Nicht allzu oft kommt es vor, dass Tino Chrupalla in einer Talkshow auftaucht. Der AfD-Chef fordert eine Rückkehr zu russischem Gas und ein Ende des Ukrainekriegs. Seine Aussagen treffen auf Unverständnis.
Genau ein Zuschauer klatschte im Studio, als AfD-Chef Tino Chrupalla in der ARD davon sprach, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) einen Wirtschaftskrieg in der Ukraine führen würde und es wichtig sei, russisches Gas wieder nach Deutschland fließen zu lassen. Alles zum Wohle der Bürger und Bürgerinnen in unserer Demokratie, betonte er in Sandra Maischbergers Polit-Show am Mittwochabend. Chrupallas Ausführungen ließen nicht nur das Publikum verstummen, sondern zogen auch fragwürdige Blicke bei FDP-Fraktionschef Christian Dürr nach sich. Letzterer bezeichnete Chrupallas Aussagen als eine „Parallelwelt“ fernab der eigentlichen Realität: Russlands völkerrechtswidrigen Einmarsch in die Ukraine, Vergewaltigungen durch russische Soldaten und sinnloses Morden.
Gäste und Themen des Abends
Die „Maischberger“-Show am Mittwoch war mit dem Titel angekündigt: „Nur jeder Fünfte ist zufrieden mit der Ampelregierung. Kann die Einigung im Heizungsstreit die Wende bringen? Und hat Deutschland die richtige Strategie im Ukrainekrieg?“ Neben den beiden Politikern Chrupalla und Dürr waren unter anderem „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, „ZDF heute-journal“-Moderatorin Dunja Hayali, sowie Wolfram Weimer, Verleger von „The European“ und Militärexpertin Claudia Major eingeladen. Diskutiert wurden die sinkenden Umfragewerte der Ampel-Koalition, welche seit März runter auf 20 Prozent rauschten. Die wichtigsten Streitpunkte des Abends entfachten sich jedoch zwischen den beiden Politikern Chrupalla und Dürr: das im Bundestag aktuell heiß debattierte Heizungsgesetz (GEG) und Deutschlands Strategie im Ukrainekrieg.
Heizungsgesetz, Ukrainekrieg und Currywurst
Nur kurz wurde das Heizungsgesetz (GEG) abgehandelt – die Nutzlosigkeit des Ganzen ist laut Chrupalla nicht zu überbieten. Bürgerinnen und Bürger seien gezwungen Gasheizungen wieder rauszureißen und durch Wärmepumpen zu ersetzen, die technisch nicht in der Lage seien, eine Altbauwohnung überhaupt zu beheizen. Zudem bezeichnete er den in Zukunft möglichen Einbau von wasserstofffähigen Gasheizungen als sinnlos. Tatsächlich ist die Technik, laut Fachleuten, zurzeit noch nicht ausgreift genug, um zu wissen, ob sie in Privathaushalten je in Frage kommen wird. Für Chrupalla ist das alles grüne Ideologie, die dahin führe, wo die Koalition nun stehe: im Umfragetief.
Im Eiltempo ging es dann schon über zu Deutschlands Strategie im Ukraine-Krieg. Der FDP-Chef machte Chrupalla Vorwürfe: Er versuche den Angriffskrieg, der auch die deutsche Demokratie gefährde, zu rechtfertigen. Beide Politiker lieferten sich einen satten Schlagabtausch. Dürr sah sich mehrmals gezwungen, Aussagen Chrupallas zu korrigieren und richtig zustellen, wofür er den Applaus des Publikums erntete. Abbringen von seinem Russland-Kurs ließ sich Chrupalla allerdings nicht und blieb bei seiner Meinung: „Wertegeleitete Politik schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland.“
Uneinig waren sich die beiden Politiker auch bei einer eher ungewöhnlichen Frage der Moderatorin Maischberger. Sie fragte, Dürr und Chrupalla, ob sie auch mal gemeinsam eine Currywurst in der Bundestagskantine essen würden. Während Dürr verneinte, erzählte Chrupalla von gemeinsamen Kaffeerunden mit anderen Abgeordneten und bot dem FDP-Mann gleich an, das gemeinsam nachzuholen. Dürrs antwort: „Alles Quatsch!“