Manchmal hilft gegen schlechte Stimmung ein neues Sofa. Doch wie sollte das aussehen? Hilfreiche Tipps gibt es alljährlich auf der internationalen Möbelmesse imm cologne in Köln. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Trends und Entdeckungen.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Wenn man sich die Welt derzeit so anschaut, dann könnte man schon die nicht ganz so steile Hypothese aufstellen: Es läuft alles andere als rund. Die politisch-gesellschaftlichen Verwerfungen sind leider nicht zu übersehen, die Krise – gleichgültig welche – ist einfach überall.

 

Da fällt es einem natürlich ein bisschen schwer, das Haus zu verlassen, das war schon zu Corona-Zeiten nicht anders. Doch wenn man sich die Ausgaben der Deutschen für Möbel, so staunt man nicht schlecht: Etwas mehr als 50,5 Milliarden Euro hat man hierzulande im Jahr 2022 für Einrichtungsgegenstände ausgegeben, soviel wie nie zuvor und in keinem anderen Land der Europäischen Union. Selbst in den Hochzeiten der Zeiten der Pandemie war das Bedürfnis nach dem Rückzug in ein schönes Zuhause nicht größer.

Dazu passt es dann auch, dass man beim Gang durch die Hallen der Internationalen Möbelmesse (IMM) in Köln mit jedem Schritt eine bessere Laune bekommt, selbst wenn die Füße immer dicker werden. Die Designer und Hersteller ahnen meist, wonach sich die potenziellen Kunden wirklich sehnen: Schutz, Entspannung und Freude in einem nachhaltig gestalteten Refugium.

Und bitte mit viel Mut zur Farbe. Helle Violett-Töne, kräftige Blaunuancen und dezente Rostfarben dominieren das Spektrum, wobei man immer noch das Holz hinzudenken muss. Viele richten sich ihre vier Wände nicht völlig neu ein, sondern haben schon in den vergangenen Jahren investiert, und zwar vor allem in Stühle, Tische, Arbeitsplatten, Dielen, Parkett und Decken aus Holz, nicht selten aus naturbelassener Eiche.

Man gibt sich verspielt

Wer diese Gemütlichkeitsoffensive noch steigern möchte, stellt nun noch ein tendenziell rundliches Sofa in einem warmen Zimt- oder Curry-Ton ins Wohnzimmer. Man gibt sich verspielt, aber nicht kindisch, der strenge, weil rechte Winkel scheint auf dem Rückzug zu sein. Man legt sich in Kurven, streicht über ovale Flächen. Die Firma Schönbuch aus Bayern zeigt, was gemeint ist: den nun auf der IMM präsentierten runden Hocker Akaya gibt es in 17 Farben zu bestellen, wobei die Töne „Mimosa“, „Saffron“ und – etwas lokalpatriotisch – „Bavarian Sky“ heißen.

Man gibt sich beim Design bodenständig, heimatliebend und naturverbunden. Irgendwie sanft. Alles sollte möglichst wertig aussehen, um nicht zu sagen: bloß nicht billig!

Und am besten für die Ewigkeit gemacht. Was ist schon nachhaltiger als ein Klassiker, der nie auf dem Wertstoffhof landet? Eben. Die Erben werden sich jedenfalls freuen, aber auch das Klima. Die umweltfreundliche Haltbarkeit von Möbeln wurde auf der IMM in einer eigenen Schau thematisiert. Ausgestellt waren zeitlose Designs von Montis, Cor, Schönbuch oder Janua/Freifrau.

Die Eames-Chairs kennt jeder, das sind und bleiben ja ikonische Würfe des modernen Designs. Doch es gibt auch andere, nicht ganz so populäre Designikonen, die man wiederentdecken durfte: etwa den Sessel Sinus vom Polstermöbelspezialisten Cor aus dem Jahr 1976 oder den Sitzballon Pallone für Leolux aus dem Jahr 1989.

Welches Möbel das Zeug zu einem künftigen Klassiker hat, ist schwer zu vorherzubestimmen. Leichter fällt der Blick zurück: Begehrt unter den Designklassikern sind momentan das Memphis-Design der 80er sowie die Popkultur der 70er Jahre. Wer sich absetzen will von der omnipräsenten Lust auf Extrakuscheleinheiten in einem Kokon aus Holz- und Indian-Summer-Farben, der setzt auf Grelles und Exzentrisches. Doch man sollte die Netzhaut nicht reizen. Letztlich kommt es auf die gelungene Mischung an.

Eine weitere feine Neuentdeckung auf der IMM ist der „Crate Lounge Chair“ von Gerrit Rietveld, den Hay neu aufgelegt hat. Die dänische Firma hat den rustikalen Stuhl aus dem Jahr 1934 des niederländischen Designers, Architekten und Mitglieds der Künstlergruppe DeStijl in fünf Farben im Programm, der Sessel passt als nobler Solitär sowohl auf die Terrasse als auch ins Wohnzimmer. Wer es sich leisten kann, investiert für die gute Stube in inflationsresistente und trostspendende Designklassiker. Krise? Welche Krise?