Frank Schmidt nimmt dem Ex-Freiburger Volker Finke den Rekord als Trainer mit der längsten Amtszeit bei einem Verein im deutschen Profifußball ab. Der Coach des 1. FC Heidenheim würde aber am liebsten nur über das Spiel gegen Werder Bremen reden.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Es wird wieder eine Text- oder Sprachnachricht kommen, vielleicht sogar ein Anruf: Bei Geburtstagen, Aufstiegen oder anderen besonderen Ereignissen nimmt Alexander Zorniger mit seinem Trainerkollegen Frank Schmidt regelmäßig Kontakt auf. So auch am Wochenende, wenn der Coach des 1. FC Heidenheim dem früheren Freiburger Volker Finke den Rekord als Trainer mit der längsten Amtszeit bei einem Verein im deutschen Profifußball abnehmen wird.

 

Es begann in Schwäbisch Gmünd

Zumal Zorniger bei Schmidts Debüt auf der Heidenheimer Trainerbank am 22. September 2007 der Trainer des Gegners war. Mit Normannia Gmünd setzte es damals in der Fußball-Oberliga eine 1:2-Niederlage. „Wir konnten uns anfangs gar nicht so gut leiden, doch längst schätzen wir uns sehr – und Franks Bodenständigkeit ist einfach überragend“, sagt der Coach von Zweitligist SpVgg Greuther Fürth, das seine siebte Trainerstation ist.

Schmidt aber ist 16 Jahre und 589 weitere Pflichtspiele später immer noch beim FCH – und auf der ganz großen Bühne angekommen. Aus der Interimslösung, die für zwei Spiele geplant war, ist eine Dauerlösung geworden. Mit der Partie am Sonntag (15.30 Uhr/Voith-Arena) gegen Werder Bremen wird Schmidt den Finke-Rekord brechen. Von 1991 bis 2007 trainierte der inzwischen 75-Jährige den SC Freiburg. „Ich gratuliere und sende Glückwünsche nach Heidenheim“, sagte Finke der Deutschen Presse-Agentur und sieht durchaus Parallelen zwischen Heidenheim und Freiburg: „Der Verein ist ein tolles Beispiel für Kontinuität und dafür, dass man auch an einem kleinen Standort große Dinge erreichen kann.“

Parallelen zum SC Freiburg

Was beim SC einst Finke und der 2009 verstorbene Ex-Präsident Achim Stocker waren, sind beim FCH Schmidt und der Vorstandsvorsitzende Holger Sanwald: Ein kongeniales Duo, das den Verein führt und nur eine Richtung kennt: nach oben. „Ohne den Trainer wäre unser sportlicher Aufstieg aus dem Amateurfußball bis in die Bundesliga so nie möglich gewesen“, sagt Sanwald. „Deshalb empfinde ich bei diesem Rekord große Dankbarkeit und Wertschätzung dafür, was Frank für unseren FCH geleistet hat.“

Schmidt selbst würde am liebsten gar nicht groß über den Rekord reden. „Ehrlich gesagt bedeutet er mir nichts, und ich bilde mir auch nichts darauf ein. Ich bin heute schon froh, wenn der Tag vorbei ist. Ich lebe in der Gegenwart“, sagte der 49-Jährige in einem Interview mit unserer Redaktion. Dass ihm der Personenkult unangenehm ist, liegt an seinem Charakter, aber auch ein bisschen an einer Partie vom September 2022: Damals feierten ihn die Fans im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern für sein 15-Jahr-Jubiläum. „Die Choreo der Fans war Weltklasse. Aber zwei, drei Prozent an Fokus auf das Wesentliche fehlten“, fand er. Trotz zweimaliger Führung hatte es nur zu einem 2:2 gereicht.

Voller Fokus auf Werder

Wahrscheinlich ist es nur eine frommer Wusch, aber: Die ganze Konzentration soll am Sonntag auf dem Spiel gegen Werder liegen. Der erste Bundesligasieg der Heidenheimer Vereinsgeschichte wird im vierten Anlauf mit aller Macht angepeilt. Dass es ausgerechnet gegen Bremen geht, verleiht dem Tag eine besondere Note. Zum einen geht es gegen den Verein, gegen den der FCH in der Relegation 2020 den erstmaligen Bundesliga-Aufstieg noch verpasst hatte (0:0 auswärts, 2:2 daheim).

Zum anderen gab es gegen das Team von der Weser am 30. Juli 2011 einen 2:1-Sieg des damaligen Drittligisten im DFB-Pokal-Erstrundenspiel, das Schmidt in seinem Buch „Unkaputtbar“ wie folgt beschreibt: „Für mich ist dieses Spiel bis heute ein Meilenstein. Diese Initialzündung haben die Menschen gebraucht auf der Ostalb, nein, wir haben es gebraucht, der Verein.“ Von da an sei es „in“ gewesen FCH-Fans zu sein.

Kann Schmidt nur Heidenheim?

Bis 2027 läuft der Vertrag von Frank Schmidt. „Vielleicht verlängert Frank sogar noch mal und beendet seine Trainertätigkeit dann in Heidenheim“, hofft Sanwald. In diesem Fall würde eine Frage für immer unbeantwortet bleiben: Kann Schmidt nur Heidenheim? Unter der Rubrik „beliebte Fragen, die ich ungerne beantworte“, schreibt der Coach in seinem Buch dazu: „Natürlich nicht, völliger Blödsinn – ich kann es derzeit aber nicht beweisen.“ Das sei die Antwort, wenn er gut gelaunt ist.

Nicht nur der Kollege Zorniger wünscht ihm diese gute Laune für sein Rekord-Spiel gegen Werder.