Die Modernisierung des Bahnhofs Ditzingen geht zügig voran. Das Gleiskarree steht nun im Rohbau da. Der Investor spricht von einem „Leuchtturmprojekt“.

In manchen Momenten wird selbst ein routinierter Investor emotional. „Das ist ein bewegender Moment auch für uns“, sagt Johannes Büchlmeir, als er am Donnerstag am Ditzinger Bahnhof steht, inmitten der Baustelle, umringt von zahlreichen Gästen. Der bei der Münchner Real I.S. Direktverantwortliche für das Projekt Gleiskarree nennt das Richtfest den „nächsten großen Meilenstein für die Quartierentwicklung“.

 

Fast genau ein Jahr nach der Grundsteinlegung auf dem zweiten Bauabschnitt östlich des historischen Bahnhofsgebäudes sind die Rohbauarbeiten beendet. Womit das Projekt im Plan liege, was angesichts der derzeitigen Marktverhältnisse erwähnenswert sei, sagt Johannes Büchlmeir. Zwei Geschäftshäuser und ein Wohnhaus mit 20 Wohnungen entstehen. Mitte nächsten Jahres ziehen laut Büchlmeir die ersten Mieter ein, zu denen die Krankenkasse AOK mit einem Kundencenter gehört, Point mit einem Fitnessstudio und Epifanio Cardelia mit einem italienischen Restaurant samt Terrasse.

Investor spricht von „städtebaulichem Leuchtturmprojekt“

Johannes Büchlmeir berichtet von einer guten Nachfrage nach modernen Flächen. Und von Verhandlungen des Immobilienunternehmens Real I.S. mit weiteren fünf, sechs potenziellen Mietern. „Wir verspüren ein großes Interesse.“ Die Interessenten seien aus der Region. Johannes Büchlmeir sagt, sie wollen sich entweder in puncto Räumlichkeiten oder Lage verbessern. Auch dahingehend ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, das sei vielen trotz Homeoffice wichtig.

Ein ebenso attraktiver wie neuer Treffpunkt entsteht aus Sicht von Johannes Büchlmeir am Ditzinger Bahnhof. Er spricht von einem auf 5850 Quadratmetern Nutzfläche „städtebaulichen Leuchtturmprojekt“, das Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung verbinde. Für alle Gebäude ist eine Zertifizierung nach dem Standard „Green Building“ der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen vorgesehen. Außerdem entsteht eine Tiefgarage mit 76 Stellplätzen.

Gut 30 Millionen Euro fließen laut Büchlmeir in die Umsetzung des Gleiskarrees. Er geht davon aus, dass der Initiator und Manager von Immobilien-Investments Real I.S. das Projekt im geplanten finanziellen Rahmen abwickelt. „Wir sind mit kaufmännischer Vorsicht rangegangen“, sagt er auch mit Blick auf die „entsprechende Rendite“ für die Investoren. Die Wohnungen, die im Frühling in die Vermarkung gehen sollen, werden vermietet und als Renditeobjekte gehalten. „Wir investieren langfristig“, begründet Johannes Büchlmeir dies.

Bürgermeister: „Komplett anderes Bild“

Ditzingens Bürgermeister Ulrich Bahmer (CDU) ist heilfroh, dass es auf dem Bahnhofsareal vorangeht. Kommendes Jahr werde sich ein „komplett anderes Bild“ zeigen als einst: Ulrich Bahmer blickt zurück auf die Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren, angefangen beim städtebaulichen Wettbewerb anno 2012. Vier Jahre später war im Westen des Bahnhofsareals der erste Bauabschnitt mit dem Zentralen Omnibusbahnhof und den Gebäuden, dem Einkaufszentrum mit Parkhaus sowie daneben mit gläserner und grüner Fassade der Drogeriemarkt Müller samt Büroflächen fertiggestellt.

Stadt hofft weiter auf die Brücke

15 Millionen Euro steckte die Stadt in den ersten Bauabschnitt, sechs steckt sie in den zweiten: Der Zugang zur Unterführung zu den Gleisen ist schon schick, der Platz vor dem denkmalgeschützten ehemaligen Empfangsgebäude mit WC-Anlage soll Ende des Jahres fertig sein. Im neuen Jahr geht die Stadt den Quartiersplatz auf der Tiefgarage an, der zum neuen Restaurant liegt und den einmal 14 Bäume – Amerikanisches Gelbholz – zieren. Auf die Brücke zwischen den Einzelhandelskomplexen und den Bahngleisen – ein laut Bahmer „zentrales Element“ – setzt die Stadt weiter. Bisher gibt es die gewünschte Verbindung aus finanziellen Gründen nicht. Er hoffe, die Konjunktur bleibe so, damit man sie einmal bauen könne.