Zur Bundestagswahl haben die Parteien in Baden-Württemberg fast 400 Menschen mobilisiert, die für sie kandidieren. Darunter sind aber kaum junge Leute, nur 19 Kandidaten sind höchstens 25 Jahre alt.

Stuttgart - Rund 417 000 Baden-Württemberger dürfen am 22. September erstmals bei einer Bundestagswahl mitmachen. Das schätzt das Statistische Landesamt. So viele potenzielle Wähler seien seit dem 27. September 2009 volljährig geworden; damals fand zuletzt eine Bundestagswahl statt. Das wären 5,5 Prozent aller Wahlberechtigten im Südwesten. Sollten diese Jungwähler daran interessiert sein, Gleichaltrigen ihre Stimme zu geben, müssen sie genau hinschauen. Gerade mal 19 von 391 Listenkandidaten sind höchstens 25 Jahre alt. Das sind 4,9 Prozent.

 

Noch weniger ist es den Parteien gelungen, Deutsche mit Migrationshintergrund für eine Bundestagskandidatur zu gewinnen. Laut einer Aufstellung des Bundeswahlleiters sind deutlich über eine Million der insgesamt zu erwartenden 7,64 Millionen Wahlberechtigten im Land eingebürgert. Diese müssen fast vollständig darauf vertrauen, dass die Parteien mit ihren sozusagen urdeutschen Bewerbern auch die Belange der Integrationspolitik aufgreifen. Denn unter den 391 Kandidaten der 20 im Land antretenden Listen haben nur 23 einen Migrationshintergrund, darunter viele, die in Polen, Ungarn oder deutschen Gebieten in Rumänien geboren wurden.

Wenige Kandidaten mit Migrationshintergrund

Am aufgeschlossensten ist da die SPD. Sie hat allein sechs Kandidaten mit Migrationshintergrund auf ihrer Landesliste. Einer, der Heilbronner Josip Juratovic, der im kroatischen Koprivnica geboren wurde, sitzt schon im Bundesparlament. Bewerber mit türkischen, griechischen, iranischen und kuwaitischen Wurzeln vervollständigen das Tableau. Mit einem Anteil von 40 Prozent Migranten an ihren Kandidaten hält das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit (BIG) den Rekord. Das ist für die eher chancenlose zehnköpfige Landesliste der 2010 in Köln von Muslimen gegründeten Partei aber auch nicht verwunderlich.

Sehr ungleich verteilt sind auch die jugendlichen Bewerber. Von den 19 maximal 25-Jährigen bieten die Piraten alleine sechs auf. Das ist bei einer insgesamt 27 Köpfe umfassenden Landesliste keine schlechte Quote. Ansonsten sind die Nachwuchspolitiker meist singuläre Phänomene. Auf der Landesliste der SPD steht gerade einer, bei der FDP sind es immerhin zwei, darunter der mit 19 Jahren jüngste von allen. Grüne und Linke bieten auch nur eine(n) maximal 25-Jährige(n) auf, so viel wie ÖDP, MLPD, AfD oder NPD. Vier Jungspunde stehen hingegen auf der Liste der CDU.

Jung, aber aussichtslos

Das ist freilich ein Etikettenschwindel, denn die auf der Landesliste versammelten Christdemokraten haben so gut wie keine Chance, in den Bundestag zu kommen. Die Union holt seit Urzeiten ihre Mandate direkt in den Wahlkreisen. Wenn jungen – oder auch weiblichen – Kandidaten zum Durchbruch verholfen werden soll, müsste die CDU junge Leute oder Frauen ausdrücklich als Direktkandidaten nominieren. Das tut sie aber nicht. Von den 38 Wahlkreiskandidaten sind drei weiblich und nur einer ist unter 30 – der in Rastatt antretende Kai Whittaker mit 28 Lebensjahren. Mit seinen 34 Jahren ist der Ex-Landeschef der Jungen Union, Steffen Bilger, auch eher schon arriviert.

Immerhin hat die Union auch ihre Altvorderen auf der Landesliste geparkt. Fünf der dort versammelten Bewerber sind 70 oder älter, nur Wolfgang Schäuble und Egon Jüttner (beide Jahrgang 1942) haben als Wahlkreiskandidaten Chancen auf ein Mandat. Die höchste Seniorenquote erreicht die Partei „Ab jetzt . . .  Demokratie durch Volksabstimmung“. Vier der sechs Listenbewerber sind 70 oder älter. Diese Gruppierung stellt mit einer 88-jährigen früheren Hauswirtschafterin auch die älteste Kandidatin. Bei den Freien Wählern sind fünf Bewerber 70 Jahre oder älter. Bei SPD, Grünen, FDP und Linken gibt es davon keinen einzigen.