Mit einer Impfaktion in der Wärmestube der Eva erreicht der Kabarettist Christoph Sonntag zahlreiche Ungeimpfte, die nicht regelmäßig dort Gäste sind. Für sie gab es obendrauf noch Kabarett.
Stuttgart - „Die Aktion kommt genau richtig“, sagt die Sozialarbeiterin Silvia Kundrat, denn mit Wochenbeginn wird auch in der Wärmestube die 3-G-Regel angewandt. Bisher konnte immer nur eine Person die Stube mit angeschlossener Duschgelegenheit nutzen: „Das entspannt sich jetzt, und wir können auch wieder zusammensitzen und Gemeinschaft haben. Das Bedürfnis danach ist sehr groß“, betont die Betreuerin.
Dankbar für niederschwelliges Angebot
Bei den Stammgästen, die dort täglich zum Mittagessen hinkommen, seien 90 Prozent geimpft. Am Sonntag aber kamen Einzelpersonen wie Bodo, der sich seinen zweiten Piks abholt: „Fühlt sich gut an, mit Kaffee sowieso!“ Impfen sei Bürgerpflicht, und ohne Impfpass habe man „nur Ärger“. Extra aus Bad Cannstatt kommt Stefan, 27: „Wegen Sonntag, und ich hatte noch keine Gelegenheit zum Impfen.“ Die ersten vier Impflinge waren „Trottwar“-Verkäuferinnen, die Crew der Obdachlosenzeitung hatte sich am internationalen Tag der Obdachlosen an die Aktion angedockt: „Niederschwelliger geht nicht“, lobt die Akteurin Adriane Dietrich.
Impfung auch ohne Krankenversicherung
Der Kabarettist Christoph Sonntag hat seine Freude dran – und macht sich als Arzthelfer nützlich. Er zuckt die Käppsele-Pistole, macht „ein bisschen Druck“ und misst mit dem Stethoskop „die Gehirnströme“. Die Ergebnisse unterliegen „der humoristischen Schweigepflicht“. Schon bald nach der Mittagszeit sind 15 Personen geimpft. Darunter auch ein Mann ohne Krankenversicherung und mit der Angst, deshalb keine Impfung zu bekommen und bei Nebenwirkungen nicht behandelt zu werden. Diese Angst konnte ihm Impfarzt Thorsten Pilgrim nehmen.
„Das war klasse“, resümiert der Kabarettist, der den Impfwilligen ein Vakzin und ein Spitzenprogramm beschert hatte. „Es ist ein dankbares Publikum, und ich freue mich, dass wir diesen Menschen den Sonntag ein bisschen versüßen konnten.“