Nach vielen Verletzungen und Erkrankungen ist Tim Hoogland wieder fit. Zwei Spiele bleiben ihm noch, dann kehrt der Verteidiger des Bundesligisten VfB Stuttgart zum FC Schalke 04 zurück.

Stuttgart - Das Leben eines Fußballprofis kann wunderschön sein, vor allem an Tagen wie diesem. Man läuft an einem Frühlingsnachmittag ins bis unters Dach gefüllte Stadion seines früheren Vereins ein. Man spielt eine schnörkellose Partie auf der rechten Abwehrseite, hat die Defensive im Griff und schaltet sich immer wieder schwungvoll mit nach vorne ein. Man gewinnt das Auswärtsspiel bei einem Spitzenclub völlig verdient, jubelt mit den Mannschaftskollegen und lässt sich von den mitgereisten Fans feiern. Und hinterher hört man den eigenen Trainer über sich sagen: „Es freut mich wahnsinnig, dass er so ein gutes Spiel abgeliefert hat.“

 

Leider ist das Fußballerleben von Tim Hoogland (27) in den vergangenen Jahren nur sehr selten so schön gewesen wie beim 2:1-Sieg des VfB am Samstag auf Schalke.

Die Karriere ist gepflastert mit Verletzungen und Krankheiten

Eine Seuchensaison liegt hinter dem in Marl geborenen Abwehrspieler, es ist nicht die erste in Hooglands Karriere. Gepflastert ist sein Weg von Verletzungen an Knie und Knöchel, von Krankheiten an der Bauchspeicheldrüse und im Magen-Darm-Bereich. Wann immer es ein Malheur zu vergeben galt – „der Tim hat ‚hier’ gerufen“, sagt der VfB-Trainer Bruno Labbadia. In den vergangenen drei Jahren hat Hoogland nur sechs Bundesligaspiele bestritten.

Drei für den VfB, die anderen drei zuvor für den FC Schalke in der Endphase der vergangenen Saison, nach der sich Fredi Bobic entschloss, den Spieler für ein Jahr auf Leihbasis nach Stuttgart zu holen. „Damals war er total fit, wir haben gedacht, er sei wieder auf den Beinen“, sagt der VfB-Manager. Die Hoffnung währte nicht lange.

Nur sechs Spiele in drei Jahren

Volle 90 Minuten stand Hoogland im ersten Saisonspiel gegen den VfL Wolfsburg auf dem Platz – im dritten gegen Fortuna Düsseldorf war Mitte September nach einer halben Stunde Schluss: doppelter Bänderriss im Sprunggelenk, drei Monate Pause. Im Winter kehrte er ins Mannschaftstraining zurück und wollte nach Weihnachten richtig angreifen. An Heiligabend jedoch bekam Hoogland plötzlich 40 Grad Fieber und entdeckte rote Punkte in seinem Gesicht: Windpocken. Als die Mannschaft ins Trainingslager in die Türkei reiste, lag er völlig geschwächt im Bett und verpasste die Vorbereitung auf die Rückrunde.

Anschließend komplettierten Knieprobleme und grippale Infekte die Krankenakte – und hinderten ihn ein weiteres Mal daran zu zeigen, warum er verpflichtet worden war: weil Hoogland nicht nur ein sehr talentierter Verteidiger ist, sondern auch „ein guter Typ“, wie Fredi Bobic sagt. Hoogland denkt nicht nur an sich, er hat das große Ganze im Blick, beim FSV Mainz war er einst Mannschaftskapitän. Er hat eine gute Mentalität, er ist ein heller Kopf – nur der Rest seines Körpers lässt ihn regelmäßig im Stich.

Jetzt geht es gegen seinen Exclub Mainz 05

Am vorletzten Spieltag ist Hoogland auf Schalke also doch noch einmal zurückgekehrt, nach achtmonatiger Pause, als Ersatz des gesperrten Gotoku Sakai. „Das war ein Kaltstart von null auf tausend“, sagt Labbadia voller Anerkennung. „Das war ein ganz besonderes Spiel für mich“, sagt Hoogland selbst, „ich war sehr froh, endlich wieder auf dem Platz zu stehen.“ Zwei Partien bleiben noch: das letzte Bundesligaspiel morgen gegen seinen Ex-Club Mainz 05 und das Pokalfinale zwei Wochen später gegen den FC Bayern München. Folgt es also doch noch, das Happy End eines völlig missratenen Jahres? Bleibt Hoogland in der Mannschaft, auch weil Sakai in den vergangenen Monaten meilenweit von seiner Bestform entfernt war?

So weit wollen sie beim VfB nicht denken, weil sie wissen, dass bei Hoogland auch ganz schnell wieder was dazwischen-kommen kann. „Wir müssen noch überlegen, ob er noch einmal spielt. Aber ich bin schon froh, dass es eine weitere Alternative gibt, dass wir endlich Konkurrenzkampf haben“, sagt Labbadia. „Das Schalke-Spiel war für ihn ein großer Kraftakt. Er ist noch lange nicht über dem Berg“, sagt Bobic.

Also werden sich nach dem Pokalfinale die Wege nach nur einem Jahr wieder trennen. Eine Kaufoption war in dem Leihvertrag ohnehin nicht vorgesehen, der VfB versucht auch gar nicht erst, mit Schalke nachzuverhandeln. Daniel Schwaab kommt aus Leverkusen als neue Alternative für hinten rechts, Tim Hoogland kehrt nach Gelsenkirchen zurück – und wird einen weiteren Anlauf nehmen, ausnahmsweise einmal unbeschadet durch eine Saison zu kommen.

Man würde ihm wünschen, dass er dann endlich ein paar mehr solcher Tage erlebt wie am vergangenen Samstag.