Gewalt durch den Vater, Kleinkriminalität und Drogen haben das Leben von Herrn R. bestimmt. Er hat die Kehrtwendung geschafft und kann nicht nur dank der neuen Zähne wieder lachen.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Jetzt kann Herr R. das Essen wieder richtig genießen: „Zehn Jahre lang hatte ich in kein Brötchen mehr gebissen“, erzählt er. Die Zähne sind gerichtet – aber vor allem hat er mit knapp fünfzig endgültig die Wendung im Leben geschafft. Er hat einen neuen Job, der ihm viel Freude macht: „Ich mag es, mit Menschen zu arbeiten“, sagt er. Über eine Umschulung hat er den Beruf des Arbeitserziehers gelernt und leitet Menschen mit körperlichen, seelischen und psychischen Handycaps bei Tätigkeiten in der Behindertenwerkstatt an.

 

Ein Schlag mit der Bratpfanne

Herr R. kann sich vor allem gut in die Situation der psychisch kranken Menschen hineinversetzen. Er selbst war als Patient stationär längere Zeit in der Psychiatrie. Die Vorgeschichte ist lang und beginnt in seiner Kindheit, die geprägt war von Misshandlungen durch seinen cholerischen Vater. Der ließ jeden Abend den Frust, den er an seiner Arbeitsstelle hatte, an dem Kind aus. Die Mutter war schwer krank und häufig über lange Phasen im Krankenhaus. Immer wieder hatten Verwandte Mitleid mit ihm und holten ihn zu sich, aber dann ging es wieder zurück in die Hölle zum Vater. Der jüngere Bruder war im Heim, der ältere hatte das Weite gesucht.

Als ihm eines Abends der Vater eine Bratpfanne gegen den Kopf geschlagen hatte, sprang Herr R., der damals noch minderjährig war, mit seiner Platzwunde aus dem Fenster und verschwand für immer. „Ich lebte auf der Straße, zwei Jahre lang“, berichtet er. In Schrebergartenhütten hat er übernachtet. Was er zum Leben brauchte, stahl er. Niemand suchte ihn. Seine spätere Freundin war heroinabhängig. An ihrem Arbeitsplatz im Krankenhaus war sie beim Diebstahl von Opiaten ertappt worden und hatte nun die berechtigte Angst, ihren Job und ihre Bleibe im Schwesternwohnheim zu verlieren.

Das Paar sah keinen Sinn mehr im Leben, sie beschlossen gemeinsam, Suizid zu begehen. Die junge Frau starb, Herr R. überlebte. Er konsumierte zur diesem Zeitpunkt noch keine harten Drogen.

Nach dem Tod der Freundin suchte er Halt bei seinem älteren Bruder. Aber auch der war drogenabhängig und zeigte ihm, wie er mit Heroin seinen Schmerz vergessen konnte. „Ein Jahr lang ging das so“, erzählt Herr R. Dann kam er wegen Beschaffungskriminalität in Haft. „Eine Woche war ich im kalten Entzug. Ohne Medikamente. Es war furchtbar.“ Acht Jahre lang war er immer wieder in Haft, dann lebte er wieder auf der Straße und im Drogenmilieu.

Die Intrige brachte den Absturz

Schließlich bekam er die Chance als Freigänger und machte bei einer Firma eine Ausbildung. Der Chef fand Gefallen an ihm und bot ihm eine Stelle an. Herr R. machte dort seinen Meister und war hoch motiviert. Alles schien sich zum Guten gewendet zu haben: Er stieg auf in der Firma, kaufte eine Wohnung. Und dann brach alles wie ein Kartenhaus zusammen. Der Sohn des Firmeninhabers schaffte es durch eine Intrige, dass Herr R. gekündigt wurde.

„Da kam der Riesenabsturz: Drogen, Panikattacken, Selbstmordversuch“, erzählt er. Er schloss sich in der Wohnung ein. Er verwahrloste und schließlich schaute sein Hausarzt nach ihm. Der habe ihn gerettet und ihn in die Psychiatrie eingewiesen, sagt er. „Ich habe damals alles verloren.“

Fünf Jahre brauchte es, bis Herr R. wieder auf die Beine kam und seinen neuen Beruf im Sozialbereich erlernte. Nicht nur wegen der Schmerzen, auch wegen seines Auftretens bereiteten ihm seine Zähne bis vor Kurzem große Sorgen: „Von zuhause aus hatte ich ja keine Hygiene gelernt. Dann die Zeit auf der Straße und im Gefängnis – das hat Spuren hinterlassen“, erzählt er. „Wenn man so schlechte Zähne hat, entsteht sofort eine Distanz beim Gegenüber.“ Herr R. hat die Behandlung hinter sich gebracht und muss dafür 5400 Euro Eigenanteil aufbringen.

Mit seinem nicht besonders üppigen Verdienst kommt er bei den laufenden Ausgaben gut zurecht und kann auch einen Teil der Zahnarztrechnung in Raten abbezahlen. Den ganzen Betrag kann er jedoch nicht allein finanzieren, da er auch seine kleine Wohnung einrichten musste. Er hatte keinerlei Mobiliar. Die Evangelische Gesellschaft bittet daher um Spenden für Herrn R.

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