Das Collegium Wirtemberg nutzt seine herausragende Lage für beliebte Veranstaltungen. Die größte Stuttgarter Genossenschaft zählt zu den besten in Württemberg. Unsere Serie „Erfolgreiche Winzer aus der Region“

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Es war ein Paukenschlag, der im Württemberger Weinbau alle überraschte: Nach mehr als 30 Jahren hatte Martin Kurrle im Juli 2022 dem Collegium Wirtemberg plötzlich den Rücken gekehrt und gekündigt. Der Uhlbacher war das Gesicht der Genossenschaft und maßgeblich für ihre Erfolgsgeschichte verantwortlich. Aber die Collegen, wie sich die Mitglieder nennen, scheinen den Verlust verkraftet zu haben.

 

Denn mit Philipp Kollmar fanden sie schnell einen Nachfolger, der seinen Job allerdings erst jetzt im September antreten kann. Und in der Zwischenzeit zeigten sie Teamspirit, weil sie die Geschäfte eben seither im Kollektiv führen.

Auch eine ehrgeizige Mannschaft

Ohne eine gute Mannschaft erreicht auch der beste Anführer nichts. Martin Kurrle kam von der Hochschule in Geisenheim, als er Anfang der 1990er Jahre die Geschicke des damals noch kleinen Kollektivs übernahm. Er setzte die Ertragsreduzierung durch, als andere noch auf Masse machten.

Die wenigen Mitglieder, die nur 50 Hektar bewirtschafteten, teilten sein Streben nach Qualität. Anfang 2007 wagten die Collegen dann einen großen Schritt, indem sie der Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG) die riesige Kelter im Fleckensteinbruch am Ortsausgang von Untertürkheim abkauften, um Platz für Entwicklung zu haben. Außerdem fusionierten sie mit den Uhlbacher Genossen und wurden mit 125 Hektar zur größten Stuttgarter Genossenschaft. Die Umfirmierung in Collegium Wirtemberg sorgte dann für einen weiteren Schub.

Die Genossenschaft ist weiter gewachsen

Dass seither weitere weitere Wengerter und 30 Hektar an Weinberge dazu gekommen sind, spricht für die gute Arbeit, die im Fleckensteinbruch geleistet wird. Die heiligen Hallen sind das Reich von Kellermeister Thomas Eckard, der schon seit knapp 20 Jahren in der Genossenschaft tätig ist.

Die Collegen loben seinen „Profi-Gaumen und seine Profi-Nase“, zahlreiche Auszeichnungen seien sein Verdienst, finden sie. Zuletzt wurde beispielsweise der Lemberger Réserve von 2018 beim Wettbewerb Vaihinger Löwe zum besten des Landes gekürt. Die Genossenschaft wird in allen renommierten Weinführern empfohlen. Grundlage für seine Arbeit sei „perfektes Traubengut“, kontert er, dessen Qualität er im Keller nur verfeinere.

Spannende Erfahrungen für die neue Aufgabe

Philipp Kollmar bringt spannende Erfahrungen in seine Geburtsstadt mit: Der Jurist ist beim Studium auf den Geschmack gekommen – und hängte nach dem zweiten Staatsexamen eine Winzerlehre bei Hans-Peter Wöhrwag an. Für ein Weingut an der Mosel arbeitete er daraufhin ein paar Jahre, wechselte zur Zentralgenossenschaft in Tunesien und dann zum Fürstlich Castell’sches Domänenamt, weil er „in die kleine, feine Weinwelt der Vereinigung der Prädikatsweingüter“ vordringen wollte.

Nach einem Intermezzo als selbstständiger Handelsvertreter landete er vor zwei Jahren beim Landesweingut Kloster Pforta in Sachsen-Anhalt. „Mich hat der sehr gute Ruf des Betriebs gereizt“, sagt der 51-Jährige über seinen Wechsel in die frühere Heimat. Und er sieht „großes Entwicklungspotenzial“ für die Zukunft – mit einem Vorstand und Mitgliedern, die nach wie vor in allen Bereichen weiterkommen wollen.

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Collegium Wirtemberg

Adresse, Telefon, Internet
Collegium Wirtemberg eG, Württembergstraße 230, 70327 Stuttgart, Telefon 0711/32777580. www.collegium-wirtemberg.de

Die Größe des Weinguts
155 Hektar und etwa eine Million Flaschen im Jahr

Gründungsjahr des Weinguts
2007 Zusammenschluss der Weingärtnergenossenschaften Rotenberg und Uhlbach

ÖPNV-Anschluss
Buslinie 61 Haltestelle Sonnenbühl

Verkostung/Ausschank/Besenwirtschaft
Verkostung einzelner Weine während der Öffnungszeiten, Weinproben nach Terminabsprache

Veranstaltungen
Frühjahrsverkostung, Weinwanderung am Uhlbacher Götzenberg im Juni, Weinmeile & Jazz-Frühschoppen in Rotenberg im August, Uhlbacher Herbstle im September, Monatsweinprobe „Finissimo“ jeden dritten Freitag im Monat, sunset wine tasting jeden letzten Samstag von Mai bis August, Alpaka & Wein-Tour

Günstigster Wein im Programm
Klassiker in der Literflasche: Trollinger Weißherbst oder Schillerweine 5,86 Euro

Teuerster Wein im Programm
Rotwein-Cuvée Grande Cuvée trocken Réserve 40 Euro