Seit mehr als 15 Jahren wird an einer Erweiterung der Grundschule Warmbronn gearbeitet. Immer wieder mussten Pläne über den Haufen geworfen werden. Seit dem vergangenen Jahr gibt es neue Pläne, doch der Gemeinderat hat das Thema wieder vertagt.
Wenn das so weiter geht, dann machen die heutigen Erstklässler der Grundschule Warmbronn ihr Abitur, wenn ihre Schule endlich auf Vordermann gebracht ist. Sie kann, wie die Sophie-Scholl-Schule in Leonberg, keinen Ganztagsunterricht anbieten und ist außerdem dringend sanierungsbedürftig. Oder, und das ist der aktuelle Stand, sie muss neu gebaut werden. Doch nach so mancher Panne ziehen sich die Planungen schon seit Jahren – und gehen nun erneut nicht voran.
In seiner jüngsten Sitzung hat der Sozial- und Kultussausschuss der Stadt beschlossen, dass nichts beschlossen wird. Weil zu viele Fragen offen sind. Und nach einem Antrag des Warmbronners Andreas Wierse (CDU) in der anschließenden Gemeinderatssitzung wurde das Thema auch von dieser Tagesordnung genommen.
Eine lange Vorgeschichte Dabei schien im Sommer 2016 noch die Sonne. Damals war bereits seit gut zehn Jahren daran gearbeitet worden, die Grundschule zur Ganztagsschule auszubauen. Zum Schuljahr 2018/19 sollte das etwa 3,8 Millionen Euro teure Projekt in Betrieb gehen. Die Vorstellung: Das Gebäude aus dem Jahr 1962 mit vier Klassenräumen wird abgerissen, dazu sollte es eine Interimslösung mit Ersatzklassenräumen in Containern geben.
Ein Neubau mit vier neuen Klassenzimmern war vorgesehen, dazu drei Aufenthaltsräume, ein Lehrmittelraum, eine Küche und ein Speisesaal. Der Gebäudeteil aus dem Jahr 1977 sollte bestehen bleiben und saniert werden. Dem stimmte seinerzeit der Ortschaftsrat einstimmig zu – und die Sache wurde an die Planer vergeben.
Warmbronner wollen eine Planänderung Weil die alte Schule viel Platz bietet, weinten die Warmbronner ihr nach. Also hieß es im Februar 2019: Die Grundschule wird nun doch so saniert und umgebaut, wie es die Verwaltung vorschlägt und es dem Gemeinderat schon länger vorschwebt. Kostenvoranschlag: etwa 5,8 Millionen Euro. Doch mit den Plänen der Stadtverwaltung war der Ortschaftsrat nicht zufrieden. Für den Bau einer neuen Mensa – die Verpflegung der Kinder ist ein wichtiger Bestandteil der Ganztagsschule – hätten zwei Pavillons weichen müssen. Daran schieden sich die Geister. Im Sommer 2017 hatte der Ortschaftsrat Warmbronn vorgeschlagen, die Küche in der benachbarten Staigwaldhalle umzubauen, um sie für die Mensa und die Vereine zu nutzen. Gegenargument der Stadtverwaltung: Aus hygienischen und organisatorischen Gründen sei eine Doppelnutzung nicht möglich.
Alles auf Neuanfang – wegen der Bäume Doch dann erwies sich im Herbst 2020, dass all das politische Geplänkel, alle bösen Worte und alles Zeitschinden nur Nichtigkeiten gegen das Problem waren, das sich nun auftat. Was den Reiz der Grundschule darstellt – die Nähe zum Wald – machte die Planungen zunichte. Aus der Behördenbeteiligung am Bebauungsplanverfahren ging nämlich hervor, dass die umgebaute Schule zu nahe am Wald liegen würde – also weniger als 30 Meter.
Früher gab es Ausnahmegenehmigungen, der Klimawandel und seine Folgen für die Wälder sowie diverse tödliche Unfälle hatten aber dazu geführt, dass die Behörden so gut wie keine Gebäude mehr im vorgeschriebenen Waldabstand zulassen. Auch jede bauliche Veränderung an bestehenden Gebäuden sollte zum Verlust des Bestandsschutzes führen. Also: Zurück auf Null, Kosten und Zeitschiene mussten ermittelt und dem Gremium eine weitere Vorlage zur Entscheidung unterbreitet werden.
Ein Campus kommt ins Spiel Im Mai 2022 dann ein neuer Anlauf. Im Stadtrat gab es Bedenken, zumal das Vorhaben an Größe gewann. Auf dem Gelände sollte nun ein Campus entstehen. Der beinhaltet auch den Neubau einer sechsgruppigen Kita auf dem Areal an der Büsnauer Straße. Die Warmbronner Ortspolitiker machten sich weiter für eine Sanierung stark und empfahlen, die Erweiterung der Schule auf Stelzen über dem Bestandsgebäude zu errichten. Mit Engelszungen versuchten die beiden Warmbronner Fabian Strecker (Grüne) und Christiane Hug-von Lieven (SPD), ihre Ratskollegen davon zu überzeugen. Ohne Erfolg, das Votum ging in Richtung Neubau.
Verwaltung mit zwei Varianten im Rennen Jetzt ist das Thema politisch wieder aktuell und die Stadtverwaltung geht mit zwei Varianten ins Rennen. Variante A: Die Schule soll abgerissen und an gleicher Stelle ein Neubau errichtet werden. Als Interimslösung für die Schule sollen Container auf den Parkplätzen nach der Zufahrt von der Büsnauer Straße aufgestellt werden. Während des Entwurfsprozesses sei zu untersuchen, ob ein ein- oder zweigeschossiger Baukörper entsteht, der auch Erweiterungsmöglichkeiten hat. Im nächsten Schritt soll die Tennishalle abgerissen und zwischen den Sportplatz hinter der Vereinsgaststätte und die Tennisplätze verlegt werden. Das Gebäude Baumhaus wird ebenfalls abgerissen. Anschließend könne auf dem dadurch frei werdenden Gelände der Neubau einer Kita und eines Jugendhauses erfolgen. Das bestehende Jugendhaus würde abgerissen.
Auch bei Variante B soll das Baumhaus abgerissen und die Tennishalle verlegt werden, auf dem freien Gelände soll dann aber nicht die Kita, sondern das neue Schulgebäude entstehen. Ist das fertig, weicht das alte Schulgebäude für den Kita-Neubau. Das Jugendhaus wird saniert.
Zu viele Fragen sind noch offen Während die Verwaltung Variante A favorisiert, bevorzugt der Warmbronner Ortschaftsrat Variante B. Allerdings hat er in seiner jüngsten Sitzung dieser nicht zugestimmt, sondern in einem Antrag deutlich gemacht, dass ein „positives Votum“ nur dann möglich sei, wenn für ihn wichtige Punkte geklärt seien. Dazu gehören Infos über die Kosten für die Verlagerung des Tennishalle. Zudem soll geklärt werden, welche Erfolgsaussichten ein Antrag bei der Forstbehörde auf Waldumwandlung hat. Das Baufenster sollte eine Größe haben, die steigende Schülerzahlen und Ganztagsbetreuung berücksichtigt. Und nicht zuletzt sollte ein Gutachter die Schadstoffbelastung des alten Schulhauses ermitteln. Schließlich stimmte auch der Gemeinderat für einen Aufschub.