Bei StZ im Gespräch und dem Treffpunkt Foyer mahnt der Porsche- und VW-Chef: Aus Protektionismus entsteht Protektionismus.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau : Klaus Köster (kö)

Der Chef des Volkswagen- und des Porsche-Konzerns, Oliver Blume, rät der Politik beim Vorgehen gegen chinesische Handelspraktiken zu Augenmaß. „Wir treten für einen fairen Wettbewerb ein“, sagte Blume am Mittwoch bei der Veranstaltung „StZ im Gespräch“ der Stuttgarter Zeitung und dem Treffpunkt Foyer der Stuttgarter Nachrichten und ihrer Partnerzeitungen. Daraus dürfe aber kein Protektionismus erwachsen, denn dieser ziehe weiteren Protektionismus nach sich. Überdies dürften Untersuchungen über die Anwendung unfairer Handelspraktiken sich nicht auf die Begünstigung chinesischer Anbieter beschränken, sondern müsse alle Teilnehmer am Markt umfassen.

 

Geändertes Ziel für China

Die Europäische Union hat kürzlich eine Untersuchung über chinesische Subventionen für dortige Elektroautohersteller eingeleitet, die nach Ansicht von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Markt verzerren. „Wir sollten uns eher darauf konzentrieren, wie wir hier wettbewerbsfähige industrielle Rahmenbedingungen schaffen“, sagte Blume vor knapp 600 Zuhörerinnen und Zuhörern in der Sparkassenakademie Baden-Württemberg in Stuttgart. „Wenn ich selbst stark bin, habe ich einen Wettbewerb außerhalb Europas nicht zu fürchten.“

Im Frühjahr hatte Volkswagen nach langen Jahren die Marktführerschaft auf dem chinesischen Markt an den dortigen Hersteller BYD abgegeben. Nach Ansicht von Blume beruht die starke Marktposition chinesischer Autohersteller auch auf deren Stärken. So verfüge BYD über eine hohe Wertschöpfungstiefe und produziere 90 Prozent seiner Halbleiter und seiner Batterien selbst. Volkswagen selbst hat nach dem Überholmanöver durch BYD seine Ziele auf den chinesischen Markt revidiert. Man will nun der größte internationale Hersteller auf dem dortigen Markt sein.

Abhängigkeit von China soll sinken

VW selbst beabsichtige, den hohen Anteil Chinas am weltweiten Absatz des Unternehmens zu reduzieren. Der gegenwärtige Anteil von 40 Prozent sei viel zu hoch. Sein Ziel sei es, das Unternehmen breiter aufzustellen und die Absatzanteile in anderen Weltregionen zu steigern, sagte Blume. Eine Rolle spielten hier Nordamerika, Südostasien und der Mittlere Osten. Südostasien werde Ende des Jahrzehnts die drittstärkste Wirtschaftsregion der Welt sein.