Die Politik geht Online. Wahlkampf 2.0 lautet die Devise in den Wahlkampfzentralen der Republik. Ein Blick auf die Region Stuttgart zeigt: auch hier ist der Internetwahlkampf angekommen. Ein Überblick über die Webpräsenzen der einzelnen Kandidaten.
Stuttgart - Die Politik geht Online. Wahlkampf 2.0 lautet die Devise in den Wahlkampfzentralen der Republik. Ein Blick auf die Region Stuttgart zeigt: auch hier ist der Internetwahlkampf angekommen.
Die Wichtigkeit von Facebook hat eine kürzlich vorgestellte Studie gerade erst bestätigt. Das soziale Netzwerk ist in Deutschland zur wichtigsten Informationsquelle junger Menschen im Internet geworden. Fast zwei Drittel der 14- bis 29-Jährigen nutzen das soziale Netzwerk, um sich aktuell über Politik, Wirtschaft und Kultur zu informieren. Insgesamt sind mehr als 25 Millionen Menschen aus Deutschland registriert, davon schauen 80 Prozent täglich in ihr Profil.
In der Region Stuttgart haben 85 Prozent der Kandidaten ein Facebook-Profil erstellt: immerhin 34 von 40 Kandidaten. Doch zwischen angemeldet sein und nutzen gibt es natürlich noch viele Abstufungen, die erst über den Erfolg einer Facebook-Seite Auskunft geben können. Facebook wird dabei von den meisten Politikern wohl für Terminankündigungen und den direkten Kontakt mit dem Wähler genutzt. Birgit Bender von den Grünen nennt das etwas verklausuliert die „lebensweltliche Ansprache“.
Überdurchschnittlich viele Migranten nutzen Facebook
Das sieht auch Stefan Kaufmann (CDU) so. „Betrachtet man die Zugriffe, ist sicher Facebook am wichtigsten“, sagt er über seine Onlinestrategie, vor allem für Menschen zwischen 18 und 30 sei Facebook ein Medium, „das die Wahlentscheidung beeinflussen kann“. Laut Martin Fuchs, Social Media- und Politikberater seien gerade Großstädte für Facebook prädestiniert. Außerdem „überdurchschnittlich viele Migranten Facebook nutzen“, die damit besonders gut erreicht werden könnten. Im ländlichen Raum dagegen sei Breitband und allgemein Internet und Social Media noch nicht so verbreitet. „Politiker kennen die Wähler auf dem Land noch viel öfter persönlich.", so Fuchs.
Doch geht es um harte Fakten, halten viele Kandidaten die Homepage für wichtiger. So betont Judith Skudelny (FDP), dass ihre Internetseite für sie das wichtigste Medium sei. „Wenn ich zum Beispiel Vorträge gehalten habe, informieren sich die Besucher über die Internetseite“, sagt sie. Das zeigt, dass jede Internetplattform unterschiedliche Aufgaben erfüllt und verschiedene Zielgruppen ansprechen kann.
Eine Plattform, die besonders zur Multiplikation von kurzen, prägnanten Stellungnahmen dient, wird jedoch in der Region Stuttgart noch sehr rudimentär benutzt: der Kurznachrichtendienst Twitter. Fuchs sieht das Potenzial von Twitter nicht darin, Wähler direkt anzusprechen. Nach seiner Analyse nutzen Twitter vor allem netzaffine Menschen, die oft selbst bloggen. Über diese Multiplikatoren werde somit indirekt auch die breite Masse erreicht. Doch nur 32 Prozent der Kandidatinnen und Kandidaten in der Region haben überhaupt einen Twitter-Account. Und davon wiederum haben manche wie Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) zwar einen Account, senden aber keine Tweets ab.
Am wichtigsten bleibt der persönliche Kontakt
Alle Kandidatinnen und Kandidaten haben betont, dass Authentizität gerade im Internet besonders wichtig sei. „Entweder man macht es selbst oder man lässt es bleiben“, sagt auch Skudelny, die selbst nicht twittere, weil ihr die „Leidenschaft“ fehle. Für Social Media-Berater Fuchs ist eben diese Authentizität das Wichtigste. „Ich finde es nicht schlimm, wenn jemand nicht selbst twittert“, sagt er, „aber das müsse transparent sein“.
Ein Trend, wer die „netzaffinste Partei“ in der Region Stuttgart ist, lässt sich nicht ausmachen. Die Kandidatinnen und Kandidaten der Region nutzen die verschiedenen Online-Kanäle in ähnlichem Umfang. Einziger Ausreißer ist die Linke, die keinen einzigen Twitter-Account hat, dafür aber zu 100 Prozent auf Facebook vertreten ist.
In der folgenden interaktiven Karte stellen wir die Bundestagskandidaten für die Region Stuttgart vor. Klicken Sie auf den jeweiligen Wahlkreis, um weitere Informationen und Links zu unserer Berichterstattung über die jeweiligen Kandidaten zu erhalten!
Gleichzeitig sind sich die Kandidaten auch über die Grenzen des Internets bewusst. Ein Sprecher von Özdemir hielt fest, für die Kandidatinnen und Kandidaten vor Ort sei immer noch der direkte Kontakt mit den Menschen entscheidend. „Online ist wichtig, aber es geht nicht um ein Entweder-Oder. Es geht darum, sowohl online als auch offline die Wählerinnen und Wähler zu erreichen.“
Die Twitter-Accounts der Kandidaten im Überblick in unserer Twitterliste.
Mehr Informationen zum Wahlkampf in der Region Stuttgart und auf Bundesebene bekommen Sie in unserem Themenspecial zur Wahl.