Im Ludwigsburger Märchengarten läuft nicht immer alles so rund, wie es sein sollte – was viele Besucher ärgert und zur Kritik an der Blüba-Chefin Petra Herrling führt. Gründe für die Probleme gibt es aber viele.

Die Ludwigsburgerin Catrin Lutz ist sauer. Kürzlich hat sie an einem Werktag mit ihrem zweijährigen Enkel den Märchengarten im Blühenden Barock besucht. „Das Wetter war zwar nicht optimal, es hatte etwas geregnet, aber als wir am Vormittag gegen halb elf dort waren, war es trocken“, berichtet sie. Der erste Wunsch des kleinen Mannes: „Bootle fahren!“ Die Station war auch mit zwei Mann besetzt, Lutz stieg schon mal in eines der kleinen blauen Boote – und bemerkte dann, dass die Sitze patschnass waren. Als sie das den Mitarbeitern sagte, „drückte mir einer davon einen Abzieher und ein Tuch in die Hand“, erzählt sie und schüttelt heute noch den Kopf. „Ich war so perplex, dass ich den Sitz automatisch trocken gewischt habe. Und währenddessen stand mein Enkel unbeaufsichtigt am Bootseinstieg.“

 

Sie seien wohl an diesem Tag die ersten Fahrgäste gewesen, meint sie, zumindest sei vor ihr niemand zu sehen gewesen. Und sie findet, die beiden Mitarbeiter hätten daher ohne Weiteres die Sitze der Boote trocknen können, um für die Besucher vorbereitet zu sein.

Personalnotstand und Krankheitswelle

Doch damit hatte der Ärger für sie noch kein Ende. Denn der Zweijährige zog sie weiter zu der kleinen Bahn. Zügle fahren ist aus seiner Sicht das zweite Highlight im Märchengarten. Aber daraus wurde nichts. „Laut Anzeigetafel sollte die Bahn um diese Uhrzeit fahren, es war aber kein Mensch zu sehen“, erinnert sich Lutz.

Darauf angesprochen, sagt die Blüba-Chefin Petra Herrling, sie entschuldige sich dafür. Doch: „Die Anweisung für die Aufsicht an den Booten ist klar – sie sollen die Boote sauber halten, beim Ein- und Aussteigen behilflich sein und insgesamt einen sicheren Betriebsablauf ermöglichen.“ Sie habe die Mitarbeiter wegen der Kritik angesprochen, doch die hätten das so nicht bestätigt.

Was das Blübähnle angeht, erklärt René Zoller von QM Zoller Amusement, das den Kindertraum auf Schienen betreibt, so sei unter der Woche vormittags so wenig los, dass man erst um 12 Uhr öffne. „Hinweise darauf gibt es in Fenstern und im Schaukasten, wo auch die Preise stehen.“ Von der aktuellen Krankheitswelle, unter der das Blüba laut Herrling leidet, sei man aber glücklicherweise nicht betroffen

Spielplatz noch außer Betrieb

In jüngster Zeit gab es von verschiedenen Besuchern aber auch Kritik, dass einzelne Märchenszenen nicht funktionieren, etwa die Hexe oder das tapfere Schneiderlein, und dass der beliebte Spielplatz „immer noch ein Trümmerfeld“ sei, wie es Catrin Lutz ausdrückt. Dieser war vom Tüv nicht mehr abgenommen worden und soll, so der aktuelle Aushang, voraussichtlich Ende April mit neuen Spielgeräten wieder öffnen. Allerdings, so Herrling: „Am Mittwoch haben wir erfahren, dass der vorgesehene Aufbautermin nicht eingehalten werden kann.“ Gründe dafür seien Lieferschwierigkeiten und Personalmangel unter anderem beim Tüv.

Fertig werden dagegen die erneuerten Märchenszenen. Einiges ist schon in Betrieb, etwa der Seerosenkönig, bei dem nun eine Nixe zu sehen und zu hören ist, oder der Froschkönig samt Prinzessin; beim Sterntaler-Märchen ist der Außenbereich fertig, die Installation im Pavillon muss ebenso wie bei den roten Schuhen noch erfolgen, und die Tonaufnahmen müssen gemacht werden.

Ersatzteile zum Teil schwer zu bekommen

Warum überhaupt all diese Neuerungen? Manches sei nicht mehr zeitgemäß und werde den Ansprüchen der heutigen Generation nicht mehr gerecht, so Herrling. Dass sie zu viel auf einmal ändern wolle und deshalb manches auf der Strecke bleibe, wie manche ihr vorwerfen, stimme nicht, sagt die Blüba-Chefin. „Vieles davon wird an externe Firmen vergeben, unser Personal wird dadurch nicht überbelastet.“ Hingegen hätten sich einige Mitarbeiter von der öffentlich geäußerten Kritik an nicht funktionierenden Märchenszenen „sehr angegriffen gefühlt“, so Herrling. „Sie sind schon seit mehreren Jahren bei uns, erfahren und engagiert, aber die Technik ist eben einfach alt, und Ersatzteile sind nicht ohne Weiteres zu bekommen.“ Und schließlich, findet sie, „kann man auch so einen schönen Tag im Märchengarten verbringen“.

Beliebtes Ausflugsziel

Der Anfang
 1957 hatte Albert Schöchle die Idee für einen Märchengarten, 1959 öffnete er im Blühenden Barock und trug zu dessen Rettung bei – er kostete zunächst extra Eintritt. Zu den ältesten Attraktionen gehören etwa Hänsel und Gretel oder Rübezahl. Viele neue Märchenszenen, die Boote und die Kleinbahn kamen nach und nach dazu.