Die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat haben viel Geduld aufbringen müssen – nun wird die Nasir Moschee in Waiblingen offiziell eröffnet. Zum Festakt kommt auch das geistige Oberhaupt Kalif Mirza Masroor Ahmad.

Vor dem großen Tag, dem 5. September, gibt es noch einiges zu tun in der Moschee der islamischen Ahmadiyya-Gemeinde Waiblingen. „Die Wände werden zum Teil nachgestrichen und Teppiche neu verlegt“, berichtet Pervaiz Ahmed, der Vorsitzende der Glaubensgemeinschaft. Denn am Tag ihrer offiziellen Eröffnung soll die Nasir Moschee tipptopp aussehen. Die rund 400 Mitglieder der Gemeinde nutzen den Bau am Waiblinger Bahnhof schon seit einiger Zeit, die große Feier für den lang ersehnten Neubau steht aber noch aus.

 

Für den Festakt hat sich mit Kalif Mirza Masroor Ahmad das geistige Oberhaupt der weltweit rund 20 Millionen Anhänger der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) als Gast angesagt. Dass der in London lebende Kalif nach Waiblingen kommt, ist für die hiesige Gemeinde ein Glücksfall und hat mit einem weiteren wichtigen Termin im Kalender der Glaubensgemeinschaft zu tun, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert.

Zur Jahresversammlung wird die Stuttgarter Messe angemietet

„Unsere Jahresversammlung findet von 1. bis 3. September in Stuttgart statt. Wir haben alle zehn Hallen der Messe angemietet, sodass diese zeitweise zur größten Moschee Europas wird“, sagt Shariq Iftikhar, der seit Ende Oktober als Imam der Gemeinde tätig ist. Der Kalif ist dann also schon vor Ort und stattet im Anschluss an die Großveranstaltung, bei der mehr als 50 000 Gläubige erwartet werden, der neuen Moschee in Waiblingen einen Besuch ab.

Weil der Gebetsraum der Moschee nur Platz für rund 200 Menschen bietet, wird die Feier in zwei Abschnitte geteilt. „Erst kommt unser Oberhaupt, eröffnet die Moschee und pflanzt einen Baum. Der Rest der Feier findet im Bürgerhaus Kernen statt“, sagt Pervaiz Ahmed. Das ursprünglich als Veranstaltungsort vorgesehene Bürgerzentrum Waiblingen sei ausgebucht gewesen.

Gäste aus Politik, Vereinen und der Nachbarschaft

Bei der Feier erwartet die Ahmadiyya-Gemeinde neben dem Ersten Landesbeamten Peter Zaar und Waiblingens Baubürgermeister Dieter Schienmann Gäste aus der Lokalpolitik, aus Vereinen und der Nachbarschaft. „Zur Feier darf jeder kommen, aber man sollte sich anmelden“, sagt Ahmed.

Der Bau der Nasir Moschee in Waiblingen war langwierig. Die Grundsteinlegung war bereits Ende des Jahres 2016, die eigentlichen Bauarbeiten an der Moschee, die zwischen ein Fitnessstudio und ein Parkhaus gebaut wurde, begannen allerdings erst gut zwei Jahre später und zogen sich hin. Im barrierefreien, überwiegend von regionalen Betrieben erstellten Neubau gibt es einen Gebetsraum für Frauen im ersten Stock, darüber einen Gebetsraum für Männer, Waschräume für beide Geschlechter, eine Küche samt Kühlraum sowie ein Multifunktionsraum für gemeinsame Essen, Besprechungen und Besuchergruppen und eine Drei-Zimmer-Wohnung für den zuständigen Theologen und seine Familie.

Moschee ist nicht nur zum Beten da

„Eine Moschee ist nicht nur dazu da, dass man hier gemeinsam betet“, erklärt Shariq Iftikhar. Er vergleicht die Funktion des Hauses mit der eines Kulturzentrums: „Die Moschee ist ein Platz, um zusammenzukommen, sich besser kennen zu lernen und Ruhe zu finden.“ Neben den Mitglieder der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), die sich als islamische Reformgemeinde versteht, seien andere Muslime und Nichtmuslime willkommen. Im vergangenen Jahr hat die Jugendorganisation der Gemeinschaft hier beispielsweise mit dem Deutschen Roten Kreuz eine Blutspendeaktion organisiert.

Shariq Iftikhar ist seit Herbst vergangenen Jahres als Imam in Waiblingen tätig, zuvor arbeitete er in Münster. Sein theologisches Studium hat er in Hessen absolviert: „Alle Imame unserer Gemeinschaft werden in Deutschland ausgebildet.“ Wie zahlreiche andere Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde sind auch Shariq Iftikhars Eltern aus Pakistan nach Deutschland gekommen, er ist hier geboren und aufgewachsen. „In Pakistan gelten wir als Mischmuslime und werden verfolgt“, sagt der Imam. Gläubige würden durch einen Stempel im Pass gekennzeichnet. „Mit diesem Pass kann man zum Beispiel nicht nach Saudi Arabien einreisen, einen Studienplatz zu bekommen ist auch schwer“, sagt Iftikhar. Für viele Gläubige sei Auswanderung die einzige Möglichkeit.

Waiblingen war Beispiel für andere Städte

„Eine richtige Moschee zu haben wirkt sich intern und extern positiv aus“, sagt Shariq Iftikhar, dessen Religionsgemeinschaft in Baden-Württemberg sechs Moscheen betreibt. Die in Waiblingen besitzt, anders als manche andere in Deutschland, kein klassisches Minarett aus Stein. Die Stadt und die Glaubensgemeinschaft haben sich stattdessen auf einen Kompromiss geeinigt – eine Art moderne Variante in Form eines rund 13 Meter hohen verzierten Metallelements. „Es geht darum, dass man erkennt, dass es ein Gotteshaus ist“, sagt Shariq Iftikhar, und daran störten sich die wenigsten. „Meist ist es so, dass die Menschen Angst vor einem Minarett haben, weil sie denken, da steht jemand oben und ruft herunter. Aber das ist ja sowieso nicht der Fall.“ Diese abgewandelte Version sei andernorts nun auch schon zum Einsatz gekommen, sagt Pervaiz Ahmed: „Aber Waiblingen war Vorreiter.“

Gemeinschaft mit sechs Moscheen in Baden-Württemberg

Gemeinde
 Die islamische Ahmadiyya-Gemeinschaft hat sechs Moscheen in Baden-Württemberg. In Deutschland gibt es rund 54 000 Gläubige, zur Waiblinger Gemeinde gehören circa 400 Mitglieder.

Festakt
 Die Nasir Moschee in Waiblingen, Innerer Weidach 10, wird am 5. September eröffnet. Die Feier beginnt um 13.30 Uhr in Waiblingen und wird dann im Bürgerhaus Kernen fortgesetzt. Angemeldete Gäste sind willkommen, eine Anmeldung ist bis zum 28. August möglich unter der Adresse www.nasir-moschee-waiblingen.de/anmeldung oder alternativ per E-Mail an sadr.waiblingen@ahmadiyya.de.