Ralf Wagner aus Filderstadt ist überzeugter Elektroauto-Fahrer. Er erklärt, weshalb Gaspedal durchdrücken bei seinem Tesla zwar möglich, aber keine gute Idee ist, und warum er sich einst einen Akkuschrauber ans Fahrrad montierte.

Filder - Neun Kilowattstunden sind durch die Kabel an der Ladestation für Elektrofahrzeuge vor dem Fildorado geflossen. Mit dieser Energiemenge könnte man rund 100 Liter Wasser zum Kochen bringen, knapp 500 Stunden am Laptop arbeiten oder 60 Stunden Fernsehen. Oder eben mit einem Elektroauto 50 Kilometer weit fahren. So wie Ralf Wagner, dessen Tesla dafür rund 25 Minuten an der Steckdose hing. Wagner ist ein Technik-Fan mit einem besonderen Faible für Elektromobilität. „Meine erste Erfahrung war ein ans Fahrrad montierter Akkuschrauber“, sagt er schmunzelnd und ergänzt, dass das sogar funktioniert habe. 1990 probierte er ein Elektroleichtfahrzeug aus, das Mini-el. Das Fahrzeug ist nur noch selten zu sehen.

 

Nicht jedoch die Pedelecs genannten Fahrräder mit Elektroantrieb, die mehr und mehr auf unseren Straßen zu sehen sind. 2011 schwang Ralf Wagner sich zum ersten Mal in den Sattel eines solchen Gefährts und kaufte außerdem einen Toyota Prius mit Hybridantrieb. „Das war meine Einstiegsdroge“, sagt er rückblickend. Seit drei Jahren ist Wagner mit einem Tesla unterwegs. Und das sehr viel. 160 000 Kilometer ist er in dieser Zeit gefahren. Getankt wird zu Hause, beim Einkaufen oder unterwegs an Autoraststätten und vor dem Hotel.

Ladesäulen sind ein Service der Stadt

Sechs Standorte mit Elektroladesäulen gibt es im Moment in Leinfelden-Echterdingen, wie auf der App und Internetseite www.goingelectric.de zu sehen ist. Am Flughafen sind es rund ein Dutzend, von denen einige dank einer hohen Leistung von mehr als 50 Kilowattstunden sogar schnellladefähig sind. Filderstadt bringt es auf acht Eintragungen in der Karte.

„Mit Elektroladestationen lässt sich kein Geld verdienen“, sagt Peter Friedrich von den Stadtwerken L.-E., das sei vielmehr ein Service der Stadt. Drei Ladesäulen würden die Stadtwerke noch in diesem Jahr im Ort aufstellen, die Standorte seien mit dem Einzelhandel abgestimmt worden. Die Filderstadtwerke sind da schon weiter und bieten seit einigen Monaten an drei viel besuchten Standorten in Filderstadt Strom für Elektroautos an. „Wir sind überrascht, wie häufig die Ladesäulen genutzt werden“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Markus Listl. Und nicht nur Stadtwerke betreiben Ladesäulen, sondern auch Handelsketten wie Aldi oder Media Markt. Und auch Hotels, die das als besonderen Service für ihre Gäste sehen – für E-Mobilisten wie Wagner zum Beispiel, der seine Unterkünfte danach auswählt, ob es Ladesäulen gibt oder nicht.

Man muss nicht reich sein, um einen Stromer zu kaufen

Generell sei die Ladeinfrastruktur noch ein sehr zartes Pflänzchen auf den Fildern, sagt Wagner. „Der weitere Ausbau ist dringend nötig“, ergänzt er. Vor allem an den P+R-Stationen wünscht er sich mehr Lademöglichkeiten. Auch solche, die weniger Leistung haben, an denen man jedoch länger stehen kann. Denn abgerechnet wird nicht nach „getanktem“ Strom, sondern nach Zeit. Das hat zwar den Vorteil, dass die ohnehin knappen Säulen recht schnell wieder frei werden. „Für Pendler, die ihr Fahrzeug dort abstellen, ist das jedoch zu teuer“, kritisiert Wagner.

Obwohl es im Moment noch einige kleinere Hindernisse – nicht zuletzt auch durch verschiedene Bezahl- und Ladesysteme oder von Verbrennern zugeparkte Ladesäulen – gibt, kommt Wagner zum Fazit, dass Fahren mit Strom heute funktioniere und man nicht reich sein müsse, um einen Stromer zu kaufen. „Wer viel fährt und richtig rechnet, der fährt elektrisch“, sagt Wagner, der am folgenden Morgen wieder in die Schweiz fährt. Und das, ohne eine Ladesäule ansteuern zu müssen. Denn sein Tesla schafft bei gemäßigter Fahrweise 400 Kilometer. Eines gibt es gratis: das nahezu geräuschlose und auch entspannte Fahren. Denn jedes heftige Durchdrücken des Gaspedals kostet Energie und leert unnötig die Batterien, wie sofort am Display zu sehen ist.