In unserer Serie „Mein 2017“ sprechen wir mit Menschen, die im vergangenen Jahr etwas Außergewöhnliches erlebt haben. Wir fragen nach, wie es ihnen geht, was sich inzwischen verändert hat und blicken auch ein wenig in die Zukunft. Heute: Swen Anderson, der ein Gedächtnisturnier für einen verstorbenen Jungen organisiert hat.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Das Jahr 2017 wird Swen Anderson niemals vergessen. Es war für ihn ein Jahr mit besonderer Mission. Swen Anderson hat ein Gedächtnisturnier für Pedram Cham organisiert, einen Jungen, der im Januar 2016 im Alter von 13 Jahren an einem Hirntumor gestorben ist. Pedram war Fußball-Schüler von Swen Anderson, aber er war vor allem der beste Freund seines Sohnes. Deshalb war das Turnier dem 40-jährigen Mann aus Dürrlewang vor allem ein persönliches Anliegen.

 

Im Februar dieses Jahres ist Swen Anderson auf diese Idee gekommen. Sein Verein – die Spielgemeinschaft GFV Omonia-1. FC Lauchhau-Lauchäcker 04 Vaihingen – richte immer wieder besondere Turniere aus, erzählt er. Und nun, da Pedrams Tod für alle, die ihn kannten, eine so schmerzliche Lücke gerissen hatte, kam für Swen Anderson eines zum anderen. Er plante neben dem Turnier eine Tombola, der Erlös sollte für Pedrams Grabstein sein. Der Verein und Pedrams Eltern stimmten zu, und für Swen Anderson begann eine arbeitsame Zeit. Neben seinem normalen Job hat er unzählige E-Mails geschrieben, Sponsoren geworben, Highlights organisiert, alles aufeinander eingetaktet.

Es war ihm niemals zu viel

Er weiß nicht, wie viele Stunden er auf diesen einen Tag im Juli hingearbeitet hat. Es waren einige. Ist ihm aber auch egal. „Es war mir niemals zu viel“, sagt er mit Tränen in den Augen. Seine Familie musste in der Zeit oft auf ihn verzichten. Doch seine Frau und die Kinder wussten: In dem Turnier steckt sein ganzes Herzblut. „Ich danke ihnen, dass sie mich so unterstützt haben.“

Swen Anderson Foto: privat

Dann war es so weit. Frühmorgens regnete es noch am 22. Juli, doch was darauf folgte, war ein Sommertag wie bestellt. Und alles lief wie am Schnürchen. „Für einen Jungverein wie uns war das schon eine Bombe“, sagt Swen Anderson. Es war ein fröhliches Abschiedsgeschenk mit traurigem Anlass. „Man hat was getan, man hat ein Zeichen gesetzt“, sagt er. Wo das Leben doch für den lebenslustigen Pedram so früh zu Ende ging – und keiner etwas dagegen ausrichten konnte. Swen Anderson hat dem Schlimmen, dem Unfassbaren etwas entgegengestellt. „So etwas entsteht durch riesengroße positive Energie“, sagt er.

Er habe sich im vergangenen Jahr verändert

Die zurückliegenden Monate haben etwas mit ihm gemacht. „Ich habe mich verändert“, sagt er. Er gehe selbstbewusster aus diesem Jahr. Er habe viel nachgedacht über sich, übers Leben, über die Zukunft. Und er habe für sich – auch durch das Turnier und das ganze Drumherum – begriffen: „Wenn du deine Gedanken positiv fokussierst, kannst du alles erreichen.“ Er hat beschlossen, sich beruflich zu verändern. Er war lange im Verkauf tätig, nach einem Intermezzo in der Gastronomie folgt nun eine Stelle in der Hausmeisterbranche.

Das Wohltätigkeitsturnier im Juli war einzigartig – und soll es bleiben. Nicht auszuschließen ist allerdings, dass es künftig ein Turnier geben wird, das nach Pedram Cham benannt ist. Dann aber in abgespeckter Version und ohne das besondere Rahmenprogramm. „Ich habe schon viele Ideen“, sagt Swen Anderson.

David Verstege arbeitet am Grabstein

Zunächst steht jedoch etwas anderes an. Der Grabstein ist noch in Arbeit. Bei der Tombola sind 2500 Euro dafür zusammengekommen. Swen Anderson hat David Verstege dafür gewonnen. Schon am Telefon habe er gemerkt, dass er mit dem Steinmetzmeister aus Stuttgart-Vaihingen genau den Richtigen gefunden hatte. „Es hat sofort gepasst.“

Der Stein wird voraussichtlich im April 2018 offiziell am Grab begrüßt. An Pedrams Geburtstag. Den Todestag fände Swen Anderson das falsche Signal. Die Leute sollen sich lieber ans Leben erinnern, an den energiegeladenen Jungen, der Pedram einst war. „Wenn man dann zum Grab geht, kommen die positiven Erinnerungen wieder“, sagt er. Er wird wohl von nun an auch immer wieder an jenen Tag im Juli 2017 zurückdenken, an dem er und andere Pedram dieses besondere Geschenk gemacht haben.