Die Elterninitiative Pro Kindheit fordert Wahlfreiheit beim Thema Gemeinschaftsschule. Gegen den verpflichtenden Ganztagesbetrieb sammeln sie Unterschriften.

Region: Corinna Meinke (com)

Ebersbach - „Wir wollen erst das genaue Konzept und seine Kosten kennen, dann können wir uns entscheiden“, sagt Olaf Wallner von der Ebersbacher Bürgerinitiative Pro Kindheit. Die lose Gruppe, der vor allem Eltern mit Nachwuchs im Kindergarten- und Grundschulalter angehören, hat rund 550 Unterschriften gegen die Einführung der Gemeinschaftsschule in ihrer Stadt gesammelt. Die Eltern sind gegen die verpflichtende Ganztagsschule, befürchten eine Überforderung schwacher Schüler und einen drohenden Niveauabfall bei gemischten Lerngruppen. Weil immer weniger Schüler in die Hardtschule, die örtliche Werkrealschule, gehen, sollte diese mit Nachbarschulen kooperieren, meinen sie.

 

Eltern verlnagen Pro- und Contra-Diskussion

Die engagierten Eltern ärgert, dass, so ihre Sichtweise, alles in Richtung Gemeinschaftsschule gelenkt werde. Bei den Informationsveranstaltungen der Stadtverwaltung seien bisher nur Befürworter der Gemeinschaftsschule als Referenten zu Wort gekommen. Eine von der Initiative angeregte Pro-und-Kontra-Diskussion sei mit dem Hinweis verweigert worden, dafür sei es noch zu früh. „Wann sollen wir denn diskutieren, wenn nicht jetzt im Vorfeld“, fragt sich Tanja Ost. Zusammen mit ihren Mitstreiterinnen wartet die zweifache Mutter noch immer auf die Einlösung des Gesprächsangebots, das Michael Hirsmüller, der Rektor der Hardtschule, ihrer Gruppe gemacht hat. Die Hardtschule hatte bereits in diesem Schuljahr als Gemeinschaftsschule starten wollen, zog ihren Antrag aber zurück, als die Schulverwaltung durchblicken ließ, dass nur ein gemeinsamer Antrag mit der Realschule und dem Gymnasium Ebersbach Aussicht auf Erfolg habe.

Zwei Modelle stehen im Vordergrund

Obwohl bei der Frage nach der Schullandschaft von morgen noch alles im Fluss sei, stelle die Stadtverwaltung bereits zwei mögliche Modelle in den Vordergrund, kritisiert die Initiative. Das liest sich auf der Homepage der Stadt so: „Die Modelle eins (Realschule und Gymnasium) und vier (Gemeinschaftsschule und Gymnasium) haben sich in der Diskussion als die zentralen Lösungsmodelle herausgestellt“, heißt es im Teil acht einer Informationsreihe zur Ebersbacher Schulentwicklung.

Die Eltern haben noch viele ungeklärte Fragen

„Das ist das Ergebnis aus der letzten Sitzung der Steuerungsgruppe“, rechtfertigt der Hauptamtsleiter Günther Pfeiffer die Veröffentlichung. Dem Gremium gehören Vertreter von Schulen, der Verwaltung, der Eltern und der Kommunalpolitik an. Inzwischen wurden auch zwei Sprecher der Bürgerinitiative aufgenommen. Mit großem personellem und zeitlichem Einsatz hatte die Stadtverwaltung in allen Grundschulen in den Teilorten und im Zentrum Informationsveranstaltungen für Eltern zur Schullandschaft angeboten. Nach Osts Auffassung waren viele Eltern angesichts der Informationsfülle danach eher verwirrt. „Die eigentlichen Fragen kommen im Nachhinein“, hat sie auch beim Infostand festgestellt, den ihre Gruppe beim Ebersbacher Frühling aufgebaut hatte.

Der verpflichtende Ganztagesbetrieb ist umstritten

Großes Unbehagen regt sich beim Stichwort Ganztagsbetrieb, der für die Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg laut dem Schulgesetz an drei oder vier Tagen pro Woche verpflichtend eingeführt werden soll. „Für mich ist das ein Einheitsbrei, es gibt Kinder, die spielen ein besonderes Instrument oder machen Wettkampfsport, denen bringt die Nachmittagsbetreuung dafür nicht viel“, kritisiert Susanne Kiforiuk. Die Ebersbacherin hält zwei Schulnachmittage pro Woche für ausreichend, zumal manche Kinder bei zu viel Beschallung aggressiv reagierten. Auch Tanja Ost hat beim Ganztagsbetrieb Bedenken. Ihrem achtjährigen Sohn ist es zu voll und zu laut in der Nachmittagsbetreuung. Sollte die Gemeinschaftsschule kommen, fordern die Mütter in jedem Fall ein Wahlrecht der Eltern, wie es jetzt schon bei der offenen Ganztagsschule in der Hardtschule praktiziert wird.