Zügelpinguine sind echte Schnarchnasen. Bis zu 10 000 Mal pro Tag verfallen die Tiere in der eisigen Kälte der Antarktis für wenige Sekunden in einen Dämmerzustand, wie Forscher jetzt herausgefunden haben.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Zügelpinguine schlafen im Schnitt nur rund vier Sekunden, aber dafür mehr als 10 000 Mal pro Tag. Zudem nutzen sie dazu mal beide, mal nur eine Hirnhälfte, wie ein internationales Forscherteam im Fachjournal „Science“ berichtet.

 

So kämen sie täglich im Schnitt auf zusammengerechnet rund 15 Stunden Schlaf. Dabei bestehen die Mikrophasen laut Studie aus langwelligem Schlaf (Slow Wave Sleep), der bei Menschen oft auch Tiefschlaf genannt wird.

Verschlafene Zügelpinguine

Aggression und Lärm durch Artgenossen stresst die Tiere. Foto: Imago/Imagebroker
Zügelpinguin-Jungtiere. Foto: Imago/Imagebroker
Männchen und Weibchen wechseln sich bei der aufwendigen Suche nach Nahrung ab. Foto: Imago/Imagebroker

Ein Zügelpinguin muss meist allein das Nest vor Raubvögeln bewachen, weil sein Partner oft tagelang unterwegs ist, um Nahrung herbeizuholen. Dabei wechseln sich Weibchen und Männchen ab. Ausgedehnte Schlafphasen am Nest würden Eier und Küken gefährden.

Auf der König-George-Insel vor der Spitze der Westantarktis hat es vor allem eine braungefiederte Raubmöwe, die Subantarktiskua, darauf abgesehen. Sie greift bevorzugt Nester am Rand der Kolonie an. Zudem müssen sich die Pinguine auch noch mit ihren Artgenossen in der Kolonie auseinandersetzen.

14 Pinguine genauer untersucht

Das Forscherteam stattete 14 Zügelpinguine (Pygoscelis antarctica) auf der König-George-Insel mit GPS und kleinen Geräten aus, die bestimmte Hirnströme und Muskelbewegungen aufzeichneten.

Zudem filmten die Forscher um Paul-Antoine Libourel vom Centre de recherche en neurosciences de Lyon (CNRS) in Bron die Tiere.

Überraschendes Ergebnis: Pinguine, die am Rand der Kolonie brüteten, waren weniger gestresst als die im Zentrum. Sie schliefen mehr, tiefer und mit weniger Unterbrechungen.

Leben in der Masse stresst Pinguine

Pinguine, die am Rand der Kolonie brüten, sind weniger gestresst als die im Zentrum. Foto: Imago/Imagebroker

Die Ergebnisse deuten nach Angaben der Forschenden darauf hin, dass die Pinguine im Zentrum der Kolonie stärker durch Artgenossen gestört werden. Ursachen seien wahrscheinlich Aggressionen untereinander und der damit verbundene Stress, aber auch der Lärm in der Mitte der Kolonie.

Die Partner der brütenden Pinguine waren zwischen 3 und 43 Stunden unterwegs, um zur Küste zu laufen, dort nach Fischen zu tauchen und wieder zurückzukommen. Dabei entfernten sie sich 6 bis 130 Kilometer von der Kolonie und tauchten im Schnitt bis zu 53 Meter tief nach Nahrung. Gewöhnlich fressen sie Krill, aber auch kleine Fische.

Schlafen mit nur einer aktiven Hirnhälfte

Unzertrennliche Partner. Foto: Imago/Imagebroker
Die Partner der brütenden Pinguine waren zwischen 3 und 43 Stunden unterwegs, um zur Küste zu laufen, dort nach Fischen zu tauchen und wieder zurückzukommen. Foto: Imago/Imagebroker
Jungtiere werden vom Muttertier gefüttert. Foto: Imago/Imagebroker

Wie viele Vögel können die Zügelpinguine mit der rechten und mit der linken Hirnhälfte einzeln schlafen, aber auch mit beiden zugleich. Insgesamt hätten sie im Schnitt pro Tag 8,55 Stunden mit beiden Hirnhälften geschlafen, zusätzlich 2,98 Stunden nur mit der linken und 3,38 Stunden nur mit der rechten. Das mache etwa 11,5 bis 12 Stunden Schlaf pro Hirnhälfte und rund 15 insgesamt.

Schlaf in kurzen Zeitabständen sei auch bei anderen Pinguinarten bereits entdeckt worden, schreiben die Autoren. Allerdings hatten sie wesentlich längere Schlafperioden. Auch andere Vögel haben spezielle Schlaftechniken entwickelt.

So schlafen Stockenten (Anas platyrhynchos) mit beiden Gehirnhälften und beide Augen geschlossen, wenn sie sich innerhalb einer Gruppe befinden. Am Rand der Gruppe schlafen sie mit einem offenen Auge und einer wachen Gehirnhälfte. Im Gegensatz zu den Zügelpinguinen fühlen sie sich im Zentrum der Gruppe offensichtlich sicherer als am Rand.