Die Fronten zu Stuttgart 21 sind klar: Grüne dagegen, SPD offiziell dafür. Doch das Treffen der SPD mit der CDU-Spitze ist eine Provokation.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der Spott ist in der Landespolitik schon fast zum geflügelten Wort geworden. In der grün-roten Regierung, wird gelästert, geriere sich die SPD "wie die Urlaubsvertretung der CDU". Für die Genossen wäre es fatal, wenn sich dieser Eindruck festsetzt. Doch mit gemeinsamen Gesprächsrunden wie jenen zu Stuttgart 21 leisten sie ihm kräftig Vorschub. Es ist eben nicht normal, wenn sich eine Regierungspartei mit der größten Oppositionspartei zusammensetzt, um zu besprechen, wie man der anderen Regierungspartei eine schwere Niederlage beibringen kann.

 

Gewiss, die Fronten bei dem Bahnprojekt waren schon vorher klar: Grüne dagegen, SPD offiziell dafür. Doch die Treffen führender Sozialdemokraten mit der CDU-Spitze sind gleich in mehrerlei Hinsicht eine Provokation. Sie provozieren ohne Not den Koalitionspartner, mit dem man immerhin noch viereinhalb Jahre gedeihlich zusammenarbeiten will.

Gespräche unter Ausschluss der Grünen verbieten sich da. Und sie provozieren das nicht zu unterschätzende Lager der Stuttgart-21-Gegner in der SPD, das der Parteiführung noch einigen Ärger bereiten könnte; schon rumort es laut im linken Flügel. In beiderlei Hinsicht zeugt das Kuscheln mit der CDU nicht gerade von strategischem Weitblick: Die "Urlaubsvertreter" könnten sich so schneller überflüssig machen, als ihnen lieb ist.