Der Sommer ist da – und mit ihm die Tigermücken. Sie sind klein und nerven, können aber potenziell tödliche Krankheiten übertragen. Wie gefährlich sind diese exotischen Insekten wirklich – jetzt und in Zukunft?

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Schon ihr Name klingt bedrohlich: Asiatische Tigermücke. Sie ist die zugereiste aggressive Variante unserer nervigen, aber wenig bedrohlichen Stechmücken. Und ihr Ruf als „The deadliest animal in the world“ – „Das tödlichste Tier der Welt“ – eilt ihr voraus. So nämlich hat Microsoft-Gründer Bill Gates das Insekt genannt.

 

Auf unserer Karte sehen Sie, wo die Asiatische Tigermücke im Südwesten bereits heimisch ist.

Welche gefährlichen Mückenarten breiten sich in Deutschland aus?

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC warnt wegen der sich verändernden klimatischen Bedingungen in Europa vor einem steigenden Risiko für durch Mücken übertragene Krankheiten.

Vor allem die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) breite sich in Europa weiter Richtung Norden und Westen aus, teilt die in Stockholm ansässige Behörde mit.

Die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) hat sich demnach auf Zypern etabliert und könnte sich auch auf andere europäische Länder ausbreiten.

Warum wächst die Mücken-Population?

Grund für die wachsende Gefahr ist der Klimawandel. Europa wird wärmer. Hitzewellen und Überschwemmungen werden häufiger und heftiger. Sommer werden länger und wärmer, wie das ECDC in seinem jüngsten Bulletin schreibt. Dies erzeuge günstigere Bedingungen für invasive Mückenarten wie eben Aedes albopictus und Aedes aegypti.

Vor zehn Jahren ist die Asiatische Tigermücke demnach in acht europäischen Ländern nachgewiesen worden – heute seien es 13. Die Zahl der betroffenen Regionen hat sich demnach in dem Zeitraum fast verdreifacht.

Wo ist die Asiatische Tigermücke in Europa anzutreffen?

In den vergangenen Jahren habe man eine geografische Ausbreitung invasiver Mückenarten in zuvor nicht betroffenen Gebieten in der EU beobachtet, erklärt ECDC-Direktorin Andrea Ammon. „Wenn das so weitergeht, können wir mit mehr Fällen und möglicherweise Todesfällen durch Krankheiten wie Dengue-, Gelbfieber, Zika-Viren, Chikungunya- und West-Nil-Fieber rechnen.“

Welche Krankheiten können die Mückenstiche auslösen?

In Südeuropa ist die Asiatische Tigermücke schon länger heimisch. Seit wenigen Jahren breitet sie sich auch in Deutschland aus. Sie kann Dutzende Krankheitserreger übertragen, darunter potenziell tödliche Erreger wie das Zika-und Dengue-Virus. Eine Infektion kann zu hohem Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen führen, was tödlich enden kann.

Außerdem kann ein Stich des Insekts das Chikungunya-Fieber auslösen, das mit hohem Fieber und Gliederschmerzen einhergeht und sich chronifizieren kann. Voraussetzung ist, dass die Mücke zuvor einen Wirt gestochen hat, der den Erreger in sich trägt.

Gab es in Europa bereits Krankheitsfälle?

In Deutschland hat es bisher keinen bekannten Fall einer solchen Ansteckung gegeben, in anderen Staaten allerdings schon: So wurden in Südfrankreich mehrfach Zika-Infektionen durch dort heimische Tigermücken gemeldet. Nachgewiesene Dengue-Infektionen gab es auf Madeira und in Kroatien sowie in Frankreich. Auch Chikungunya-Ausbrüche sind im Mittelmeerraum registriert worden.

Weil der Erreger in Stechmücken in Deutschland überwintern kann, rechnen Experten mit zunehmenden Fallzahlen bis hin zu größeren saisonalen Erkrankungswellen. In süd- und südosteuropäischen Ländern gibt es derartige Ausbrüche schon seit Jahren.

Info: Als blinder Passagier von Afrika nach Europa

Erste Funde
Die wärmeliebende Asiatische Tigermücke war erstmals im September 2007 an einem Rastplatz der Autobahn A5 (Basel-Karlsruhe) bei Weil am Rhein gefunden worden. Seitdem häuften sich die Fälle, insbesondere in Südwestdeutschland.

Transportwege
Aus dem Jahr 1979 stammt nach Angaben der European Mosquito Control Association (EMCA) der erste europäische Nachweis der Tigermücke in Albanien. 1990 wurde es in einer Ladung gebrauchter Reifen aus den USA in den Hafen von Genua eingeschleppt. Auch der Campingtourismus aus Südeuropa ist bei den stechenden Globetrottern äußerst beliebt und führt zur raschen Verbreitung in nördlicheren Gefilden.