Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) hebt die Ticketpreise von Januar 2014 an im Schnitt um 2,8 Prozent an. Wenn die S-Bahn weiterhin schwächelt, dürfte die weitere Preisdebatte allerdings sehr kontrovers verlaufen.

Stuttgart - Der VVS-Aufsichtsrat hat am Dienstag die Ticketpreise für 2014 beschlossen (siehe Tabelle). Im Schnitt werden die Fahrscheine um 2,8 Prozent teurer. Allerdings können sich bei einzelnen Tickets Abweichungen ergeben. Einige Tickets sind preislich stabil geblieben.

 

Mit der Tariferhöhung sieht man sich im Vergleich mit anderen Verkehrsverbünden in Deutschland am unteren Ende der Skala. Leider lasse sich die jährliche Anpassung nicht vermeiden, wenn man Kostensteigerungen auffange und das Angebot verbessere – etwa mit einer verlängerten Stadtbahnlinie U 12, heißt es beim VVS. Schüler könnten schon seit Beginn des neuen Schuljahres das Scool-Abo rund um die Uhr im gesamten VVS-Netz nutzen. Das gilt auch für das Seniorenticket.

Firmen sollen für ihre Mitarbeiter einen Nachlass bekommen

Außerdem hat der VVS-Aufsichtsrat strukturelle Verbesserungen beim Firmenticket beschlossen. Für Unternehmen, die ihren Mitarbeitern einen Fahrtkostenzuschuss vom mindestens zehn Euro gewähren, gibt es einen Preisnachlass von zehn Prozent. Beim VVS hofft man, dass mancher Arbeitgeber umdenkt und künftig nicht nur Parkplätze und Dienstwagen subventioniert, sondern sich um die umweltfreundliche Anreise der Mitarbeiter kümmert und damit nebenbei auch Kosten für Firmenparkplätze einspart.

Die Landeshauptstadt Stuttgart will hier mit gutem Beispiel vorangehen: In der Landeshauptstadt wohnende Mitarbeiter sollen einen Zuschuss in Höhe von 30 Euro im Monat erhalten. Diesem Vorschlag muss aber der Gemeinderat bei den Haushaltsberatungen im Herbst noch zustimmen.

Stadtbahn hui, S-Bahn pfui

Viele Pendler aus der Region sind allerdings verärgert, weil sich bei der S-Bahn im Berufsverkehr Pannen und Verspätungen seit Monaten häufen und dadurch wichtige Anschlüsse – etwa in Herrenberg an die Ammertalbahn oder in Böblingen an die Schönbuchbahn – oft verpasst werden.

Die Grünen im Regionalparlament haben deshalb im September im Verkehrsausschuss der Region vergeblich gefordert, dass die Bahn wegen „miserabler Leistungen“ auf ihren Anteil an der Tariferhöhung verzichten soll. Hinter den VVS-Kulissen ist zu hören, dass die Tarifplanung im nächsten Jahr sehr schwierig werden dürfte, falls die Störungen, Verspätungen und Infrastrukturdefekte bei der S-Bahn nicht rasch minimiert werden könnten. Auch in Nahverkehrskreisen weiß man längst, dass viele S-Bahn-Kunden nicht mehr bereit sind, jedes Jahr mehr für ein schlechtes Nahverkehrsangebot zu zahlen.

Der Verkehrs-und Tarifverbund Stuttgart (VVS) hat für die Kundschaft längst zwei Gesichter: Während die S-Bahn permanent schwächelt und 87 nagelneue S-Bahnen wegen unbrauchbarer Schiebetritte auf dem Abstellgleis stehen, sind die  Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) gut unterwegs. Deren Fahräste profitieren von dem Kauf von 20 neuen Stadtbahnzügen und einem erweiterten Zehn-Minuten-Takt. Mitte September wurde zudem der etwa zwei Kilometer lange neue Abschnitt der U 12 zum Stadtteil Hallschlag eingeweiht.