In den 70 Jahren, in denen es das Grundgesetz gibt, sind die Untertanen ausgestorben. Bei Bürgern herrschen heute Kundenmentalität und Anspruchsdenken vor.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Am Anfang stand ein ziemlich revolutionärer Satz. „Der Staat ist um des Menschen willen da, nicht der Mensch um des Staates willen.“ So begann das Grundgesetz in seiner Urfassung. Als es vor 70 Jahren dann in Kraft trat, am 23. Mai 1949, war dieser Satz gestrichen. Doch wenn heute eine Volksabstimmung stattfinden würde, hätte er vielleicht gute Chancen, zum Motto unserer Republik gewählt zu werden. Der Satz bringt das staatsbürgerliche Selbstverständnis vieler Zeitgenossen auf den Punkt. Sie missverstehen ihre Rolle in der Politik, als hätten sie beim Staat Vollpension gebucht. Die Erfinder des Grundgesetzes hatten allerdings etwas ganz anderes im Sinn.