Seit gut einem Jahr sitzen Politik, Autoindustrie und IG Metall an einem Tisch, um über die automobile Zukunft zu reden. Die Beteiligten ziehen bisher an einem Strang, wie der jüngste Dialog zeigt. Doch der Praxistest steht bisher noch aus.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Alle Beteiligten bescheinigen sich eine konstruktive Zusammenarbeit. Seit gut einem Jahr sitzen Politik, Autobauer, Zulieferer und die IG Metall gemeinsam am Tisch, um über die Mobilität von morgen zu reden. Darüber, dass Elektromobilität, autonom fahrende Autos und Digitalisierung Megatrends sind, herrscht Einigkeit. Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der früher ja auch einmal sagte, weniger Autos auf den Straßen wären besser als mehr, wurde von den Vertretern der PS-Branche ausdrücklich für seine Initiative zum „Strategiedialog Automobilwirtschaft“ gelobt.

 

Doch während bisher eher im stillen Kämmerlein Überlegungen zu künftigen Konzepten zu Papier gebracht wurden, kommt nun der Praxistest. Schon dass ursprünglich vergessen wurde, auch das Kraftfahrzeughandwerk in die Gespräche über die Lernfabrik 4.0 mit einzubeziehen, zeigt eine Gefahr: die Gefahr, dass man sich zu sehr auf theoretische Überlegungen über die schöne neue Autowelt konzentrieren könnte. Doch nun müssen, wie Kretschmann sagte, die PS auf die Straße. Das bedeutet, dass die Gespräche zwischen Politik, Industrie und IG Metall in eine Phase gehen, in der es nicht bei Absichtserklärungen bleiben kann. Selbst unter den beteiligten Ministerien dürften die Abstimmungen nicht einfach werden – immerhin sind so viele mit von der Partie, dass weder die Wirtschaftsministerin noch der Verkehrsminister, der Umweltminister oder die Wissenschaftsministerin bei der öffentlichen Vorstellung der Pläne mit auf das Podium durften. Gut für Innenminister Thomas Strobl, dass er auch stellvertretender Ministerpräsident und Digitalminister ist – so konnte man ihn bei der Verkündung der löblichen Absichten allen anderen vorziehen. Doch wenn es nun an die Umsetzung geht, hilft die Hierarchie nicht weiter.