Dunkle Tiefgaragen, unbelebte Plätze, verwinkelte Ecken – besonders Frauen betrifft das Gefühl von Unsicherheit. Was kann dagegen getan werden? Die Ortsgruppe des Verkehrsclubs Deutschland lädt zu einer besonderen Abendführung in Fellbach ein.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Ein fachkundig begleiteter Nachtspaziergang zu ausgewählten Angsträumen zwischen Rathaus und Bahnhof findet an diesem Freitag, 12. April, in Fellbach statt. Die Veranstaltung richtet sich insbesondere an Frauen, die sich abends an bestimmten Orten unsicher fühlen. Die Ortsgruppe des Verkehrsclubs Deutschland VCD ist Veranstalter. Wir haben uns mit dem Sprecher des VCD, Tadeusz Rzedkowski, unterhalten, was eine Stadt ausmacht, die auf die Bedürfnisse von Fußgängerinnen eingeht. Der Treffpunkt zur Stadttour ist um 20 Uhr vor dem Eiscafé Marmolada in der Fellbacher Bahnhofstraße 10.

 

Herr Rzedkowski, wie sieht eine Stadtplanung aus, die die Bedürfnisse von Frauen mit in den Focus nimmt?

Das Stichwort ist die gendergerechte Stadtplanung. In der Tat werden Städte noch zum Großteil nach den Bedürfnissen von Männern geplant. Zu wenig werden nach wie vor Aspekte aufgenommen, wie sich Frauen im öffentlichen Raum fühlen. Fühlen sie sich unsicher, erschwert das besonders für Frauen die Teilhabe am nächtlichen, städtischen Leben. Es dauert natürlich, bis eine Stadt umgestaltet werden kann. Der VCD setzt sich grundsätzlich dafür ein, schwerpunktmäßig den Fuß- und Radverkehr in der Stadt zu verbessern, die Mobilität soll möglichst sicher und umweltfreundlich sein.

Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer? Welche Situationen lösen denn Ängste oder Unsicherheiten von Passantinnen aus?

Die Führung übernehme ich gemeinsam mit Sandra Dotari. Sie wohnt im Oberdorf und hat sich mit den baulichen Gegebenheiten befasst, die in diesem Quartier Unsicherheitsgefühle auslösen. Wege durch dunkle Parks werden oft als Angsträume wahrgenommen, aber auch unbelebte Straßen, Bereiche, wo alle Rollläden unten sind und kein Leben herrscht, oder verwinkelte Tiefgaragen. Die Fellbacher Wohncity, wo die Führung startet, kann man nicht umbauen, aber vielleicht gibt es Möglichkeiten der Verbesserung. Vielleicht kommen auch Anregungen von den Teilnehmenden selbst. Natürlich gibt es auch das Thema Lichtverschmutzung – aber es gibt Beleuchtungen, die für Insekten weniger zur Falle werden.

Wie sieht die Route am Abend aus, welche Straßen nehmen Sie unter die Lupe?

Wir starten wie gesagt in der Wohncity, gehen dann an der Fellbacher Schwabenlandhalle durch den Park, dann weiter auf der Esslinger Straße, der Theodor-Heuss-Straße, Bahnhofstraße bis zum Fellbacher Bahnhof. Der Spaziergang endet am Bahnhof. Hier gibt es auch einige Ecken, die man verbessern könnte.

Sind auch Männer zur Tour eingeladen?

Ausdrücklich. Nicht nur Frauen sind im öffentlichen Raum von Unsicherheitsgefühlen betroffen, das betrifft auch Männer, allerdings zu einem deutlich geringeren Anteil. Der öffentliche Raum soll von allen Menschen genutzt werden. Keine und keiner soll nicht mehr am Leben teilnehmen können, weil er sich nicht mehr wohlfühlt auf seinem Weg abends durch die Stadt.

Ehrenamtlich aktiv im Verkehrsclub Deutschland

Ortsgruppe
 Tadeusz Rzedkowski ist Sprecher der Ortsgruppe Fellbach des Verkehrsclubs Deutschland VCD. Das ist ein gemeinnütziger, eingetragener Verein mit föderalen Strukturen.

Lokal präsent
 Mit seinen zwölf Landesverbänden sowie rund 140 Kreisverbänden und Ortsgruppen ist der VCD regional und lokal präsent. Während in den meisten Landesverbänden und auf Bundesebene hauptamtlich besetzte Geschäftsstellen wichtige Teile der Arbeit leisten, sind sämtliche Verbandsämter in Vorständen, Beiräten und Arbeitskreisen ehrenamtlich besetzt. Rund 1000 VCD-Mitglieder gestalteten, so berichtet der VCD, die Verkehrspolitik ehrenamtlich vor Ort mit. Sie steuerten Ideen bei und haben Vorschläge für eine umwelt- und sozialverträgliche Verkehrspolitik.