Eine Delegation der Diözese Rottenburg-Stuttgart besucht mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Bischof Gebhard Fürst das Ermland, von wo Kretschmanns Familie 1945 geflohen ist. Was haben sie vor?

Baden-Württemberg: Florian Dürr (fid)

Als Winfried Kretschmann von der Reise der Diözese Rottenburg-Stuttgart nach Polen erfuhr, soll er sofort gesagt haben: „Da will ich mit.“ Schließlich ist das Ziel der Delegation um Bischof Gebhard Fürst das Ermland – also die Region, aus der Kretschmanns Eltern und ältere Geschwister 1945 vertrieben wurden.

 

Für den Ministerpräsidenten ist das eine Herzensangelegenheit und eine Reise in die Vergangenheit. Die Fluchtgeschichte seiner Familie hat er im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dem Flüchtlingsstrom immer wieder erwähnt. Auch wenn er selbst die Flucht nicht miterlebt hat, denn Kretschmann kam 1948 in Spaichingen (Kreis Tuttlingen) zur Welt.

Eine Glocke wurde bereits nach Tschechien gebracht

Was zieht ihn und die Delegation an diesem Wochenende nach Polen? Anlass ist das Projekt „Friedensglocken für Europa“, das die Diözese im Oktober 2021 gestartet hat. Glocken, die im Zweiten Weltkrieg von den Nazis aus dem ehemaligen Ostpreußen geraubt wurden, will die Diözese zurück in ihre Heimatkirchen bringen. Ursprünglich kamen 67 Glocken aus den früheren deutschen Ostgebieten nach Württemberg. Im Laufe der Zeit wurden sieben Glocken an die Heimatgemeinden in Polen oder Tschechien zurückgegeben.

Drei weitere will die Delegation um Bischof Gebhard Fürst an diesem Wochenende in Polen feierlich übergeben. Ministerpräsident Kretschmann wird bei der Übergabe zweier Glocken am Samstag dabei sein.