Die auf einem Acker geplante Skateanlage tangiert den Umweltschutz. Peter-Christian Quetz, ein Biologe, untersucht daher die Fläche.

Stuttgart-Sillenbuch - Der Skatepark ist ihm herzlich egal. Eigentlich wusste er gar nicht, dass sich einige Sillenbucher Jugendliche an genau dieser Stelle eine Anlage wünschen, um mit ihren Rollbrettern Kunststücke in einer badewannengleichen Halfpipe oder auf künstlichen Treppenstufen-Kanten üben zu können. Peter-Christian Quetz ist hier, um Tiere zu schützen. Der Biologe stapft über den Acker im Zwickel von Kirchheimer Straße, Schwarzäcker- und Paul-Grüninger-Weg zwischen Sillenbuch und Heumaden. „Ich wurde vom Umweltamt angefragt, diese Fläche zu untersuchen“, sagt er. Quetz ist Gutachter. Er erstellt Umweltberichte.

 

Die sind immer dann nötig, wenn größere Bauvorhaben anstehen, die in die Natur eingreifen. Für die Skateranlage selbst müsste wohl eine etwa tennisplatzgroße Fläche zubetoniert werden. Hinzu kämen eventuell noch Wege und Bänke. Der Lärm der Jugendlichen würde auch in die nahen Gärten schwappen. Gerade in den Bäumen dort haben viele Vögel ihre Nester eingerichtet.

Nistplätze dürfen nicht zerstört werden

„Das Umweltamt muss prüfen, ob dabei der Artenschutz tangiert wird“, sagt Quetz. Er zählt die No-Gos auf, also die Punkte, die ein Projekt mit Sicherheit in Schieflage bringen würden. Erstens: Tiere dürfen nicht getötet werden. Zweitens: Nistplätze dürfen nicht zerstört werden. Drittens: Tiere dürfen nicht in einem solchen Umfang gestört werden, „dass ihr Bestand gefährdet ist“, sagt Quetz.

„In den vergangenen Jahren gab es dafür krasse Beispiele“, sagt der Biologe. Der Juchtenkäfer etwa hatte es zu deutschlandweiter Berühmtheit gebracht. Das daumengroße Krabbeltier lebte just in den Bäumen, die im Schlossgarten den Bauarbeiten im Zuge von Stuttgart 21 weichen sollten. Letztlich konnten die urigen Bewohner zum Verdruss der S-21-Gegner die Arbeiten nicht verhindern, dafür aber verzögern. Sie hausen jetzt in einem wenige Platanen zählenden umzäunten Juchtenkäferhabitat.

„Das ist eine unproblematische Fläche“

Der Sillenbucher Acker freilich gehört nicht zum Lebensraum des seltenen Insekts. Und auch sonst droht den Skatern wohl kaum Ungemach von Seiten des Umweltschutzes. „Ich kann jetzt schon sagen, dass das eine unproblematische Fläche sein wird“, sagt Quetz.

Der Gutachter stützt seine – bisher noch vorläufige – Einschätzung auf sein Gehör. Quetz kann mehrere hundert Vogelarten an ihrem Zwitschern unterscheiden. „Hier leben Blaumeisen, Kohlmeisen, Buchfinken.“ Quetz hält einen Lautsprecher über den Kopf und spielt das Zwitschern des Wendehalses ab, doch der antwortet nicht, dafür ein anderes Federvieh. „Das ist ein Kleiber, man hört das Zickzickzick.“

Einen Zwischenbericht gibt es im Herbst

Der Experte schätzt, dass in direkter Nähe zu dem Acker knapp 30 Vogelarten und fünf Fledermausarten leben. Allein die Amsel „wird hier wohl mit zehn oder 20 Brutpaaren vorkommen“, sagt er. Seltene Amphibien hat er nicht gesichtet.

Um ganz sicherzugehen, wird Quetz den Acker bis zu zehnmal im Laufe des Jahres besuchen. Denn verschiedene Tiere sind zu verschiedenen Zeiten aktiv. Weil er den Auftrag für die Untersuchung erst vor einigen Wochen erhalten hat, musste die Frühjahrsüberwachung ausfallen. Die wird er Anfang 2014 nachholen. Aber im Herbst soll ein Zwischenbericht fertig sein.

Die Geschichte des Skatparks

Jugendrat:
Der Jugendrat Sillenbuch hat das Skatepark-Projekt aufgegriffen. In dem Park können Skater auf künstlichen Rampen und Stufen Tricks üben. Den Wunsch nach einer solchen Anlage haben die Jugendräte vor fast genau einem Jahr erstmals den Bezirksbeiräten vorgestellt.

Standort:
Für den Skatepark waren mehrere Standorte im Gespräch. Der erste war zwischen dem Asyldorf an der Kirchheimer Straße und dem Schwellenäckerweg. Die Anwohner hätten da aber wohl nicht mitgemacht. Der aktuelle Standort ist ein Acker nahe der neuen Waldorfschule.

Kosten
: Die geschätzten Kosten liegen bei 600.000 Euro. Zurzeit prüfen Fachleute, ob auf dem ausgewählten Acker etwas gegen einen Skatepark spricht. Ende dieses Jahres entscheiden die Stadträte, ob sie in den Jahren 2014 und 2015 Geld für das Projekt ausgeben.