Boris Becker ist in finanziellen Schwierigkeiten. Deshalb versteigert er jetzt die Pokale aus seinen Glanzzeiten. Doch ausgerechnet die wichtigsten sind verschwunden.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Wenn Sie zufälligerweise Informationen über den Verbleib der Wimbledon-Siegerpokale der Jahre 1985, 1986 und 1989 haben, dann wenden Sie sich bitte an Mark Ford. Dabei handelt es sich um Boris Beckers britischen Insolvenzverwalter, der gerade mit einem entsprechenden Online-Aufruf nach den Trophäen fahndet. Diese Suchmeldung ist nötig, weil sich Becker nach eigener Aussage beim besten Willen nicht mehr daran erinnern kann, wo seine wertvollsten Tennis-Pokale abgeblieben sind, die sein Insolvenzverwalter gerne zu Bargeld machen würde.

 

Andere persönliche Wertgegenstände des in massiven finanziellen Schwierigkeiten steckenden Becker werden seit Mittwochabend bereits von einem Auktionshaus im Internet versteigert. Das höchste Gebot ist bisher für den US-Open-Pokal von 1989 eingegangen. Es liegt bei 15 100 Pfund, was 17 300 Euro entspricht. Ein paar ausgelatschte Diadora-Tennisschuhe sind einem Bieter im Moment 500 Pfund wert, eine Kombination aus Tennis-Shirt, Schweißbändern und Socken liegt derzeit bei 250 Pfund. Ein Wimbledon-Henkelpott wären da natürlich eine völlig andere Kategorie und würde vermutlich auch den US-Open-Pokal locker toppen.

Der passionierte Pokerspieler Becker agiert in seinem Insolvenzverfahren nicht mit offenen Karten, diese Einschätzung hat sich durch die vermissten Wimbledon-Trophäen in der britischen Justiz noch einmal verfestigt. Deshalb wurde Beckers Insolvenzverfahren, das dieser Tage nach einem Jahr abgeschlossen werden sollte, um weitere zwölf Monate verlängert.

In diesem Zusammenhang kann auch die Posse um eine mögliche diplomatische Immunität Beckers gesehen werden. Einigermaßen unklar ist derzeit, ob der 50-Jährige – wie von ihm behauptet – tatsächlich von der Zentralafrikanischen Republik zum Attaché für Sport und Kultur ernannt worden ist. Der dortige Präsident sagt offenbar ja, der Außenminister nein. „Der Diplomatenstatus beinhaltet einige Privilegien, aber das ist für mich vordergründig nicht wichtig“, sagt auf jeden Fall Becker. Laut dem umstrittenen Ausweispapier soll er neben Sport und Kultur auch für Finanzen zuständig sein. Was eine äußert mutige zentralafrikanische Personalpolitik wäre.