Im unteren Filstal liegen die Kommunen dicht an dicht. Jede will ihre sterbende Werkrealschule zur Gemeinschaftsschule umbauen. Wer wird das Rennen gewinnen?

Region: Corinna Meinke (com)

Im unteren Filstal brechen die Schülerzahlen bei den Werkrealschulen regelrecht ein. Für das neue Schuljahr sind an der Hardtschule Ebersbach noch zehn Anmeldungen eingegangen, und an der Uhinger Hieberschule werden elf gezählt. Der Blick über die Kreisgrenze zeigt, dass auch die Lützelbachschule in Reichenbach (Kreis Esslingen) mit elf Anmeldungen ums Überleben kämpft. Als Ausweg böte sich das Konzept Gemeinschaftsschule an.

 

Leidenschaftlich geführte Debatte

n Ebersbach zieht sich der Prozess in die Länge, seit der Antrag der Hardtschule auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule ruht: Die Stadt steckt mitten in einer leidenschaftlich geführten Schulplanungsdebatte. Als Plattform dient der von der Verwaltung angestoßene und moderierte Schulentwicklungsprozess. Hier arbeiten Pädagogen, Eltern und Verwaltungsfachleute Hand in Hand.

Zahlreiche Infoabende der Stadt haben gezeigt, wie groß das Informationsbedürfnis der Eltern ist. Inzwischen haben auch die örtlichen Parteien das Thema für sich entdeckt und ihrerseits Schulexperten ins Rennen geschickt. Eine örtliche Elterninitiative sammelt Unterschriften gegen die Gemeinschaftsschule, weil die Aktivisten ihre Kinder nicht in das mit der Gemeinschaftsschule gekoppelte Ganztagesschulsystem eingliedern wollen.

Ebersbach wird dieses Jahr keinen Antrag mehr stellen

Obwohl die Schulkonferenz der Ebersbacher Realschule noch vor den Sommerferien über einen Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule beraten will, wird der Antrag in diesem Jahr wohl nicht mehr kommen. Die Frist dafür läuft am ersten Oktober ab. Der Gemeinderat soll sich noch vor der Sommerpause erklären.

Uhingen steht noch am Anfang der Diskussion

Auch in Uhingen steht solch ein Grundsatzbeschluss des Gemeinderats noch aus, und die öffentliche Debatte über die Gemeinschaftsschule ist noch nicht geführt worden. Als Pluspunkt für Uhingen betrachtet der Kämmerer Manfred Epping den bilingualen Zug an der Realschule, die sich als Partner für die Hieberschule anbietet. Im Gegensatz zu Ebersbach gibt es in Uhingen kein Gymnasium.

Schulamt will zu viel Konkurrenz vermeiden

Längst laufen die Drähte zwischen den Schul- und Kommunalverwaltungen heiß. Jede Kommune sucht nach einem Konzept wie das Bildungsangebot am Ort gehalten werden kann. Mit im Boot sitzt das Staatliche Schulamt, das für die regionale Schulplanung verantwortlich ist. Hier würden alle Varianten für das untere Filstal durchgedacht, bestätigt der Schulrat Fritz Hofstätter. Wie viele Gemeinschaftsschulen mit welcher Mindestschülerzahl genehmigt werden, hängt vom Organisationserlass des Kultusministeriums ab, der in einigen Wochen erwartet wird. „Wir wollen vermeiden, dass sich zwei Schulen zu viel Konkurrenz machen und Fehlinvestitionen entstehen“, sagte Hofstätter. Falls Uhingen jetzt mit einem Antrag Ebersbach zuvor käme, schmälere das die Erfolgsaussichten der Nachbarn allerdings nicht, beschwichtigte der Schulrat. Ebersbach könne ruhig noch ein Jahr warten, bis in den Kollegien Konsens erzielt werde. Qualität habe Vorrang vor einer schnellen Umsetzung, und darüber müsse intensiv diskutiert werden.