Die Städte Ludwigsburg und Kornwestheim sind besonders eng verwoben. Ihre stetige Zusammenarbeit bringt nicht nur finanzielle Vorteile.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Ob nun die Coronapandemie, die Flüchtlingsströme aus der Ukraine oder die Energiekrise: Selten hatten die Verwaltungen der hiesigen Städte und Gemeinden so viel zu tun wie in jüngster Vergangenheit. Alltägliche, aber auch ausgefallenere Aufgaben sind dort zu bewältigen. Um sich die Herausforderungen ein Stück weit zu erleichtern, arbeiten Ludwigsburg und Kornwestheim besonders eng zusammen. Sie haben dazu sogar einen speziellen Ausschuss etabliert, der erst vor Kurzem erneut getagt hat.

 

Zwei- bis dreimal im Jahr setzen sich die Mitglieder der beiden Gemeinderäte, die Spitzen der beiden Verwaltungen sowie Mitarbeiter aus den Fachabteilungen an einen Tisch, um über Dinge zu sprechen, die sowohl Ludwigsburg als auch Kornwestheim betreffen. Bei der Federführung der Sitzung wechseln sich die Städte ab. „Wir sind eng zusammengewachsen“, sagt Robert Nitzsche, Fachbereichsleiter im Ludwigsburger Rathaus. Die Geschäftsstelle für die interkommunale Zusammenarbeit ist bei ihm angesiedelt. Wiederkehrende Kooperationen liegen nach seiner Ansicht für Ludwigsburg und Kornwestheim nahe, schon allein aufgrund der räumlichen Nähe und der gemeinsamen Markungsgrenzen.

Nicht nur räumlich eng verknüpft

Die Stadt Ludwigsburg arbeitet seit Jahren schon mit anderen Kommunen auf einigen Gebieten zusammen, beispielsweise mit Remseck, Freiberg, Benningen und Möglingen. Die Verbindungen zu Kornwestheim sind allerdings besonders stark, was sich auch in dem interkommunalen Ausschuss widerspiegelt. 2008 haben die beiden Städte auch ihre Stadtwerke zusammengelegt. Ein Erfolgsmodell, wie von beiden Seiten zu hören ist. Um die Umwandlung von Pattonville vom Militärstützpunkt zum zivilen Wohnort zu gestalten, arbeiteten Ludwigsburg und Kornwestheim außerdem – mit der Stadt Remseck – im eigens gegründeten Zweckverband zusammen. Inzwischen sind die Ludwigsburger wieder ausgetreten, weil ihr Teil der Aufgaben erledigt ist.

Nicht immer werden die Kooperationen nach außen hin sofort deutlich. Vieles passiert im Hintergrund, ohne dass der Großteil der Einwohner etwas von der Zusammenarbeit mitbekommt. So sind Ludwigsburg und Kornwestheim momentan gemeinsam dabei, ihre Mietspiegel zu aktualisieren, und haben dazu ein empirisches Institut beauftragt. Auch das Abwickeln des Zensus im vergangenen Jahr fand im engen Austausch statt. Für dieses Projekt haben die beiden Städte zusätzlich Bietigheim-Bissingen und Remseck mit ins Boot geholt. Wenn es darum geht, Ausrüstung für die Feuerwehr oder Hardware für die Verwaltung zu beschaffen, arbeiten Ludwigsburg und Kornwestheim ebenfalls Hand in Hand. Bei bautechnischen Prüfungen hilft die Ludwigsburger der Kornwestheimer Verwaltung. Wegen unterschiedlicher Softwaresysteme wurde die zwischenzeitliche Zusammenarbeit bei der Rechnungsprüfung dagegen wieder eingestellt. Unter die Arme hat die Barockstadt den Kornwestheimern außerdem lange Zeit im Vollstreckungswesen gegriffen, also wenn Bürger beispielsweise die Grundsteuerzahlung schuldig blieben.

Wirtschaftliche Situation ist oftmals entscheidend

Nach der Erfahrung von Robert Nitzsche sind die Kooperationen generell nur dann sinnvoll, wenn beide Partner einen Mehrwert daraus ziehen können und sich keine der Parteien übervorteilt fühlen muss. „Die interkommunale Zusammenarbeit lebt von der Währung Vertrauen. Es ist ein Geben und Nehmen“, sagt er. Das setzt voraus, dass alle Beteiligten sensibel miteinander umgehen und die Selbstverwaltungshoheit bei den Kommunen bleibt, so der Fachbereichsleiter. Obwohl Kooperationen nicht nur finanzielle Vorteile mit sich bringen können, ist die wirtschaftliche Lage der Kommunen entscheidend darüber, wie oft der Austausch gesucht wird, meint der Verwaltungsexperte. „Wenn die Not nicht groß ist, gibt es keinen starken Treiber, die interkommunale Zusammenarbeit zu suchen“, sagt Nitzsche.

Vom Spezialistentum profitieren beide Seiten

Vertrauen und ein Umgang auf Augenhöhe: Das sind auch für Ursula Keck, die Oberbürgermeisterin von Kornwestheim, die Voraussetzungen. Sie stimmt zu, dass die Kooperationen nur dann sinnvoll sind, wenn sich ökonomische Vorteile ergeben und beide Kommunen daraus einen Gewinn ziehen können. Noch wichtiger als das Einsparen von Kosten sei nach ihrer Ansicht allerdings der gegenseitige Wissensaustausch. Durch die Zusammenarbeit können in der Verwaltung Spezialisten aufgebaut werden. „Von ihnen profitiert dann auch die Nachbarkommune“, erklärt sie.

Jedes Projekt, dass beide Städte gemeinsam angehen, wird nicht nur im speziellen Ausschuss besprochen, sondern muss auch von den Gemeinderäten abgesegnet werden. Zudem müssen jeweils öffentlich-rechtliche Vereinbarungen abgeschlossen werden, führt Oberbürgermeisterin Keck aus.

Weitere Zusammenschlüsse im Kreis Ludwigsburg

Verwaltungsgemeinschaft
Im Kreis Ludwigsburg gibt es drei vereinbarte Verwaltungsgemeinschaften (VVG): Bietigheim-Bissingen (mit Tamm und Ingersheim), Freiberg (mit Pleidelsheim) und Vaihingen an der Enz (mit Eberdingen, Oberriexingen und Sersheim). Jeweils eine Gemeinde übernimmt die Aufgaben des Verbands. Die Gemeinschaft hält durch eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung zusammen.

Verwaltungsverband
 Ein Gemeindeverwaltungsverband ist ein Zusammenschluss von Gemeinden desselben Kreises, die verschiedene Aufgaben übertragen. Er ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Gemeinden bleiben selbstständig. Im Kreis Ludwigsburg sind es Besigheim (mit Freudental, Gemmrigheim, Hessigheim, Löchgau, Mundelsheim, Walheim), Bönnigheim (mit Erligheim und Kirchheim), Marbach (mit Affalterbach, Benningen, Erdmannhausen), Schwieberdingen-Hemmingen und Steinheim an der Murr.