aber potenzielle Kunden, die es noch zu erreichen gelte. Zum Beispiel mit dem 2017 eingeführten „Rosé Royal“, der gezielt Frauen zwischen 30 und 50 ansprechen soll oder mit alkoholfreien Produkten.

Vom Wetter her ein bisher entspanntes Jahr

Außerdem wollen die Möglinger die Produktion optimierten. „Wegen des hohen Preisdrucks müssen wir auf der Produktionsseite versuchen, jeden Cent rauszunehmen“, sagt Weidmann. Der Verdrängungskampf auf dem Weinmarkt mache es nur schwer möglich, höhere Produktionskosten oder die Inflation über den Verkaufspreis auszugleichen.

Trotz aller Widrigkeiten blickt die Zentralgenossenschaft optimistisch auf das laufende Geschäftsjahr. Die Weingärtner erwarten demnach erneutes Wachstum, die Zahlen der ersten vier Monate des Jahres seien vielversprechend. In Süddeutschland seien württembergische Weine nach wie vor Marktführer.

Auch das Wetter spielt den Wengertern in diesem Jahr bislang in die Karten. Während der vergangene Rekordsommer für eine ungewöhnlich frühe Lese sorgte, erwarten die Weingärtner ein entspanntes Jahr 2019. „Natürlich kann noch viel passieren, wir sind noch am Anfang des Weinjahres“, sagt Weidmann.

Ein Hoch auf den Trollinger

Das Flaggschiff der WZG sollen auch künftig die typisch württembergischen Rebsorten bleiben, insbesondere Trollinger, Lemberger, Spätburgunder und Samtrot. In ihnen sieht Weidmann ein wichtiges Pfund, mit dem die Genossenschaft gerade in Verhandlungen mit großen Abnehmern wuchern könne. „Diese Reben sind unsere Stärke“, sagt er. „Jeder Abnehmer will immer einen Rabatt oder besonders günstige Konditionen für sich herausschlagen. Aber auf württembergischen Wein verzichten will niemand, und das kann auch niemand.“

Besonders für den in die Kritik geratenen Trollinger will Wiedmann eine Lanze brechen. „Der Trollinger ist das wirtschaftliche Rückgrat der hiesigen Weinproduktion“, sagt er, „und wir haben keinen Anlass, daran zu zweifeln.“