Beim Landesparteitag am Wochenende in Kirchheim hat sich die Alternative für Deutschland (AfD) weitgehend in internen Streitereien verloren – aber noch nicht als wählbare Alternative zu den anderen Parteien präsentiert, meint Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Kirchheim/Teck - Für Anhänger und Wähler der Alternative für Deutschland wäre es aufschlussreich gewesen, beim AfD-Landesparteitag in Kirchheim dabei zu sein. Sie hätten dort eine Partei erleben können, die sich in der Tat deutlich von den von ihr so gerne gescholtenen Altparteien abhebt – allerdings vor allem im negativen Sinne. Nicht inhaltliche Debatten über die brennenden Themen der Zeit standen dort im Vordergrund, sondern ein erbitterter Streit ums Führungspersonal. Auch die Art und Weise, wie dieser ausgetragen wurde, unterschied sich ungut von den „Altparteien“: Feindselig, ja fast hasserfüllt standen sich die Kontrahenten gegenüber. Teils hagelte es schwere Vorwürfe wie Lüge, Intrige, Vertrauensbruch; teils ging es klein- und kleinstkariert zu. Auch wenn der Landeschef Bernd Kölmel den Machtkampf mit seinen Kritikern vorerst knapp für sich entschieden hat – zur Ruhe dürfte die AfD im Südwesten so schnell nicht kommen.

 

Angesichts der desolaten Lage der Partei mutet es noch befremdlicher an, dass in der Landes-CDU unlängst eine kurze Debatte aufflackerte, ob die AfD 2016 nicht Regierungspartner sein könnte. So, wie sich die „Alternative“ präsentiert hat, ist sie nicht nur regierungsunfähig; sie muss auch erst einmal politikfähig werden. Sonst verspielt sie den Vertrauensvorschuss, den sie mit Wahlerfolgen schon erhalten hat.