Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

„Homo homini Zombie“

In der Pop(ulär)-Kultur haben Zombies allen anderen Kreaturen der Nacht wie Vampiren oder Werwölfen den Rang abgelaufen. Die verschiedenen Zombie-Typen (der träge Umherwankende, der Agile, der magisch Verzauberte, der Infizierte, der in Horden Mordende etc.) werden nicht nur in Horrorfilmen thematisiert, sondern auch wissenschaftlich untersucht und philosophisch durchleuchtet.

 

Der Zombie-Hype hat auch gesellschaftskritische Implikationen. „Homo homini zombie“ könnte man in Anlehnung an den Satz des englischen Philosophen Thomas Hobbes („Homo homini lupus“) formulieren. Angesichts einer Pandemie fallen Normen weg, bricht das Gemeinschaftsgefühl zusammen, zerfällt die gesellschaftliche Ordnung.

In Zombie-Filme wie „Dawn of the Dead“, „Land of the Dead“ oder „Night of the living Dead“ steht eine isolierte Stadt oder ein Supermarkt für den Kollaps von Kultur, staatlicher Kontrolle und Gesetzen. An die Stelle von Solidarität und Stabilität treten Anarchie und Chaos. Zombies sind – so die metaphysische Deutung – das negative Spiegelbild unserer Selbst, die personfizierte dunkle Seite der menschlichen Seele, die vollständig die Kontrolle übernommen hat.

„Zombie-Sue“ und das untote Bewusstsein

Die britische Schritstellerin Susan Blackmore fragt sich in ihrem Buch „Gespräche über Bewusstsein“ (2003), ob Zombies ein Bewusstsein und inneres Erleben haben. Ihr Fazit: Wenn es eine „Zombie-Sue“ gäbe, würde sie „über kein Innenleben und kein bewusstes Erleben verfügen; sie ist eine Maschine, die Wörter und Verhaltensweisen produziert, während es in ihrem Inneren völlig dunkel ist“.

Nekrophobie

Die Angst vor den Untoten lässt sich auch psychologisch erklären. Nekrophobie (das Gegenteil ist Nekrophilie, die Liebe zum Tod und zu Toten) ist eine spezielle Art der Phobie, die sich in einer krankhaft übersteigerten Angst vor Toten und toten Dingen wie Leichen, Kadavern oder Mumien ausdrückt. Die Betroffenen haben eine Höllenangst vor der Nähe zu Sterbenden, Friedhöfen und Krankenhäusern.

Zombie-Gift: Wahrheit oder Schwindel

Der Ethnopharmakologe Wade Davis entdeckte 1982 auf einer Forschungsreise durch Haiti ein Gift, dass angeblich Menschen zu Zombies macht. Zerraspelte Menschenknochen, Krötensekrete und das Gift des Kugelfisches zusammengerührt, würden ein Pulver ergeben, das einen Zustand des Scheintods herbeiführt. Ob es sich bei Davis’ Fund um einen Schwindel oder eine wissenschaftliche Sensation handelt, sei dahingestellt. Fakt ist: Der Glaube an Zombies ist quicklebendig.

Soziologie und Archäologie des Zombie-Glaubens

„Homo homini Zombie“

In der Pop(ulär)-Kultur haben Zombies allen anderen Kreaturen der Nacht wie Vampiren oder Werwölfen den Rang abgelaufen. Die verschiedenen Zombie-Typen (der träge Umherwankende, der Agile, der magisch Verzauberte, der Infizierte, der in Horden Mordende etc.) werden nicht nur in Horrorfilmen thematisiert, sondern auch wissenschaftlich untersucht und philosophisch durchleuchtet.

Der Zombie-Hype hat auch gesellschaftskritische Implikationen. „Homo homini zombie“ könnte man in Anlehnung an den Satz des englischen Philosophen Thomas Hobbes („Homo homini lupus“) formulieren. Angesichts einer Pandemie fallen Normen weg, bricht das Gemeinschaftsgefühl zusammen, zerfällt die gesellschaftliche Ordnung.

In Zombie-Filme wie „Dawn of the Dead“, „Land of the Dead“ oder „Night of the living Dead“ steht eine isolierte Stadt oder ein Supermarkt für den Kollaps von Kultur, staatlicher Kontrolle und Gesetzen. An die Stelle von Solidarität und Stabilität treten Anarchie und Chaos. Zombies sind – so die metaphysische Deutung – das negative Spiegelbild unserer Selbst, die personfizierte dunkle Seite der menschlichen Seele, die vollständig die Kontrolle übernommen hat.

„Zombie-Sue“ und das untote Bewusstsein

Die britische Schritstellerin Susan Blackmore fragt sich in ihrem Buch „Gespräche über Bewusstsein“ (2003), ob Zombies ein Bewusstsein und inneres Erleben haben. Ihr Fazit: Wenn es eine „Zombie-Sue“ gäbe, würde sie „über kein Innenleben und kein bewusstes Erleben verfügen; sie ist eine Maschine, die Wörter und Verhaltensweisen produziert, während es in ihrem Inneren völlig dunkel ist“.

Nekrophobie

Die Angst vor den Untoten lässt sich auch psychologisch erklären. Nekrophobie (das Gegenteil ist Nekrophilie, die Liebe zum Tod und zu Toten) ist eine spezielle Art der Phobie, die sich in einer krankhaft übersteigerten Angst vor Toten und toten Dingen wie Leichen, Kadavern oder Mumien ausdrückt. Die Betroffenen haben eine Höllenangst vor der Nähe zu Sterbenden, Friedhöfen und Krankenhäusern.

Bizarre Begräbnisriten

Im bulgarischen Sozopol am Schwarzen Meer fanden Archäologen vor einigen Jahren ein Skelett aus dem 13. Jahrhundert, dass mit Eisenpfählen und Nägeln in der Brust an den Sarg festgenagelt war. Ein anderer Knochenmann, der in einem bulgarischen Kloster entdeckt wurde, war an Händen und Füßen gefesselt. In anderen Gräbern hat man Leichen gefunden, denen die Glieder zertrümmert, die Sehnen durchtrennt, das Herz gepfählt, Erde in den offenen Mund geschoben oder Kreuze auf die Brust gelegt worden waren.

Solche Funde deuten nach Ansicht von Anastasia Tsaliki auf bizarre Begräbnisriten hin, die von der Angst vor einer Wiederkehr der Toten angetrieben wurden. Die griechische Archäologin von der englischen Durham University hat sich intensiv mit dem Phänomen der sogenannten Wiedergänger-Gräber beschäftigt.

Tsaliki zufolge gibt es natürliche Erklärungen dafür, dass sich Tote im Grab regen. Der Leichnam kann sich durch bakterielle Fäulnisvorgänge in seinem Inneren aufblähen. Eilig zugeschart kann es sein, dass plötzlich ein Hand aus dem Grab ragt. Die Verwesung kann dazu führen, dass sich im Magen- und Darmtrakt Gease bilden, die entweichen und wie schmatzende Geräusche klingen.

Höllische Angst vor Wiedergängern

In der englischen Ortschaft Southwell fanden Archäologen 2012 ein Grab aus der Zeit 550 bis 700 n. Chr., das auf einen Vampir-Begräbnisritus schließen lässt. Dem Toten waren Pfähle in die Schultern, das Herz und die Knöcheln getrieben worden. Vermutlich in der Absicht, dass der so Fixierte seine Ruhestätte nicht mehr verlassen kann.

Ein Utensil, dass auf Wiedergänger wie Vampire schließen lässt, wurde indes nicht gefunden: die unentbehrlichen spitzen Eckzähne.