Immer wieder erregt Trigema-Chef Wolfgang Grupp mit seinen umstrittenen Aussagen Aufmerksamkeit. Wie kommt das im Unternehmen an? Wie arbeitet es sich unter dem 81-Jährigen? Ein langjähriger Mitarbeiter berichtet.
So wohlwollende und positive Aussagen über den eigenen Firmenboss hört man selten von einem Betriebsratschef: „Herr Grupp“, sagt Karl-Josef Schoser, „ist ein ganz sozialer Mensch“. Schoser muss es wissen: Seit mehr als 45 Jahren arbeitet er unter Wolfgang Grupps Führung beim Traditionsunternehmen Trigema in Burladingen. „Wir haben keine Probleme, kriegen jedes Jahr unsere Lohnerhöhung und es gab nie Kurzarbeit“, schwärmt der 62-Jährige, der in Burladingen die Strickerei leitet.
Trigema-Betriebsratschef über Wolfgang Grupp: „Er schätzt mich, ich schätze ihn“
Glaubt man Schosers Berichten, scheint die Beziehung zwischen Betriebsrat und Betriebsführung bei Trigema von Harmonie geprägt zu sein. Keine Spur von Ärger, Konflikten oder internen Kämpfen. Es sei mehr ein Miteinander als ein Gegeneinander, Probleme werden gelöst, Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten. Daran können selbst öffentliche Verbalattacken des Firmenchefs offenbar nichts ändern: Im Betriebsrat säßen „die, die zu Hause nichts zu sagen haben“, sagte Wolfgang Grupp kürzlich. Und weiter: „Die guten Leute wollen mit dem Scheiß gar nichts zu tun haben.“
Schoser ist bei Trigema der Vorsitzende eben dieser Gruppe. Doch Kritik an der Aussage? Fehlanzeige. Stattdessen verteidigt der Betriebsratschef seinen Boss: „Man liest nur noch die Schlagzeile. Wenn man den Text ganz liest, dann hat es eine andere Bedeutung“, sagt Schoser und betont: „Er schätzt mich, ich schätze ihn.“
Auch bei Trigema arbeiten Beschäftigte im Homeoffice
Umstrittene Äußerungen wie die über Betriebsräte, Menschen im Homeoffice oder Frauen – das seien „halt seine Sprüche“, sagt er. Auf der Schwäbischen Alb gehe es eben nicht „so zimperlich“ zu, das sei alles nicht böse gemeint. Zwar gebe es bestimmt Beschäftigte, die Grupps Aussage zum Homeoffice („Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig“) kritisch sehen, aber auch bei Trigema sei Homeoffice nicht verboten. Unter den Mitarbeitern in den Büros arbeiten laut Schoser sogar einzelne auch mal von zu Hause aus.
Ihr Chef wird davon jedenfalls nicht begeistert sein, Grupp bleibt bei seiner klaren Position: „Er mag das nicht, er will die Leute präsent haben. Wenn er Fragen hat, ruft er denjenigen“, erklärt Schoser. Dafür hat Grupp bereits zu seinen Anfängen um seinen Schreibtisch herum die Wände einreißen lassen. Die mediale Präsenz ihres bundesweit bekannten Chefs spiele unter den Trigema-Beschäftigten eine eher untergeordnete Rolle. „Im Betrieb redet niemand darüber“, berichtet der Betriebsratschef. Da werde er mehr von Passanten auf der Straße auf Grupp angesprochen.
„Wolfgang Grupp wird seinen Stuhl nicht räumen“
Der Unternehmer hat offenbar zwei Gesichter: Innerhalb des Trigema-Imperiums sei der 81-Jährige ein anderer Typ als der „in der Öffentlichkeit, wenn er die Aussagen raushaut“, sagt Schoser. Bei Trigema intern nimmt Grupp nicht die Rolle des streitbaren Provokateurs ein, sondern die des sozialen Firmenchefs: „Wenn jemand in Not ist, springt er immer ein, auch finanziell, da wird geholfen“, berichtet Schoser. Auch zuletzt, als es um die betriebliche Altersvorsorge ging, habe sich Grupp wieder großzügig gezeigt. „Herr Grupp, könnten Sie was dazuschießen?“, hatte Schoser seinen Chef da gefragt. Nach kurzer Besprechung sei für Grupp klar gewesen: „Wir machen das.“ Und das sei nur ein Beispiel von vielen, lobt Schoser.
Jetzt aber neigt sich die aktive Zeit des langjährigen Trigema-Chefs dem Ende zu: Zum 1. Januar übernehmen Grupps Kinder Bonita und Wolfgang Grupp junior das operative Geschäft. Den 81-Jährigen werde man aber dennoch oft genug in den Gebäuden von Trigema sehen, da ist sich Betriebsratschef Schoser sicher: „Vielleicht macht er ein bisschen weniger, aber er wird seinen Stuhl nicht räumen.“