Landtagspräsident Wolf hielt sich beim CDU-Parteitag am Samstag weiter bedeckt, was eine mögliche Spitzenkandidatur für die Landtagswahl angeht. Er muss allmählich aufpassen, nicht das Image eines Zauderers zu bekommen, meint StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Donaueschingen - Offiziell war die ungelöste Personalfrage kein Thema beim Parteitag der Südwest-CDU in Donaueschingen. Es ging um die Kommunal- und Europawahlen als nächsten Schritt zur Rückeroberung der Macht, nicht um den Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2016.

 

Aber natürlich standen die potenziellen Aspiranten unter besonderer Beobachtung, von Basis und Medien gleichermaßen. Die besten Profilierungschancen hatte als Vorsitzender und Herr der Regie naturgemäß Thomas Strobl. Er nutzte die sich häufenden Fehlleistungen der Landesregierung, um Grün-Rot generell als unfähig abzustempeln. Aus den Sitzen riss seine solide, routinierte Rede freilich niemand.

Mehr Begeisterung entfachte da schon Peter Hauk, obwohl er erst nach stundenlangem Debattenmarathon reden durfte: Seine pointierte (und diesmal auch in der Wortwahl unangreifbare) Abrechnung mit der „Bevormundung” der Bürger durch grün-rot zeigte, dass man den Fraktionschef nicht vorzeitig abschreiben sollte.

Wolf muss sich erklären

Und Guido Wolf? Der Landtagspräsident, auf den sich derzeit besonders viele fragende Blicke richten, begnügte sich in Donaueschingen mit einer Statistenrolle. Stumm saß er die meiste Zeit auf dem Podium, und auch am Rande des Parteitags ließ er sich nichts zu seinen Ambitionen entlocken. Er werde seine Entscheidung zur richtigen Zeit treffen, beschied er alle Neugierigen.

Viel Zeit darf er sich dafür indes nicht mehr lassen. Je länger Wolf zögert, desto eher erscheint er als Zauderer, der sich nicht entscheiden kann und womöglich vorm Risiko einer Niederlage zurückschreckt. Das aber sind nicht die Eigenschaften, die die CDU von jemandem erwartet, der sie zurück in die Regierung führen soll.

Der Parteitag war vielleicht nicht das richtige Forum für Wolf, um sich zu erklären. Aber in der Landtagsfraktion sollte der Parlamentschef bald Klarheit schaffen, ob er am 8. April gegen Hauk anzutreten gedenkt - und damit seinen Anspruch auf die Spitzenkandidatur anmeldet. Am kommenden Dienstag, in der Fraktionssitzung, hat er die nächste (und fast auch schon letzte) Gelegenheit dazu.