Zigarettenkippen und Plastikmüll Die Umwelt ist kein Aschenbecher

Die Kommunen müssen für die Müllentsorgung immer mehr zahlen, kritisiert Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Sie will Hersteller von Einwegprodukten und Tabakindustrie deshalb zur Kasse bitten. Vor allem Zigarettenkippen sind hochgiftig und eine Hauptquelle für die Verschmutzung von Gewässern.
Berlin/Stuttgart - Hersteller von Wegwerfartikeln wie Zigaretten oder Kaffeebecher sollen in Zukunft die Kosten fürs Sauberhalten von Straßen und Parks mittragen. Bis 2021 sollen die gesetzlichen Grundlagen dafür fertig sein, kündigte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Montag in Berlin an. Ziel sei, die Kommunen finanziell zu entlasten und ein Umdenken in der Gesellschaft.
„Unachtsames Wegwerfen an öffentlichen Orten, das greift wieder mehr um sich“, sagte Schulze. Die Kosten müssten bisher die Kommunen und damit alle Bürger tragen. Nun solle es einen finanziellen Anreiz für die Hersteller geben, auf Mehrweg statt auf Wegwerf-Artikel zu setzen.
750 000 Tonnen weggeworfene Kippen weltweit
Schulze hatte bereits im vergangenen Dezember gefordert, die Tabakindustrie an den Kosten für die Beseitigung weggeworfener Zigarettenkippen zu beteiligen. Zigarettenstummel sind der häufigste Müll in der Landschaft. In Deutschland gibt es rund 22 Millionen Raucher.
Einer aktuellen Studie des Instituts für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der Justus-Liebig-Universität Gießen zufolge werden jährlich weltweit 5,6 Billionen Zigaretten geraucht und etwa 4,5 Billionen davon unsachgemäß entsorgt. Das summiert sich zu einem gigantischen Müllberg, der rund 750 000 Tonnen wiegt.
In der Untersuchung „Tobacco and its environmental impact“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) heißt es, dass Zigarettenfilter durchschnittlich 30 bis 40 Prozent des Gesamtmülls ausmachen, der in Städten und an Stränden vom Boden gesammelt wird. In manchen Großstädten machen Zigarettenstummel sogar bis zu 60 Prozent des weggeworfenen Mülls aus.
Giftcocktail in den Stummeln
Zigarettenstummel bestehen größtenteils aus einem Filter aus Kunststoff. Das Material aus Cellulose-Acetat ist mit Chemikalien angereichert und zersetzt sich nach zehn bis 15 Jahren. In den Stummeln sammeln sich allerdings bis zu 7000 verschiedene Giftstoffe, mehr als 50 davon sind krebserregend.
Neben Nikotin sind dies Arsen und Schwermetalle wie Blei, Kupfer, Chrom und Cadmium wie Thomas Novotny, Professor der Division of Epidemiology and Biostatistics an der San Diego State University, in einer Studie nachgewiesen hat. Die Filter können außerdem bis zu 50 Prozents des im Zigarettenrauch enthaltenen Teers zurückhalten.
Eine Kippe verseucht 40 Liter Grundwasser
Belastet werden vor allem Gewässer und das Grundwasser. Aus einem Stummel können knapp zwei Milligramm Nikotin in Böden und Gewässer gespült werden.
Laut Novotny verseucht ein Zigarettenstummel ungefähr 40 Liter Grundwasser. Bereits ein Zigarettenstummel pro Liter Wasser reicht aus, um die Hälfte der darin schwimmenden Fische zu töten.
Kippen in Stuttgart wegwerfen: mindestens 75 Euro Strafe
In Stuttgart kostet das achtlose Wegwerfen von Zigarettenstummeln jetzt 103,50 Euro. Davon sind 75 Euro Bußgeld und 28,50 Euro Verwaltungsgebühr. Anderswo, etwa in Mannheim, werden sogar 100 Euro plus Verwaltungsgebühr fällig.
Unsere Empfehlung für Sie

Coronavirus in Deutschland Experten warnen Bund und Länder eindringlich vor Mutationen
Experten haben am Montagabend Kanzlerin Angela Merkel sowie die Ministerpräsidenten der Länder eindringlich vor der Gefahr der Coronavirus-Mutationen gewarnt und fordern harte Lockdown-Maßnahmen.

Alternativen zur Lockdown-Verschärfung Verbote allein helfen nicht
Am Dienstag wird wieder über neue Verbote und Verschärfungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus diskutiert. Dagegen würde ein neuer Fokus gerade den vielen Vernünftigen helfen.

Nach unvollständiger Daten-Übermittlung Gesamtzahl von Corona-Neuinfektionen in Deutschland wohl unter 9000
Mit den neuen Corona-Zahlen aus Rheinland-Pfalz und Bayern steigen die am Montag veröffentlichten Infektionen bundesweit auf knapp 8800. Das Robert-Koch-Institut erhielt zuvor von beiden Ländern unvollständige Daten.

Verhaftung in Moskau Warum Alexej Nawalny ein Problem für Putin ist
Nach seiner Verhaftung ist der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny im Eilverfahren ohne Rechtsbeistand zu 30 Tagen Haft verurteilt worden. Obwohl er keine politischen Ämter ist, ist er für Russlands Präsidenten Wladimir Putin gefährlich.

Befehl ist Befehl Gericht: Soldaten müssen sich impfen lassen
Die Einschätzung der Gefahr beim Impfen durch den Einzelnen ist nicht maßgeblich, hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden.

Boris Palmer zu Corona „Haben uns voll auf Kontaktverbote fokussiert“
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer empfiehlt, stärker auf die Auslastung der Intensivstationen zu schauen. Er würde Schulen und Kitas wieder öffnen, wenn er könnte.