Jeder „Simpsons“-Zuschauer kennt ihn: den „Kwik-E-Mart“ aus Springfield. Der kleine Laden aus der Zeichentrickserie stand jetzt Pate für ein echtes Geschäft in den USA. Hier kann man Duff-Bier, Heat Lamp Hot Dogs und andere Kultwaren kaufen. Nur Apu kassiert nicht ab.

Myrtle Beach - Beim Planen der großen USA-Reise denken deutsche Touristen bislang an New York und Los Angeles, an Chicago und San Francisco, an den Grand Canyon und den Yellowstone-Park. Das könnte sich bald ändern, zumindest für Fans der famos langlebigen und immer noch vitalen TV-Zeichentrickserie „Die Simpsons“: Für die könnte Myrtle Beach in South Carolina bald Wunsch- wenn nicht sogar Pflichtetappe einer Amerikareise werden. In der Stadt am Meer, die sowieso längst ein boomendes Touristikzentrum für einheimische Urlauber ist, öffnet jetzt ein „Kwik-E-Mart“, der dem kleinen Supermarkt aus den „Simpsons“ getreulich nachempfunden ist.

 

Von außen sieht er aus wie das Vorbild aus dem fiktiven Springfield, wie einer jener Nullachtfünfzehn-Schnellbauten, die wirken, als ob der Architekt seine Ideen nicht mit Papier und Stift ausforme, sondern mit einer brutal begrenzten Auswahl an Legosteinen. Ein gedrungenes Ziegelviereck in sanddünengelb, das Flachdach mit seiner Schürze aus Ziegeln eher orangefarben, darunter eine doppelte verglaste Automatiktür das alles bekommt sein besonderes Flair durch das Namensschild „Kwik-E-Mart“ – rote Lettern, grün und blau eingekreist. Für Menschen, die sich Details der „Simpsons“-Szenerie nicht so gut merken können, gibt es allerdings noch eine kleine visuelle Hoppla-Hilfe: Auf dem Leuchtschild sitzt Bart Simpson und schaut auf die Passanten herab.

Man kann nie genug „Simpsons“-Tassen haben

Innen im Laden gibt es dann Heat Lamp Hot Dogs, Lard Lad Donuts und Duff-Bier zu kaufen – und natürlich Squishees, Smooshies und andere furchterregende Softdrinks aus Springfield. Extra Rezepturen haben die Betreiber des Supermarktes nicht erfunden, sie etikettieren Massenware um – aber für „Simpsons“-Fans dürfte die Magie trotzdem spürbar werden. Dass nicht alle Regale mit den Markenwaren der Serie gefüllt ist, dass 90 Prozent des Angebots aus „Simpsons“-Merchandising besteht, dürfte die Zielgruppe nicht stören. Man kann nie genug sarkastische T-Shirts und Bürotassen mit den Figuren von Serienerfinder Matt Groening haben.

Zugegeben, dass der indischstämmige Kwik-E-Mart-Betreiber Apu Nahasapeemapetilon hier nicht leibhaftig abkassieren kann, ist ein wenig schade. Zu gern hätte man mit ihm mal über die Debatte geredet, die rund um seine Figur, ihre Charakterisierung, ihren kräftigen Akzent und all die Folgen entbrannt ist. Manche Amerikaner mit indischen Wurzeln glauben, der fast jedem bekannte Geizhals und Fiesling Apu sei der Auslöser von sehr viel Alltagsrassismus in der Wirklichkeit.

Das Aztec Theater spielt Filme

Über diese Chance zu einer interessanten Diskussion tröstet ein wenig hinweg, dass es direkt neben dem Supermarkt eine weitere Attraktion aus Springfield geben wird: Das Aztec Theater, das Azteken-Kino. Dort wird dann vermutlich auch der wirklich gute Kinofilm zu „Die Simpson“ sehr regelmäßig zu sehen sein. Der stammt allerdings schon aus dem Jahr 2007.

Wer weiß, vielleicht war es ja ein Anruf aus dem Aztec Theater mit der Forderung, endlich die in der Serie ständig im Aztec laufenden „Space Mutants“-Filme zu produzieren, der Hollywood auf Trab gebracht hat. Jedenfalls hat man dort vor einigen Tagen bestätigt, man habe mit den Vorarbeiten zu einem weiteren „Simpsons“-Kinofilm begonnen. Der Regisseur David Silverman allerdings unkt, das aufwendige Projekt könne sich über zehn Jahre hinziehen. Bis dahin kann man also noch ein paarmal auf einen Squishee im Kwik-E-Mart vorbeischauen.