Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Dass es eine Sehnsucht der Menschen nach einem einfachen, überschaubaren und vor allem über die Nahrungsaufnahme kontrollierbaren Leben – und nichts anderes ist Fasten – gibt, beweist ein Blick in den Zeitungskiosk. Die Titel heißen „Slow“, „Herzstück“ oder „Happinez“ und erzählen in Variationen vom Verzichten und Loslassen, versehen mit ein bisschen Lifestyle.

 

Als Marta das erste Mal fastete, tat sie es eher unbewusst. Nach der Geburt ihrer Tochter ging es ihr psychisch richtig schlecht. Nachdem sie abgestillt hatte, hatte sie keinen Hunger mehr – und verzichtete intuitiv für etwa zehn Tage aufs Essen. Und siehe da: Es ging ihr merklich besser. „Das war die Lösung der Krise“, sagt sie. Seitdem begreift sie das Fasten als Katharsis, als eine nicht nur körperliche innere Reinigung. Sechs Jahre später, nach der Geburt ihres Sohnes, fastete sie wieder. Wieder wirkte es. Und als sie 50 wurde, wollte sie beim Fasten wieder loslassen – und sich die Haare nicht mehr weiter färben. Heute ist sie grau und ansteckend fesch. Diesmal will sie die Tochter mit ihren 30 Lebensjahren endlich in ihr eigenes Leben entlassen. „Ich habe mich immer als Problemlöserin angeboten.“ Damit soll nun Schluss sein. Noch einmal Loslassen also.

Schicksalsgemeinschaft Fastengruppe

Das Bodenseeörtchen Bodman döst Anfang März noch vor sich hin. Die Touristen kommen erst zu Ostern und wenn es sonniger ist. Dass Martas Fastenwoche auch in der österlichen Fastenzeit liegt, ist purer Zufall und ihrem Kalender geschuldet. Und so sitzt Marta sieben Morgen lang mit einem Grüppchen von zehn anderen Fastenwilligen – in der Mehrzahl Frauen zwischen 30 und 55 Jahren – um einen Tisch und löffelt zwischen Ex-Bankern mit Burn-out und Tierheilpraktikerinnen im Prüfungsstress zum Frühstück ein kleines Glas mit frisch gepresstem Gemüse- oder Fruchtsaft aus und löffelt abends mit der gleichen Leidenschaft Gemüsebrühe mit Kräutern – wohlgemerkt: ohne bissfesten Inhalt. Dazwischen wandert sie und macht Yoga. Bewegung regt den Kreislauf an. Die Tage folgen Ritualen. Marta beantwortet wie alle anderen allmorgendlich die Frage nach ihrem Befinden mit einem lachenden „Mir geht’s gut“ und schaut denen aufmunternd zu, die den Tag mit Kreislauftropfen und Blutdruckmessen beginnen müssen. Manche verschlafen die ersten drei Tage fast vollständig.

„Der Körper schaltet um“, sagt die Fastenleiterin Maria Margarita (46), um bei den Erstfastern das Verständnis für die Veränderungsvorgänge im Körper zu fördern. Auch Schlaflosigkeit, Frösteln oder kalter Schweiß können zu den Begleiterscheinungen des Fastens gehören – ebenso wie wilde Träume. Maria, die auch Heilpraktikerin ist, rät zum Fastentagebuch. Sie kennt den Großteil ihrer Gäste schon. Wer einmal fastet, kommt meist wieder. Auch wenn die Tage nicht immer ein Honigschlecken sind, machen sie offenbar Lust auf Wiederholung. „Das tut mir einfach irrsinnig gut,“ sagt Marta. Maria reichert das Fasten mit Informationen rund ums gesunde Leben und die richtige Ernährung an. Die Metzgerstochter fastet selbst seit 20 Jahren regelmäßig und konnte sogar ihren Vater vom Sinn der gesunden Ernährung überzeugen. Bei ihr heißt das: am besten in der Tradition des Ernährungspioniers Max Otto Bruker gar kein tierisches Eiweiß zu verzehren.

Fasten kann man ganz spartanisch als auch luxuriös

Diese Form des Verzichts ist längst nicht mehr nur die Sache knorriger Menschen in Wollsocken und Birkenstocksandalen. Irgendwie scheint Fasten dem Menschen quer durch alle Kulturen und Religionen ein Bedürfnis zu sein. Angebote gibt es hochklassige wie in der Buchinger-Klinik in Überlingen. Dort hat der Erfinder des Heilfastens, Otto Buchinger, 1953 noch den Grundstein für einen sehr einträglichen Sektor auf dem Gesundheitsmarkt geschaffen. Geführt wird die Klinik nun in der dritten Generation. Das Prinzip ist jedoch das gleiche geblieben: Brühe, Saft und Bewegung beugen Krankheiten vor und begünstigen Heilungsprozesse. Gäste aus aller Welt kommen und setzen auf Diskretion. Angelina Jolie soll darunter sein. Andere lieben es eher spartanisch und fasten im Kloster. Dort kommt zum Essensverzicht oft auch noch das Schweigen.

Dass es eine Sehnsucht der Menschen nach einem einfachen, überschaubaren und vor allem über die Nahrungsaufnahme kontrollierbaren Leben – und nichts anderes ist Fasten – gibt, beweist ein Blick in den Zeitungskiosk. Die Titel heißen „Slow“, „Herzstück“ oder „Happinez“ und erzählen in Variationen vom Verzichten und Loslassen, versehen mit ein bisschen Lifestyle.

Als Marta das erste Mal fastete, tat sie es eher unbewusst. Nach der Geburt ihrer Tochter ging es ihr psychisch richtig schlecht. Nachdem sie abgestillt hatte, hatte sie keinen Hunger mehr – und verzichtete intuitiv für etwa zehn Tage aufs Essen. Und siehe da: Es ging ihr merklich besser. „Das war die Lösung der Krise“, sagt sie. Seitdem begreift sie das Fasten als Katharsis, als eine nicht nur körperliche innere Reinigung. Sechs Jahre später, nach der Geburt ihres Sohnes, fastete sie wieder. Wieder wirkte es. Und als sie 50 wurde, wollte sie beim Fasten wieder loslassen – und sich die Haare nicht mehr weiter färben. Heute ist sie grau und ansteckend fesch. Diesmal will sie die Tochter mit ihren 30 Lebensjahren endlich in ihr eigenes Leben entlassen. „Ich habe mich immer als Problemlöserin angeboten.“ Damit soll nun Schluss sein. Noch einmal Loslassen also.

Schicksalsgemeinschaft Fastengruppe

Das Bodenseeörtchen Bodman döst Anfang März noch vor sich hin. Die Touristen kommen erst zu Ostern und wenn es sonniger ist. Dass Martas Fastenwoche auch in der österlichen Fastenzeit liegt, ist purer Zufall und ihrem Kalender geschuldet. Und so sitzt Marta sieben Morgen lang mit einem Grüppchen von zehn anderen Fastenwilligen – in der Mehrzahl Frauen zwischen 30 und 55 Jahren – um einen Tisch und löffelt zwischen Ex-Bankern mit Burn-out und Tierheilpraktikerinnen im Prüfungsstress zum Frühstück ein kleines Glas mit frisch gepresstem Gemüse- oder Fruchtsaft aus und löffelt abends mit der gleichen Leidenschaft Gemüsebrühe mit Kräutern – wohlgemerkt: ohne bissfesten Inhalt. Dazwischen wandert sie und macht Yoga. Bewegung regt den Kreislauf an. Die Tage folgen Ritualen. Marta beantwortet wie alle anderen allmorgendlich die Frage nach ihrem Befinden mit einem lachenden „Mir geht’s gut“ und schaut denen aufmunternd zu, die den Tag mit Kreislauftropfen und Blutdruckmessen beginnen müssen. Manche verschlafen die ersten drei Tage fast vollständig.

„Der Körper schaltet um“, sagt die Fastenleiterin Maria Margarita (46), um bei den Erstfastern das Verständnis für die Veränderungsvorgänge im Körper zu fördern. Auch Schlaflosigkeit, Frösteln oder kalter Schweiß können zu den Begleiterscheinungen des Fastens gehören – ebenso wie wilde Träume. Maria, die auch Heilpraktikerin ist, rät zum Fastentagebuch. Sie kennt den Großteil ihrer Gäste schon. Wer einmal fastet, kommt meist wieder. Auch wenn die Tage nicht immer ein Honigschlecken sind, machen sie offenbar Lust auf Wiederholung. „Das tut mir einfach irrsinnig gut,“ sagt Marta. Maria reichert das Fasten mit Informationen rund ums gesunde Leben und die richtige Ernährung an. Die Metzgerstochter fastet selbst seit 20 Jahren regelmäßig und konnte sogar ihren Vater vom Sinn der gesunden Ernährung überzeugen. Bei ihr heißt das: am besten in der Tradition des Ernährungspioniers Max Otto Bruker gar kein tierisches Eiweiß zu verzehren.

Fasten kann man ganz spartanisch als auch luxuriös

Diese Form des Verzichts ist längst nicht mehr nur die Sache knorriger Menschen in Wollsocken und Birkenstocksandalen. Irgendwie scheint Fasten dem Menschen quer durch alle Kulturen und Religionen ein Bedürfnis zu sein. Angebote gibt es hochklassige wie in der Buchinger-Klinik in Überlingen. Dort hat der Erfinder des Heilfastens, Otto Buchinger, 1953 noch den Grundstein für einen sehr einträglichen Sektor auf dem Gesundheitsmarkt geschaffen. Geführt wird die Klinik nun in der dritten Generation. Das Prinzip ist jedoch das gleiche geblieben: Brühe, Saft und Bewegung beugen Krankheiten vor und begünstigen Heilungsprozesse. Gäste aus aller Welt kommen und setzen auf Diskretion. Angelina Jolie soll darunter sein. Andere lieben es eher spartanisch und fasten im Kloster. Dort kommt zum Essensverzicht oft auch noch das Schweigen.

Warum tun Menschen sich das an? Warum ist ihnen weniger für eine kurze Zeit mehr? Es gibt niemanden, der nach einer Woche fasten nicht den Gürtel mindestens ein bis zwei Löcher enger schnallen kann. Für manche ist das der Hauptgrund für den Verzicht. Auch wenn das in den Fastenrunden niemand sagt. Da steht die heiß ersehnte Distanz zum Trubel der Welt, die der Verzicht zwangsläufig mit sich bringt, im Vordergrund. „Fasten hat eine ungeheure Dynamik, weil man anders als bei Diäten schnell eine Wirkung spürt“, sagt Andreas Michalsen. Mit dem Intervallfasten hat er nun auch eine Antwort auf die Frage gefunden, wie man Fastenerfolge nachhaltiger machen kann. Michalsen ist selbst in der Experimentierphase und verzichtet auf das Frühstück, um seinem Körper tägliche Fastenzeiten von 14 bis 16 Stunden zu gönnen. Je nachdem, wie es in den Tagesablauf passe. Im Tierversuch habe sich das bereits als wirksam erwiesen.