Melania Trump galt immer als eher widerwillige First Lady. Jetzt schickt sich ihr Mann an, für die Republikaner in den Präsidentschaftswahlkampf zu ziehen. Auffällig absent vom Wahlkampfzirkus: seine Frau.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Als Donald und Melania Trump am 20. Januar 2021 das Weiße Haus in Washington verließen, trug die scheidende First Lady Schwarz. Ein paar Stunden später entstieg sie der Air Force One in einem fröhlich gemusterten orange-blauen Sommerkleid. Wenn Melania Trump mit ihrer Outfitwahl etwas sagen wollte, dann vielleicht das: Zum Glück bin ich da weg!

 

Drei Jahre später schickt sich Donald Trump an, erneut für die Republikaner in den US-Präsidentschaftswahlkampf zu ziehen. Auffällig absent vom Wahlkampfzirkus ist aber eine: Mrs. Trump. Für US-Comedians wie Jimmy Kimmel oder Stephen Colbert ist ihre Abwesenheit von der Trump-Kampagne immer mal wieder Grund für einen Gag. Und auch bei CNN oder MSNBC wird regelmäßig die Frage gestellt: Wo ist Melania?

Trumps Söhne Don jr. und Eric reisen zu den Vorwahlen in die Bundesstaaten und werben dafür, ihren Vater erneut ins Weiße Haus zu wählen. Seine Tochter Ivanka äußerte sich bereits 2022, nachdem ihr Vater seine Kandidatur angekündigt hatte: Sie werde seinen Wahlkampf diesmal nicht unterstützen – die Familie gehe vor. Melania hingegen stand im Trump-Anwesen Mar-a-Lago in Florida neben ihrem Mann, als er seinen jubelnden Unterstützern mitteilte, er werde noch einmal antreten. Doch seine Wahlkampfauftritte bestritt der 77-Jährige danach allein.

Als Donald Trump 2022 seine erneute Kandidatur ankündigte, stand Melania noch strahlend daneben. Foto: AFP/Alon Skuy

Auch in den sozialen Medien rührt Melania für die Kampagne ihres Mannes keinen Finger. Ihr letzter Instagram-Post stammt aus dem Januar. Darin bedankte sich die 53-Jährige für die Beileidsbekundungen, die sie nach dem Tod ihrer Mutter Amalija Knavs erreicht hatten.

Melania nimmt durchaus öffentliche Termine wahr – bislang nur nicht für die Trump-Kampagne. Im Dezember sprach das ehemalige Model, das selbst in Slowenien geboren ist und nach ihrer Hochzeit mit Trump die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erwarb, als Gastrednerin bei einer Einbürgerungsfeier in Washington. Wenige Tage davor besuchte sie zusammen mit den anderen noch lebenden First Ladys die Trauerfeier für Rosalynn Carter. Die aktuelle First Lady Jill Biden begleitet ihren Mann indes häufiger zu Wahlkampfveranstaltungen.

Melania Knavs auf dem Weg zur Hochzeit mit Donald Trump im Jahr 2005 Foto: Imago//Jeffrey Langlois

Melania Trump ist ein Enigma, schwer zu durchschauen. Sie galt immer als eher widerwillige First Lady. Die „New York Times“- Journalistin Katie Rogers schreibt in ihrem neuen Buch „American Woman: The Transformation of the Modern First Lady, from Hillary Clinton to Jill Biden“, Melania habe sich nur sehr selten in ihrem Büro im „East Wing“, dem Ostflügel des Weißen Hauses, blicken lassen. Angeblich konnte sie es kaum erwarten, Washington nach der Abwahl ihres Mannes zu verlassen. Von ihren vier Jahren als First Lady ist zumindest die „Be Best“-Kampagne gegen Cybermobbing in Erinnerung.

Gleichzeitig hat sich Melania Trump auch immer wieder von allzu extremen Positionen ihres Mannes abgegrenzt. So soll sie Trump 2018 dazu gebracht haben, eine hochumstrittene Praxis an der Grenze zu Mexiko zu beenden: Damals wurden Kinder von Migranten von ihren Eltern getrennt. 2021 kritisierte sie den Sturm aufs Kapitol am 6. Januar als „enttäuschend und entmutigend“ – fünf Tage später, aber immerhin.

„Sie ist die Einzige, die ihm offen sagen kann, was sie denkt. Sie ist die Einzige, die ihm Ratschläge und Meinungen sagen kann, die seinen entgegenlaufen, und das auch tut“, meint CNN-Journalistin Kate Bennett, die 2019 die nicht autorisierte Biografie „Free, Melania“ geschrieben hat. Die Ehe der Trumps ist immer wieder Anlass für Spekulationen. Selbst der amtierende Präsident Joe Biden erlaubte sich in der Late-Night-Show von Seth Meyers eine bissige Bemerkung: „Der andere Kerl ist fast so alt wie ich, aber er kann sich nicht mal an den Namen seiner Frau erinnern.“ Biden bezog sich auf ein Video, das im Netz viral ging und in dem Trump seine Frau offenbar „Mercedes“ nennt.

Aus Melania Trumps Zeit im Weißen Haus ist vor allem ihre „Be Best“-Kampagne in Erinnerung. Foto: AP/Alex Brandon

Im konservativen Amerika ist Melania Trump aber das, was für viele liberale Amerikaner Michelle Obama repräsentiert: eine Ikone. Erwähnt Trump seine Frau bei seinen Wahlkampfveranstaltungen, brandet im Saal Jubel auf. Von diesem Enthusiasmus für die frühere First Lady würde Trumps Wahlkampfteam sicherlich gern profitieren. In einer Town-Hall-Veranstaltung des konservativen US-Fernsehsenders Fox News sagte der 77-Jährige, als er nach seiner Frau gefragt wurde, sie werde präsenter sein, wenn seine Wahlkampagne an Fahrt aufnehme. Sie sei ein „sehr privater Mensch“ und müsse sich ja auch um den 17-jährigen Trump-Sohn Barron kümmern.

Am 5. März, dem „Super Tuesday“ mit Vorwahlen in gleich 15 Bundesstaaten, könnte Donald Trump den Sack zumachen und das Rennen um die Kandidatur endgültig für sich entscheiden. Ob Melania Trump dann mit auf der Bühne steht?