Moderne Flugzeuge sind auch gegen extreme Wetterbedingungen technisch gewappnet. Dennoch ziehen es Piloten vor, Gewitter- und Regenfronten zu umfliegen. Auch die meist Außenfarbe von Passagierjets hat technische Gründe. Wir erklären diese und andere wichtigen Fragen rund um die Sicherheit von Fliegern.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Moderne Passagierflugzeuge sind technisch so konstruiert, dass sie auch bei schlechtem Wetter noch sicher fliegen können. Dass Flüge bei Extremwetter mitunter gestrichen werden, hängt weniger mit Sicherheitsgründen bei den Jets selbst, sondern mehr mit der Sicherheit für das Bodenpersonal zusammen. Hier wichtige Fragen und Antworten rund um die Sicherheit von Fliegern:

 

Warum sind die meisten Flugzeuge weiß lackiert?

Ein weißer Passagierjet steigt in den blauen Himmel auf. Foto: Imago/Silas Stein

Ob Lufthansa, British Airways, United Airlines oder Emirates: Bis auf das Logo und den Schriftzug der Fluggesellschaft unterscheiden sich Passagierflugzeuge heutzutage kaum voneinander. Die Farbe der Jets ist meistens weiß. Farbige Jets sieht man eher selten am Himmel.

Dass Flugzeuge nicht bunt bepinselt wie etwa der berühmte Fokker-Dreidecker des Roten Barons Manfred von Richthofen im Ersten Weltkrieg hat einen einfachen Grund: Die weiße Außenlackierung hat technische und finanzielle Gründe.

Während des Fluges heizt sich ein Flugzeug auf: Zum einen von außen durch die Sonneneinstrahlung, zum anderen durch die zahlreichen technischen Geräte im Innenraum, die Wärme abstrahlen. Daher muss ein Flugzeug permanent gekühlt werden.

Der weiße Anstrich reflektiert besonders gut Sonnen- und Wärmestrahlung. Dunkle Farben dagegen absorbieren die Wärme der Sonne, was die Maschine schneller aufheizen würde. Eine stärkere Kühlung bedeutet zudem einen höheren Treibstoffverbrauch, was wiederum die Flugkosten steigen lassen würde.

Warum sind Flugzeugfenster immer so klein?

Ein kleiner Fluggast schaut aus dem Bord-Fenster eines Passagierjets. Foto: Imago/Imagebroker

Flugzeugfenster bestehen aus drei Schieben aus Acryl: einer Außen-, Mittel- und Innenscheibe. Die Feuchtigkeit, die zwischen den Schichten entsteht, kann durch ein kleines Loch entweichen, so dass die Fenster nicht beschlagen.

Doch es geht bei der Konstruktion der Bord-Fenster nicht nur um Kondenswasser, sondern auch um die Sicherheit. Zwischen der äußeren und der mittleren Schicht befindet sich ein Zwischenraum. Das Loch dient vor allem als Entlüftungsventil, das den Druck in dem Hohlraum zwischen den Acrylfenstern im Gleichgewicht hält. So wird dafür gesorgt, dass die Scheiben bei großer Höhe und beim Druckunterschied nicht bersten.

Wie sind Flugzeuge gegen Blitz geschützt?

Ein Blitz schlägt weit entfernt von einem Flugfeld ein. Foto: Imago/Christian Grube

Flugzeuge sind so konstruiert, dass sie Blitzeinschläge generell standhalten können. Der Grund: Die Außenhaut eines Flugzeugs besteht aus Aluminium und dieses Metall ist ein ausgezeichneter Leiter von Elektrizität.

Wenn der Jet von einem Blitz getroffen wird, wandert die elektrische Ladung entlang der Außenhülle und verursacht zumeist keine größeren Schäden. Zudem verfügen Flugzeuge über eingebaute Blitzschutzsysteme, die ihre elektronischen Bauteile schützen.

Was machen Flugzeuge bei Turbulenzen?

Turbulenzen sind nichts für Passagiere mit schwachen Nerven und nervösem Magen. Foto: Imago/Future Image

Technisch gesehen sind Turbulenzen für moderne Flugzeuge kein allzu großes Problem. Sie sind so konzipiert, auch bei extremen Wetterbedingungen die Stabilität aufrechtzuerhalten. Allerdings können starke Auf- und Abwinde innerhalb eines Sturms plötzliche Änderungen in der Höhe und Geschwindigkeit des Fliegers verursachen. Und das ist für viele Passagiere sehr unangenehm.

Turbulenzen können nicht nur beim Durchfliegen von Gewitterfronten, sondern auch bei gutem Wetter urplötzlich auftreten. Es handelt sich um sogenannte Clear-air-Winde. Diese Auf- bzw. Abwinde können einen Wechsel der Flughöhe oder sogar eine Umkehr erforderlich machen. Meist lassen sich solche heftigen Winde vorhersagen, so dass der Pilot die Passagiere rechtzeitig warnen und die Anschnallzeichen aktivieren kann.

Warum umfliegen Jets Gewitterfronten?

Piloten ziehen es vor, Gewitterwolken weiträumig zu umfliegen. Foto: Imago/Blickwinkel

Die beste Strategie, um das Flugzeug, seine Besatzung und die Passagiere bestmöglich zu schützen, ist es, die Gewitterfront weiträumig zu umfliegen. Fluglotsen leiten die Piloten vom Boden aus um die Gewitterzellen herum und navigieren sie so, dass das Flugzeug einen sicheren Abstand auch zu schwersten Wetterbedingungen einhält.

Dies kann allerdings zu längeren Flugzeiten führen. Aber die Hauptsache ist, das Passagiere und Besatzungsmitglieder heil ankommen und sicher wieder landen.

Wie reagieren Flugzeuge bei Sturm?

Sturmböen können allerdings auch moderne Flugzeuge ziemlich durchschütteln. Foto: Imago/Blickwinkel

Durch Stürme kommt es regelmäßig zu Verspätungen und Ausfällen im Flugverkehr. Der Grund: Bei hohen Windstärken müssen auf den Airports größere Sicherheitsabstände zwischen den Flugzeugen beim Starten und Landen eingehalten werden. Deshalb können weniger Flugzeuge abgefertigt werden als sonst üblich.

Sturmböen ab 100 Stundenkilometern können allerdings auch moderne Flugzeuge ziemlich durchschütteln. Einen ausgewachsenen Orkan oder einen Tornado sollte jedes Flugzeug ohnehin besser umfliegen.

Macht Regen Flugzeugen etwas aus?

Ist der Regen zu stark, starten Piloten notfalls wieder durch. Foto: Imago/NurPhoto

Moderne Jets können auch bei Starkregen, schlechter Sicht und starken Winden sicher starten und landen. Wenn die Winde allerdings zu heftig sind und dann noch Starkregen dazukommt, können vor allem Landungen aufgrund von zusätzlichen Luftverwirbelungen auf dem Boden für die Passagiere äußerst unangenehm werden. Sollte ein Pilot Sicherheitsbedenken haben, bricht er eine Landung kurzerhand ab und startet durch.

Wie gefährlich ist Hagel für Passagierjets?

Solche Hagelkörner können auch für Flugzeugfenster zum Problem werden. Foto: Imago/Bihlmayerfotografie

Wie gefährlich Hagel, also gefrorener Niederschlag, in der Luft ist, hängt von der Größe der Hagelkörner ab. Tennisball große Hagelkörner können selbst Windschutzscheiben von Passagierjets stark beschädigen. Für Piloten sind dichte Wolken und Nebel unangenehmer als für Passagiere. Moderne Flugzeuge verfügen über technische Einrichtungen, die selbst Flüge ohne Sicht im schlimmsten Fall ermöglichen.

Warum ist Eis ein bedrohliches Szenario beim Fliegen?

In 10 000 Metern Flughöhe kann es minus 60 Grad Celsius kalt sein. Foto: Imago/NurPhoto

Am gefährlichsten für die Sicherheit von Flugzeugen ist die Bildung von Eis. Deshalb werden Flugzeugen an kalten Tagen mit einem Gemisch aus Glykol, heissem Wasser und verschiedenen Zusatzstoffen je nach Außentemperatur und Wetterverhältnissen besprüht. Dieses Verfahren wird „De-Icing“ (Enteisen) genannt.

Eis kann auch in die Triebwerke gelangen und diese beschädigen. Genauso kann es die Flügelmechanik wie Landeklappen und Vorflügel blockieren. Eis kann zudem im Leitwerk ganz hinten am Flugzeug Höhen- und Seitenruder verklemmen und die Steuerfähigkeit beeinträchtigen.

Und: Eis kann die Flugeigenschaften komplett verändern. Sich plötzlich während des Fluges aufbauendes Eis auf den Flügeln oder am Leitwerk verändert das Flügelprofil, so dass die Strömung am Flügel abrupt abreißt. Die Folge: Das Flugzeug hört plötzlich auf zu fliegen, kommt ins Trudeln und stürzt ab.

Um das zu verhindern sind moderne Passagierflugzeuge mit thermischen Enteisungs- und Eisverhütungssystemen ausgerüstet. Sie entfernen bereits vorhandenes Eis in regelmäßigen zeitlichen Abständen und verhindern die Eisentstehung.

Strahlflugzeuge haben außerdem an den Flügelvorderkanten, Triebwerken und sonstigen Flächen, an denen sich gefährlicher Eisansatz bilden kann, beheizbare Flächen.