Was geschah wirklich in der Nacht auf den 18. Oktober 1977 im Stammheimer Gefängnis? Der nächste Stuttgarter „Tatort“ beschäftigt sich mit dieser Frage. Produziert wurde die Folge von Jochen Laube.

Ludwigsburg - Die „Tatort“-Kommissare Lannert und Bootz alias Richy Müller und Felix Klare schaffen es am Sonntag, 15. Oktober, zwar nicht selbst zur Premiere ins Ludwigsburger Scala. Beide haben anderweitige Drehtermine. Die Premierengäste dürfen sich dennoch auf ein gewisses Staraufgebot um den Ludwigsburger Produzenten Jochen Laube freuen: Neben dem Regisseur Dominik Graf werden einige Darsteller aus dem aktuellen Tatort erwartet, etwa Heike Trinker, die eine RAF-Terroristin spielt, und Christoph Hofrichter (er mimt einen Journalisten) sowie zwei Kameramänner.

 

Das Besondere an dieser Folge: Erstmals hat der SWR die Produktion eines Tatorts in fremde Hände gegeben und dem Produzenten Jochen Laube die Verantwortung übertragen. Der 39-jährige Absolvent der Filmakademie gründete vor zwei Jahren die Produktionsfirma Sommerhaus, die in der Ludwigsburger Innenstadt ansässig ist. „Wir hatten schon länger die Idee, einen Film zu diesem Thema zu machen. So gesehen, hatten wir uns inhaltlich schon positioniert“, erzählt Laube. Dass er die Tatort-Folge nun ausarbeiten durfte, bedeute für ihn eine große Ehre und Verantwortung. Vor allem auch deshalb, weil seine Firma noch so jung sei.

Lannert und Bootz tauchen in die Vergangenheit ein

Der SWR-Tatort „Der rote Schatten“ stellt einen brisanten Bezug zur Vergangenheit her und konfrontiert die Kommissare Lannert und Bootz mit den Geschehnissen der Nacht auf den 18. Oktober 1977. In der sogenannten Todesnacht von Stammheim haben sich die Terroristen und RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in ihren Gefängniszellen in Stammheim das Leben genommen. Jene Nacht gilt als Wendepunkt im sogenannten Deutschen Herbstes, einer der größten Krisen der alten Bundesrepublik Deutschland.

Im Tatort nun reichen die langen Schatten jener Nacht und des Kampfes gegen den Terrorismus der Rote-Armee-Fraktion bis in die Gegenwart, in der sich die Kommissare Lannert und Bootz mit vielen ungeklärten Fragen auseinandersetzen müssen: Wie kamen die Waffen wirklich in den Hochsicherheitstrakt des Stammheimer Gefängnisses? Welche Rolle spielte der Verfassungsschutz? Warum war es bis heute nicht möglich, die Ereignisse jener Nacht zweifelsfrei zu klären?

Den Schauspielern hat es gut gefallen in Ludwigsburg

Gedreht wurde im April und Mai 2017 hauptsächlich in Stuttgart und in Studios in der Ludwigsburger Weststadt. Dort wurden in akribischer Kleinarbeit die Stammheimer Gefängniszellen nachgebaut. „Es war für mich als Ludwigsburger etwas ganz Besonderes, hier zu drehen. So konnte ich den Schauspielern mein Städtle zeigen, und denen hat es hier richtig gut gefallen“, berichtet Laube. Und auch er habe sich wieder einmal bestätigt gefühlt, dass es richtig gewesen sei, sich mit der eigenen Firma in Ludwigsburg niederzulassen, und nicht etwa nach Berlin zu wechseln. „In Ludwigsburg ist es einfach toll“, schwärmt der Erfolgsproduzent.

Über diesen Entschluss und über die Tatsache, dass die aktuelle Tatort-Folge von einem Produzenten in der Barockstadt gedreht wurde, freut sich auch die Ludwigsburger Stadtverwaltung. „Der Tatort ist die Königsdisziplin im Fernsehen, und dass erstmals ein freier, unabhängiger Produzent diese Sendung für den SWR produzieren durfte, kommt ja einer Adelung gleich“, sagt der Medienbeauftragte Tanino Bellanca. Für die Stadt sei dies ein Riesengewinn und eine große Freude.

Gezeigt wird bei der Premiere am Sonntag im Scala eine 100 Minuten lange Fassung. Beginn ist zeitgleich mit der Fernsehausstrahlung um 20.15 Uhr, Einlass ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.