Kondome sind in Japan das gängigste Verhütungsmittel. Doch selbst für ein Land mit 126 Millionen Einwohnern ist eine Jahresproduktion von 400 Millionen Präservativen eindeutig zu hoch.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Tokio - In Japan erregt ein Skandal um Datenschlamperei der Regierung die Gemüter. Nicht nur musste sich das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt für jahrelange Schluderei bei der Erfassung monatlicher Arbeitsmarktdaten entschuldigen. Jetzt hat die Tageszeitung „Asahi Shimbun“ auch noch einen offensichtlichen Fehler bei Daten zur monatlichen Kondom-Produktion zutage gefördert.

 

Demnach schoss die Zahl der Präservative im Dezember 2009 in Japan mit seinen 126 Millionen Einwohnern auf erstaunliche rund 400 Millionen Kondome nach oben, wie die Statistik des Gesundheitsministerium ausweist – das wären zehn Mal so viel wie im Durchschnitt hergestellt werden. Die Daten würden jetzt geprüft, berichtete die Zeitung am Dienstag.

Niedrige Geburtenrate, hohe Lebenserwartung

Laut einer Umfrage des Meiji Yasuda Institute of Life and Wellness haben 39 Prozent der Japanerinnen und 62 Prozent der Japaner zwischen 25 und 35 Jahren noch nie eine richtig ernsthafte Beziehung geführt. In kaum einem anderen Land der Welt ist die Geburtenrate in den letzten Jahrzehnten so eingebrochen wie in Japan.

Gleichzeitig hat die Zahl der Menschen über 65 mit einem Anteil von mehr als 27 Prozent an der Gesamtbevölkerung ein Rekordhoch erreicht. Mehr als ein Viertel der Japaner befindet sich im Rentenalter.

Angesichts niedriger Geburtenraten und zunehmender Überalterung könnte die Zahl der Bewohner der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt von derzeit rund 126 Millionen auf unter 100 Millionen im Jahr 2053 sinken.