Harald Schmidt ist zurück. Auf Sat.1 macht er endlich wieder Late Night - und Kollege Hape Kerkeling kündigt eine Sensation an.

Stuttgart - "Dieses Bild hat sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt", sagt Harald Schmidt. Und steht vor einem Foto von Günther Jauch. Es ist eine Anspielung auf Jauchs Talkshow im Ersten am 11. September 2011 - zum 11. September 2001. Ob Schmidt das auch in der ARD gedurft hätte? Wahrscheinlich nicht. Ob er es trotzdem getan hätte? Ganz bestimmt. Denn wenn man ehrlich ist, braucht Schmidt Sender wie ARD oder Sat.1 ja nur noch, weil sie über Mittel und Wege verfügen, den so genannten Chefzyniker in die Wohnzimmer zu bringen. Und das Geld. Alles andere besorgt er schon seit Jahren selbst.

 

Jetzt steht Schmidt also im selben Studio wie immer. Dirigiert Helmut Zerlett, dessen Kapelle immer noch "und Band" heißt. Und hat wieder dieses Lächeln, wenn er seinen neuen alten Sender "Powersender" oder "Kuschelsender" nennt. Eben wie früher. "Wir sind der Sender mit der größten Insolvenzkompetenz", sagt Schmidt. Und meint nie "wir", sondern "die". Schmidt ist längst sein eigener Sender. Das hat er übrigens mit Jauch gemeinsam. Bei Gottschalk wird sich das erst noch zeigen.

Der Gegenentwurf zur ARD-Takshow

Zur Talkshow-Offensive in der ARD ist Schmidt der Gegenentwurf auf Sat.1. Im Ersten hätte es jetzt ohnehin keinen vernünftigen Sendeplatz mehr für ihn gegeben. Aus der Ferne kann Schmidt sich bei Jauchs neuer Sendung an SternTV erinnert fühlen und dann doch merken: "Das ist nicht SternTV, sonst wäre da ja ein traumatisierter Schäferhund gewesen, und irgendjemand hätte was gekocht." Und schmutzig wird es, wenn in einem Einspielfilm Anne Will am Sonntagabend Jauch guckt. Und brechen muss. "Bei uns im Ersten reihern sie in der ersten Reihe", heißt es da. Spontane Magenentleerung ist schon seit "Schmidteinander"-Zeiten und "Migräne Man" so eine Art Lieblingsgenre von Schmidt.

Als "Side Kick" hat sich Schmidt Oli Dittrich eingeladen. Die beiden plaudern über dies und das, erinnern sich an den Gemüsebrüheautomaten von Rudi Carell und müssen über verunglückte Pointen schon selbst lachen. "Wie gehst du mit Gags um, die nicht funktionieren?", fragt Schmidt danach, oder: "Würdest du in der ersten Late Night nach der Sommerpause zehn Minuten mit einem lieben Kollegen alte Witze erählen?" Wenn Schmidt dann zu Zettel und Stift greift und nicht ernsthaft eine Antwort erwartet, sind das wieder große Late-Night-Momente, die ihn von allen anderen unterscheidet, die es versucht haben.

Kerkeling kündigt Großes an

Beim ersten Talkgast nach der Pause macht Harald Schmidt keine Experimente. Hape Kerkeling kommt. Und weil seit Monaten spekuliert wird, der Mann könnte demnächst "Wetten dass?!" übernehmen, machen sie sich einen Spaß draus. "Es ist der Tag. Es fühlt sich gut an. Es geht um eine ziemlich große Fernsehshow." Sagt Kerkeling. Und Schmidt klopft Kerkelings Terminkalender schon mal auf freie Samstagabenende ab und redet über Außenwetten. Am Ende geht es dann allerdings nur um Kerkelings Auftritt bei "Tietjen und Hirschhausen" im Dritten und eine witzige Doku-Reihe zur Menschheitsgeschichte. Immerhin die im ZDF.

Den Late-Night-Cocktail machen am Ende die "Guano Apes" komplett -  mehr ist es leider nicht. Aber die Hauptsache ist ja, dass Harald Schmidt in die alte Form zurückgekehrt ist. In der Abmoderation kündigt Schmidt die nachfolgende Dokumenation an: "Stellungswechsel im Pornoland". Willkommen zurück bei Sat.1.

Update 11.14 Uhr: Beim Publikum ist die erste Schmidt-Sendung bei Sat.1 gut angekommen. 1,39 Millionen Zuschauer sahen ihm am Dienstagabend ab 23.15 Uhr zu. Der Marktanteil betrug 11,6 Prozent, beim vom Sat.1 heiß umworbenen jüngeren Publikum sogar 14,1 Prozent und damit gut drei Prozentpunkte über dem Senderschnitt - die Zahlen sprachen aus Sat.1-Sicht also für die Schmidt-Verpflichtung.

Hier gibt es die komplette Sendung zum Nachsehen.