Die legendäre Bauausstellung „Die Wohnung“ auf dem Weißenhof in Stuttgart wurde am 23. Juli 1927 eröffnet. Anlässlich des Jubiläums diskutieren Architekten darüber, wie es mit dem Wohnen weitergehen soll.

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Die Frage nach guten Wohnformen treibt die Gesellschaft schon lange um – auch derzeit beim Festival der Internationalen Bauausstellung IBA 27, das noch bis zum 23. Juli stattfindet.

 

Anlässlich des Jahrestages der legendären Werkbund-Bauausstellung „Die Wohnung“, die am 23. Juli 1927 in Stuttgart eröffnet worden war, findet an diesem Samstag um 9.30 Uhr in der von Rolf Gutbrod entworfenen Milchbar im Höhenpark Killesberg eine Gesprächsrunde „Werkbund im Gespräch“ statt.

Quartiere für die Stadt

Über die genossenschaftliche Werkbundsiedlung Neubühl in Zürich (1928-1932) spricht Karl Stammnitz, Vorstandsmitglied der gemeinnützigen Genossenschaft Neubühl und Bewohner. Diskutiert wird zudem über Perspektiven des genossenschaftlichen Wohnens in Deutschland, hierzu gibt Gerd Kuhn, Wohnsoziologe und Stadtforscher, Impulse. IBA-Intendant Andreas Hofer blickt nach vorn und spricht über Quartiere für die Stadt der Zukunft.

Welche Gebäude und Quartiere bis 2027 zur Internationalen Bauausstellung in Stuttgart fertig sein werden, bleibt abzuwarten. Allein schon das mit der IBA verbundene Projekt Züblin-Parkhaus und die Frage Abriss oder Neubau wird nicht bis zu dem Termin beantwortet sein, obwohl die Diskussion darum schon seit Jahren geführt wird.

Und ob sich noch jemand findet, der das IBA-Wohnprojekt Hackstraße im Stuttgarter Osten baut, ist auch unklar. Mit Glück wird immerhin das neue Besucherzentrum in der Weißenhofsiedlung 2027 stehen.

Sechs Monate Bauzeit

Damals ging es schneller – weniger als sechs Monate Bauzeit und (fast) alles war fertig, was heute noch mit der Weißenhofsiedlung verbunden ist. Die IBA-Macher erinnern an den Anfang – nachdem der Stuttgarter Gemeinderat am 29. Juli 1926 mit 25 Ja-Stimmen, elf Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen dem Projekt des Deutschen Werkbundes zur Ausstellung „Die Wohnung“ zugestimmt hatte, war seitens des Werkbundes schon Mies van der Rohe als künstlerischer Leiter bestimmt worden, seitens der Stadt war die Finanzierung und der Bauplatz auf dem Killesberg gesichert.

„Überraschend einig war man sich in der Auswahl der Architekten und hinsichtlich der radikalen Formensprache der Häuser“, ist auf der Homepage der IBA 27 zu lesen. „Nachdem die Kämpfe mit der eher traditionell eingestellten ,Stuttgarter Schule’ zugunsten der Modernen ausgefochten waren, ging es nur noch darum, schnell handlungsfähig zu werden. Formale, stilistische Fragen wurden kaum mehr diskutiert – es ging ums Machen.“

Dass mehr gemacht würde, wäre auch heute zu wünschen. Nicht nur bei IBA 27-Projekten, sondern auch bei Fragen wie der: wie geht es mit der Umwandlung der Stadtautobahn Stuttgart weiter? Ein Wettbewerb mit einem brillanten Siegerentwurf von ASP Architekten dazu wurde längst entschieden.