Immer mehr Menschen in Deutschland entscheiden sich dazu, kein Fleisch mehr zu essen. Auch vegane Ernährung liegt im Trend. Was das für die Gesundheit bedeutet, untersucht nun eine große Langzeitstudie.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Wie wirken sich vegetarische und vegane Ernährung auf unsere Gesundheit aus? Welche Vor- und Nachteile haben sie? Das will die groß angelegte Langzeitstudie „Coplant“ untersuchen, die am Dienstag (9. April) in Berlin mit der Untersuchung des ersten von insgesamt 6000 Probanden gestartet ist.

 

„Coplant“ steht für „Cohort on plant-based diets“ („Kohorten-Studie zu pflanzenbasierten Ernährungsweisen“). Zur Info: In einer Kohorten-Studie werden zwei oder mehr Gruppen von Personen - sogenannte Kohorten - über eine bestimmte, zuvor festgelegte Zeitspanne beobachtet, um zum Beispiel das Auftreten einer bestimmten Erkrankung oder Verhaltensweise innerhalb jeder Gruppe festzustellen.

Datenlücke zu veganer und vegetarischer Ernährung

Das Interesse an veganer und vegetarischer Ernährung wachse, insbesondere bei jüngeren Menschen, heißt es auf der Studien-Webseite. „Es gibt jedoch bislang kaum wissenschaftlich belastbare Daten zu den Auswirkungen heutiger pflanzenbasierter Ernährungsweisen auf den Körper.“ Diese Datenlücke soll die Untersuchung schließen und Empfehlungen für eine gesunde und nachhaltige Lebensweise entwickeln.

Die Studie ist ein Kooperationsprojekt des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), des Max Rubner-Instituts, des Forschungsinstituts für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) und der Universitäten Jena, Bonn, Heidelberg, Regensburg und Wien.

Wie sehen heutige Ernährungsformen aus?

Dem BfR zufolge gab es zwar in der Vergangenheit bereits Studien zu dem Thema, allerdings seien diese nicht unbedingt auf heutige Ernährungsformen übertragbar. „Beispielsweise stieg das Angebot von veganen Lebensmitteln und Fleischersatzprodukten, die teilweise hochverarbeitet, zucker-, fett- und salzreich sind, in den letzten Jahren deutlich an“, schreibt das Institut.

Methodik der Studie

  • Ernährungstypen: An der Studie nehmen Frauen und Männer im Alter von 18 bis 69 Jahren teil. Sie ernähren sich entweder vegan, vegetarisch, pescetarisch (kein Fleisch, aber Fisch) oder essen sowohl pflanzliche als auch tierische Produkte. Sie müssen unter anderem Fragen zu ihrer Ernährungsweise und Gesundheit beantworten und werden im Abstand von einigen Wochen mehrfach körperlich untersucht.
  • Ernährungsprotokoll: Zu Hause müssen sie ein Ernährungsprotokoll ausfüllen und Stuhlproben sammeln. Das soll etwa Aufschluss darüber geben, welche Vitamine und Mineralien ausreichend aufgenommen werden oder nicht. Beim ersten Probanden sollten am Dienstag Blutdruck, Herzfrequenz und die Handkraft gemessen werden.
  • Studiendauer: Die Dauer der Langzeitstudie ist nach BfR-Angaben auf mindestens 20 Jahre angelegt. Mit ersten Ergebnissen rechnet das Institut frühestens nach dem Abschluss der Rekrutierung in den Jahren 2026 oder 2027.

Welche Ernährungstypen gibt es?

Allesesser oder Vegetarier? Das war einmal. Die Essgewohnheiten von heute sind sehr viel komplexer. Welche Ernährungstypen gibt es? Wer isst was? Ein Überblick:

Vegetarier

Vegetarier verspeisen nur was von lebenden Tieren stammt - wie zum Beispiel Milchprodukte, Eier und Honig. Jedoch gibt es sehr verschiedene Arten des Vegetarismus. Hierzu gehören Ovo-Vegetarier, Lacto-Vegetarier, Ovo-Lacto-Vegetarier, Ovo-Lacto-Pisce-Vegetarier und Veganer.

Ovo-Vegetarier

  • Fleisch, Fisch, Milchprodukte: nein
  • Eier: ja

Lacto-Vegetarier

  • Fleisch, Fisch, Eier: nein
  • Milchprodukte: ja

Ovo-Lacto-Vegetarier

  • Fleisch, Fisch: nein
  • Eier, Milchprodukte: ja

Ovo-Lacto-Pisce-Vegetarier

  • Fleisch: nein
  • Fisch, Eier, Milchprodukte: ja

Veganer

  • tierische Produkte (auch Milch, Eier, Honig): nein
  • pflanzliche Lebensmittel: ja und verzichten auf alles vom Tier, das heißt tierische Erzeugnisse (wie Lederprodukte, Wollpullis, Daunenbetten): nein

Frutarier

  • lebende Pflanzen (Blätter, Knollen, Wurzeln): nein
  • abgestorbene Pflanzen (wie Fallobst, Nüsse, Beeren, Getreide, Samen): ja, da diese Nahrungsmittel für sie schon bei der Ernte abgestorben sind.

Pescetarier

  • Fleisch: nein
  • Fisch: ja
  • Erzeugnisse von lebenden Tieren (wie Honig, Eier, Milch): ja

Pudding-Vegetarier

  • Fleisch, Fisch: nein
  • Vitamine, Ballaststoffe, Kalorien: wenig
  • Fertiggerichte: häufig

Flexitarier

  • Gelegenheitsvegetarier, gesunde Ernährung, (Bio-)Gütesiegel: ja
  • Fleisch, Fisch: gelegentlich

Freeganer

  • Lebensmittel: offen für alle Produkte, die selbst angebaut, geschenkt, gefunden oder weggeworfen sind

Rohköstler

  • offen für alle Lebensmittel, die nicht mehr als auf 40 Grad erhitzt werden dürfen
  • Nahrung muss im Rohzustand sein.

Urköstler

  • Alle Produkte, die in der Natur zu finden sind (wie zum Beispiel lebende Käfer, Ameisen, Würmer und Schnecken, Wildkräuter und Beeren)

Makrobiotiker

  • Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse: hauptsächlich
  • Früchte, Nüsse, Samen: in geringerem Umfang
  • Fisch: manchmal