Gefallene Helden wie Uli Hoeneß Sex, Drugs, Steuerhinterziehung
Sex, Drugs, Steuerhinterziehung: Immer wieder stolpern Promis über Skandale. Der Fall Uli Hoeneß ist nur der letzte in einer langen Reihe. Die Fans jedoch sind jedes Mal enttäuscht, wenn ein scheinbar strahlender Held von seinem Podest stürzt. Wir skizzieren einige Fallbeispiele.
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Uli Hoeneß – früher strahlender Held, heute vermeintlicher Steuerhinterzieher.
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Doping „Ich habe niemanden betrogen“ – Auf einmal war da dieser Junge aus Rostock und mischte die Tour de France auf. 22 Jahre, sommersprossig, frech und wahnsinnig athletisch, so strampelte Jan Ullrich sich 1996 auf den zweiten Platz. Und im Jahr drauf war es so weit: Zum ersten Mal gewann ein Deutscher die Grand Boucle. Und blieb dabei total normal, jung, unbekümmert, geerdet, aß gern Torte und trank auch mal ein Glas Rotwein. Die Frauen mochten seine Muskeln und dass er oberhalb des Gluteus maximus nicht so verhärmt aussah wie die anderen Radsportler, die Männer bewunderten seinen Kampfgeist (oder umgekehrt). Leider blieb Ullrich bei der Frankreichrundfahrt auf den zweiten Platz abonniert. Was er unternahm, um es dem ewigen Ersten Lance Armstrong endlich einmal zu zeigen, führte 2006 zum Sturz. Der zog sich hin – über Suspendierung, Prozesse, Strafzahlungen, Beteuerungen; Ullrichs Mantra in der Zeit: „Ich habe niemanden betrogen.“ 2012 erkannte der Sportgerichtshof CAS ihm alle Titel seit 2005 ab. Ironie des Schicksals: ein paar Monate später musste auch Lance Armstrong alles zugeben. Ullrichs Sperre läuft in diesem August aus.
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Ehebruch mit Folgen „Es tut mir wirklich leid“ – Sie waren ein nicht nur glamouröses, sondern auch sehr ungewöhnliches Paar: Arnold Schwarzenegger und seine Frau Maria Shriver. Er die Verkörperung des Klischees vom eingewanderten Selfmade-Man mit robustem Auftreten und konservativer Grundeinstellung, sie hingegen Journalistin und Spross des Kennedy-Clans. Außerdem ungewöhnlich: die Beziehung im Dunstkreis Hollywoods hielt, seitdem die beiden sich 1977 bei einem Tennisturnier kennen gelernt hatten, und brachte vier Kinder hervor. Dem Familienglück schien nichts etwas anhaben zu können. Dass die ebenso schöne wie intelligente Maria dem Ex-Terminator und frisch gebackenen Ex-Gouverneur von Kalifornien im Frühjahr 2011 nach 25 Jahren Ehe die Koffer vor die Tür stellte, war Folge seines Eingeständnisses, es gebe da ein „Ereignis, das vor einem Jahrzehnt stattfand“. Nämlich die Zeugung eines Sohnes mit einer Angestellten, die vor und nach dem „Ereignis“ im Haushalt der Schwarzenegger-Shrivers tätig war, insgesamt 20 Jahre. „I am truly sorry“ (es tut mir wirklich leid), sagte Schwarzenegger in seinem ersten Statement. Inzwischen hat der „Governator“ seine Memoiren veröffentlicht und wirkt wieder ganz aufgeräumt. Manche haben sogar von ehelicher Versöhnung läuten hören.
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Trunkenheit am Steuer „Bleibe bei dem, was dein Herz rät“ – Sie erschien vielen als Lichtblick: Margot Käßmann, die erste Frau an der Spitze des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Bis zum Abend des 20. Februar 2010 hatte die Tochter einer Krankenschwester und eines Automechanikers alles richtig gemacht: Generalsekretärin des Kirchentags, Landesbischöfin, EKD-Vorsitzende, Mutter von vier Töchtern. Sogar Brustkrebs und Scheidung kriegte sie in den Griff. Aber dann: mit 1,54 Promille die rote Ampel ignoriert und erwischt. Am 24. Februar 2010 trat sie zurück, mit Verweis auf Jesus Sirach: „Bleibe bei dem, was dir dein Herz rät.“ Dass sie seinerzeit nicht lang gefackelt und glaubwürdig Reue gezeigt hat, trug dazu bei, dass Käßmann jetzt als EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 unterwegs ist. Und auch in der evangelischen Kirche sind Frauen in Führungspositionen eher Mangelware. In anderen christlichen Vereinen ist man allerdings noch weniger zimperlich: So wurde Otto Wiesheu (CSU) erst wegen einer Trunkenheitsfahrt mit Todesfolge verurteilt und dann Staatsminister für Verkehr.
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Akademisches Abschreiben „Ich schäme mich nicht nur heimlich“ – Man muss Annette Schavan einfach glauben, dass ihr Gewissen rein und sie als Person somit unbefleckt aus der Affäre um die Aberkennung ihres Doktortitels hervorgegangen ist. Anders ist nicht zu erklären, mit welchem Gott- bzw. Selbstvertrauen die Bundesbildungsministerin sich 2011 im Skandal um die in weiten Teilen abgeschriebene Dissertation ihres Ministerkollegen Karl-Theodor zu Guttenberg positionierte. „Ich schäme mich nicht nur heimlich“, gab sie im Interview zu Protokoll. Womit klar war, dass die Kanzlerin – als deren „Vertraute“ Schavan immerzu bezeichnet wurde – den Mann nicht mehr halten wollte. Gut ein Jahr nach dessen Rücktritt geriet die gebürtige Niederrheinerin mit der katholisch grundierten Parteikarriere selbst ins Visier der Plagiatsjäger. Und siehe da: Zeit und Umstände hin oder her – ganz und gar auf ihrem eigenen Mist gewachsen ist Annette Schavans „Person und Gewissen“ nicht. Oder jedenfalls so wenig, dass es die quasi geborene Bildungspolitikerin ihre politischen Ämter kostete – auch wenn sie gegen den Entzug des „Dr.“ gerichtlich vorgeht.
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Sex Drugs Hotelrooms „Ja, ich habe Fehler gemacht“ – Mit Ende vierzig kriegen manche die Krise. Dagegen kann man etwas unternehmen. Eine Klubschiffkreuzfahrt buchen, zum Friseur gehen – je nach Geldbeutel und Gusto. Michel Friedman, Jahrgang 1956, Vizevorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, flamboyanter Politiker und Politikkritiker, „Krawattenmann des Jahres“, mit höchsten französischen Orden ausgezeichnet, Bundesverdienstkreuz- und Fernsehpreisträger („Vorsicht, Friedman!“) und fest mit der TV-Moderatorin Bärbel Schäfer verbandelt, musste 2003 einen Strafbefehl über 17.400 Euro akzeptieren, nachdem er sich in seiner Interconti-Suite mit ukrainischen Zwangsprostituierten und Kokain verlustiert hatte. Die Welt wusste nicht, worüber sie sich mehr wundern sollte – über Friedmans Rücksichtslosigkeit gegenüber den Frauen oder die Dummheit des brillanten Kopfs. Seine Erklärung: „Ja, ich habe Fehler gemacht.“ Die wurden ihm verziehen: erst von seiner Frau, dann von den Medien. Die Krise habe ihm das Leben gerettet, sagte er später in einer Talkshow.
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VergeSSlichkeit – „Der nicht abgetragene Rest . . .“ – Verstrickung in die Verbrechen des Nationalsozialismus ist in Deutschland mit Recht ein Makel, der als hinderlich für jedes weitere Fortkommen gilt. Allerdings ist dieser Makel jahrzehntelang so weit verbreitet gewesen, dass das mit dem Karrierehemmnis sich dann doch ganz schön relativierte. Einer, der nicht müde wurde, das zu geißeln und die Verantwortlichkeit auch der Nachgeborenen einzufordern, ist der Literaturnobelpreisträger Günter Grass. Wo es gegen Geschichtsvergessenheit und rechte Umtriebe der Gegenwart zu trommeln galt, war er zur Stelle. Und dann schreibt er sein Leben auf und offenbart eher en passant, dass er als sehr junger Mann in die Waffen-SS eingetreten war – die er als „Doppelbuchstaben“ und „Doppel-Rune“ umschreibt. Dabei schien der Umgang mit dem Thema ihm selbst irgendwie mulmig; so jedenfalls wirkte das den Text durchziehende Geeier um den „nicht abgetragenen Rest, der allzu häufig Mitverantwortung genannt wird“. Als Grass’ Buch „Beim Häuten der Zwiebel“ im August 2006 Furore machte, glaubten die einen den lästigen Sozi-Propagandisten endlich moralisch erledigt. Die anderen hatten Anlass, über Verdrängung und ihre Mechanismen auch bei den Linken unter den Kriegsteilnehmern nachzugrübeln.