Energydrinks gehören in Deutschland zu den beliebtesten Getränken. Mehr als drei Millionen Bundesbürger trinken sie mehrmals pro Woche. Doch wie ungesund oder gar gefährlich ist die koffein- und zuckerhaltige Brause – vor allem für Jugendliche?
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat eine Altersgrenze ab 18 Jahren für den Verkauf von Energydrinks gefordert. In EU-Ländern wie Polen, Lettland oder Rumänien gebe es bereits Altersbeschränkungen für die süßen, koffeinhaltigen Getränke und nun müsse auch die Bundesregierung „endlich die eindringlichen Warnungen der Wissenschaft ernst nehmen und Kinder vor den gefährlichen Wachmachern schützen“, erklärte Foodwatch am Montag (15. April).
Eine Halbliter-Dose der Drinks enthalte bereits mehr Koffein „als ein normalgewichtiger Zwölfjähriger maximal an einem Tag zu sich nehmen sollte“, warnte Foodwatch. Außerdem würden die Drinks etwa mit „Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und Angstzuständen in Verbindung gebracht“. Daher müsse es „endlich auch in Deutschland einen Verkaufsstopp der Getränke an Minderjährige“ geben.
Foodwatch übte außerdem Kritik an Lidl. In Ländern wie Großbritannien, Dänemark und Schweden habe der Discounter Altersgrenzen für die Getränke eingeführt, aber nicht in Deutschland. Hierzulande seien diese aber „genauso gefährlich“, erklärte Foodwatch und warf dem Unternehmen „Doppelmoral“ vor.
Was enthalten Energydrinks?
- Laut Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung sind Energydrinks koffeinhaltige Erfrischungsgetränke, die pro Liter maximal 320 Milligramm Koffein, 4000 Milligramm Taurin, 200 Milligramm Inosit und 2400 Milligramm Glucuronolacton enthalten dürfen.
- Energydrinks enthalten insgesamt jede Menge Koffein, Zucker (Dextrose, Glucose, Saccharose, Fruktose), Kohlensäure, Koffein, Taurin, Glucuronolacton, Farbstoffe und Aromen.
- Wer wissen will, warum die Wachmacher angeblich „Flügel verleihen“, sollte sich mal die Liste der Inhaltsstoffen auf der Dose anschauen. Eine 0,25-Liter- Dose kann bis zu 35 Gramm Zucker enthalten (umgerechnet zwölf Stück Würfelzucker).
Wie beliebt sind Energydrinks?
Nach Angaben des Statistikportals Statista beträgt der durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Konsum von Energydrinks in Deutschland 6,4 Liter. Mehr als drei Millionen Bundesbürger trinken mehrmals pro Woche Energydrinks.
Im Lebensmitteleinzelhandel gehören Energy Drinks damit zu den wachstumsstärksten Getränkesegmenten.
Ist der hohe Zuckergehalt von Energydrinks problematisch?
Ja. Eine große Dose enthält laut der Verbraucherzentrale rund 60 Gramm Zucker – also 20 Stück Würfelzucker. „Zucker gibt den verlockenden Geschmack und wird darum in großen Mengen zugesetzt“, erklärt Silke Vollbrecht. Auch um den bitteren Geschmack des Koffeins zu überdecken. „Ein hoher Zuckerkonsum begünstigt Übergewicht, die Entstehung von Diabetes und ist schädlich für die Zähne.“
Was macht wach in Energydrinks?
Was wach und leistungsfähig machen soll, ist vor allem das Koffein, das in Energydrinks steckt. „Meist sind es 32 Milligramm pro 100 Milliliter Getränk, was der gesetzlichen Höchstmenge entspricht“, erläutert Silke Vollbrecht.
Ganz generell hat das Koffein gute Eigenschaften. „Es stimuliert das Herzkreislauf- und das zentrale Nervensystem, sodass es in moderater Dosierung die Konzentration und Aufmerksamkeit verbessern kann“, erklärt Anke Ehlers von der Abteilung Lebensmittelsicherheit am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Warum ist die Dosis an Koffein so wichtig?
Beim Koffein kommt es immer auf die Dosis an. Energydrinks verleiten dazu, schnell große Mengen an Koffein zu sich zu nehmen. Dadurch können unerwünschte Wirkungen auftreten wie etwa Nervosität, Schweißausbrüche oder Herzrasen.
Vor allem in Verbindung mit Alkohol, wenig Schlaf und körperlicher Anstrengung kann zu viel Koffein laut BfR zu gesundheitlichen Risiken wie Herzrhythmusstörungen führen. „Das gesundheitliche Risiko ergibt sich also vor allem aus dem übermäßigen Verzehr der Energydrinks“, so Anke Ehlers.
Wie viel Koffein ist unschädlich?
Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) hat in einem wissenschaftlichen Gutachten die Werte für Koffein ermittelt, die gesundheitlich unbedenklich sind. Demnach stellen für gesunde Erwachsene 200 Milligramm Koffein (zwei bis drei Tassen Kaffee oder zwei bis 2,5 Dosen Energy Drink) – innerhalb kurzer Zeit getrunken – kein gesundheitliches Risiko dar.
Über den Tag verteilt gelten 400 Milligramm Koffein als unbedenklich. Für Kinder und Jugendliche sind demzufolge drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag als unbedenklich. Bei Schwangeren und stillenden Frauen ist eine Koffeinmenge bis zu 200 Milligramm über den Tag verteilt für den Fötus und das gestillte Kind unbedenklich.
Zur Einordnung: Eine 500-Milliliter-Dose Energydrink enthält 160 Milligramm Koffein.
Wer sollte auf Energydrinks verzichten?
Wie viel Energydrinks sind zu viel? Es kommt immer auf die spezifische Situation und persönliche Verfassung des Konsumenten an. Laut BfR können mehr als zwei Energydrinks pro Tag gesundheitlich schon bedenklich sein, da ein zu hoher Konsum zu Herzrhythmus-Störungen führen kann.
Wer unter Herz-Kreislauf-Beschwerden sollte Energydrinks ohnehin ganz meiden. Bei einer Vorschädigung des Herzens kann exzessiver Koffeinkonsum gravierende Folgen haben. Koffein wirkt ähnlich wie das Stresshormon Adrenalin.
Warum sind Energydrinks bei Jugendlichen beliebt?
Nach Angaben der Verbraucherzentrale trinken fast 70 Prozent aller Jugendlichen Energydrinks – und jeder vierte von ihnen mehr, als gesund ist. Auch Studenten und Erwachsene greifen zu den koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken, um ihre Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit zu steigern.
Jugendliche sollten laut EFSA täglich nicht mehr als drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Wer 50 Kilogramm wiegt, sollte also maximal 150 Milligramm Koffein zu sich nehmen. Eine Menge, die schnell überschritten ist.